Frühlingswanderung (29): Hochries

impressionen aus duft

Das Ziel unserer heutigen Frühlingswanderung ist der 1.569m hohe Gipfel der Hochries am Nordrand der westlichen Chiemgauer Alpen, den wir von Duft aus „erklimmen“. Diese Tour sollte man sich – sofern es die Schnee- und Wetterlage zulässt - am besten vor Beginn der Seilbahnsaison vornehmen, denn der weite Rundumblick und die bewirtschaftete Gipfelhütte ziehen dank Aufstiegshilfe doch recht viele Tagesgäste an. Der Rosenheimer Hausberg ist von der Talstation Samerberg-Grainbach aus durch einen Sessellift und ab der Mittelstation Ebenwaldalm durch eine Kabinenbahn erschlossen (Informationen zu Fahrzeiten etc. findet man unter www.hochriesbahn.de). Neben dem West- und Ostaufstieg aus Grainbach starten weitere Zustiegsalternativen in Hohenaschau, Spatenau oder Duft.

 

Bei der Anfahrt durch das Inntal orientieren wir uns zunächst in Richtung Nußdorf (über die Inntalautobahn aus Kufstein oder vom Inntaldreieck kommend wählt man die Ausfahrt Brannenburg / Nußdorf). In Nußdorf folgen wir der Beschilderung nach Neubeuern / Rosenheim und biegen kurz nach dem Nußdorfer Ortsende am Weiler Breiten von der Bundesstraße nach rechts ins Erholungsgebiet Samerberg ab. Das Gasthaus Duftbräu nahe unseres Ausgangspunkts ist hier mit einer verbleibenden Anfahrtsstrecke von 8,5km ausgeschildert. Die Kreisstraße führt über Roßholzen bis nach Eßbaum, wo wir vor der kleinen Ortskapelle rechts nach Holzmann abbiegen. Hier rückt der Heuberg, den wir bei der Anfahrt nahezu umrundet haben, erneut ins Blickfeld. Während der mehrgipflige Heuberg vom Inntal aus einen durchaus schroffen Charakter ausstrahlt, dominiert auf seiner Ostseite eher die Wald- und Almlandschaft. Wir passieren im Folgenden den Weiler Ried im Winkel sowie das Gasthaus Duftbräu und erreichen kurz darauf die nach rechts abzweigende Auffahrt zum Wanderparkplatz im Gammernwald. Ein schmaler Schotterweg leitet uns nun knapp 1,5km teils stramm hinauf zum kostenpflichtigen Waldparkplatz, der nicht nur Ausgangspunkt für eine Hochries-Tour sein kann, sondern z.B. auch Heuberg, Kranzhorn oder Spitzstein erschließt. Am Parkautomaten ist eine Tagesgebühr von 3,00 EUR zu entrichten.

 

Wir starten auf 875m Seehöhe. Unser Tagesziel ist am oberen Ende des Parkplatzes mit 3 Stunden Gehzeit ausgeschildert. Hier folgt man zunächst der geschotterten, sachte ansteigenden Forststraße geradeaus in den Wald, immer der Beschilderung „Feichteck / Pölcherschneid / Hochries“ folgend. Die erste Passage läßt sich auch über einen direkter und steiler verlaufenden Karrenweg abkürzen. An der Wegverzweigung kurz vor der Stiegel-Alm biegen wir links auf einem Teerweg ab (geradeaus ginge es weiter Richtung Euzenau bzw. Schwarzrieshütte). Nach etwa 15 Minuten Gehzeit halten wir uns an einer weiteren Gabelung rechts (Schild zur Wagneralm, auch hier würde ein alternativer Pfad in direkterer Linie zur Hütte führen). Kurz darauf treten wir aus dem Wald und queren unter den beiden, links über uns auf einer Kuppe in rund 1.050m Höhe thronenden Gebäuden der Wagneralm hindurch.

Wir gönnen uns einen kurzen Abstecher zur beliebten, heute aber geschlossenen Almwirtschaft mit Panoramablick auf Heuberg sowie Kranzhorn und biegen dafür an einem Schilderbaum links ab. Der Fahrweg führt uns wenige Höhenmeter bergauf zur natursteingemauerten Hütte, die wir rund 30 Minuten nach dem Start erreichen. Die Wagneralm ist an Wochenenden und Feiertagen nahezu ganzjährig bewirtschaftet (während der Sommersaison ab Mai ist bei schönem Wetter zusätzlich Donnerstag abends und Freitag nachmittags geöffnet). Angeboten werden almtypische Brotzeiten. Eine öffentliche Zufahrt oder Übernachtungsmöglichkeiten gibt es nicht. Gen Westen blicken wir hinüber zu der malerisch auf einem offenen Hochplateau gelegenen Daffnerwaldalm mit ihren Einkehrstationen Laglerhütte und Deindlalm. Darüber erheben sich die vier Heuberg-Gipfel (Kindlwand, Wasserwand, Heuberg und Kitzstein) aus dem Bergwald.

Etwas oberhalb der Wagneralm könnte man den Aufstieg über Almwiesen entlang der Auerwand in Richtung Feichteck-Alm bzw. Feichteck fortsetzen. Wir entscheiden uns heute für die „Forststraßen-Route“ bis zur Pölcheralm und kehren zum Ausgangspunkt des kleinen Abstechers zurück.

Der breite Schotterweg führt uns nach links im mehr oder weniger lichten Bergwald in angenehmer Steigung bergauf. Wir orientieren uns immer an der Beschilderung in Richtung Pölcherschneid / Hochries. Nach rund 1 Stunde Gehzeit verlassen wir auf Höhe der Schweiberer Alm (1.160m) erneut den Wald. Über das Tiroler Trockenbachtal hinweg blicken wir hinüber zum Pasterkopf und Spitzstein. Auch der sich nordöstlich des Spitzsteins bis zum Predigtstuhl erstreckende Bergkamm mit Klausenberg, Zinnenberg und Brandelberg ist gut überblickbar. Kurz darauf passieren wir die Wirtsalm (1.150m) und das Gebäude der Alm-Genossenschaft Samerberg. Auf den umliegenden Wiesen sprießen zahlreiche Frühlings-Krokusse.

Der Fahrweg zur Pölcheralm steigt nach einem Flachstück stärker an, die bald folgende Abzweigung nach links zur Feichteck-Alm ist noch schneebedeckt. Von rechts mündet der Zustieg von der Unterwiesen-Alm am Talschluß des Trockenbachtals ein. Wir marschieren halbrechts weiter. Der Weg führt uns in Serpentinen hinauf in den Pölcherkessel.

Die Gebäude der Pölcheralm mit ihren teils von Klaubsteinmauern eingefassten Almgärten liegen idyllisch in einer Hangmulde. Darüber ragen die Gipfel des 1.514m hohen Feichteck (links) und des 1.496m hohen Karkopf (rechts) in den Himmel. Auf dem betonierten Almweg wandern wir in einem weiten Rechtsbogen hinauf zur Pölcherschneid, dem grasigen Verbindungskamm zwischen den beiden Erhebungen. Auf 1.380m Seehöhe treffen wir – rund 2 Stunden nach dem Start - auf die alternativen Aufstiegsrouten vom Gammernwald (via Feichteck oder Sachrinnstein) bzw. vom Wanderparkplatz Spatenau.

Bei unserer Herbstwanderung zum Feichteck (vom Erler Kranzhorn-Parkplatz aus) haben wir uns am Sattel nach links orientiert, zur Hochries geht es nach rechts auf einem Forstweg in östlicher Richtung weiter. Auf die Möglichkeit, neben der Hochries auch noch die beiden anderen Gipfel des „Trios“ Feichteck – Karkopf – Hochries zu besteigen, verzichten wir heute. Wir ignorieren deshalb auch die bald folgende Abzweigung nach rechts zur Überschreitung des Karkopfs, die insbesondere bei feuchten Wetterbedingungen anspruchsvoll sein kann (die Route auf der Westseite erfordert generell gute Trittsicherheit und etwas Kletterfertigkeit bzw. Schwindelfreiheit). Stattdessen wandern wir auf dem befestigten Weg nördlich um den Karkopf herum. Aufgrund überhängender Felsen sollte man auf eine erhöhte Steinschlaggefahr achten. Trotz Tagestemperaturen von über 15 Grad haben sich auf der Nordseite einige tiefe Schneefelder und Eiszapfen gehalten.

Linkerhand blicken wir bis zum Wendelstein sowie weit in das Voralpenland und den Chiemgau. Im Nahbereich dominieren der Moserboden und die markant an den Hängen der Hochries gelegene Seitenalm. Auf der Ostseite des Karkopfs (die einen einfacheren Aufstieg zum Gipfel ermöglicht) mündet in einer Senke ein weiterer Aufstiegsweg aus Richtung Spatenau / Grainbach ein. Nach einem Gatter wenden wir uns auf rund 1.420m Höhe nach links und folgen dem Pfad - vorbei an einem Wegkreuz – in Richtung Hochries. Auf einen kurzen und felsigen Anstieg folgt ein schöner Kamm-Höhenweg. Am Westgrat der Hochries mündet von links der über die Seitenalm heraufkommende Hauptpfad ein.

Nur noch leicht ansteigend marschieren wir auf die bereits in östlicher Richtung erkennbare Hochrieshütte zu. Nach insgesamt etwas über 2,5-stündigem Aufstieg, auf dem knapp 700 Höhenmeter zu bewältigen waren, haben wir unser Tagesziel erreicht.

Direkt gegenüber der Hochrieshütte steht auf 1.569m das Gipfelkreuz. Die Hochries ist kein markanter Einzelgipfel, sondern der höchste Punkt eines Gebirgsmassivs, zu dem auch der Riesenberg gehört. Der Rundblick auf dem beliebten Aussichtsberg schweift über das Trockenbachtal, das Inntal samt umliegender Berge (vor allem Kaisergebirge, östliches Mangfallgebirge) sowie das Rosenheimer Land und den Chiemgau mit Simssee und Chiemsee. In der Ferne runden die Gletscherberge der Zentralalpen das grandiose Gipfelpanorama ab. Etwas unterhalb des Hochriesgipfels befindet sich der Startbereich für Gleitschirm- und Drachenflieger sowie wenige Gehminuten entfernt die Bergstation der zweiteiligen Bahn.

 

Die zentrale Anlaufstelle auf der Hochries ist die Hochrieshütte, in der es sich gemütlich einkehren läßt. Das Haus des Deutschen Alpenvereins (Sektion Rosenheim) wurde ursprünglich 1913 erbaut, 1959 durch einen Neubau ersetzt und kürzlich renoviert. Erst vor wenigen Tagen fand nach einem Wirtewechsel die Wiedereröffnung statt. In den freundlich gestalteten Gaststuben sowie auf der großen, süd- und westseitig ausgerichteten Sonnenterrasse kann man sich die angebotenen Speisen schmecken lassen. Neben Suppen, Salaten und Brotzeiten sowie Burgern und Käsespätzle gibt es wechselnde Tagesgerichte (heute zum Beispiel Putengeschnetzeltes) und Kuchen.

Die Hochrieshütte ist ganzjährig bewirtschaftet, derzeit ohne Ruhetag. Auch Übernachtungen sind in Mehrbettzimmern und Lagern möglich (insgesamt gibt es 38 Schlafplätze). Über Details und aktuelle Informationen kann man sich im Internet unter www.hochrieshuette.de informieren.

Angesichts des herrlichen Sonnenscheins und der beeindruckenden Aussicht fällt uns der Aufbruch nach der Einkehrpause schwer. Vom Hochriesgipfel aus marschieren wir auf der gleichen Route entlang des Kammverlaufs zurück bis in die Senke zwischen Hochries und Karkopf. Letzteren umgehen wir erneut und erreichen nach rund 30 Minuten die Wegkreuzung auf der Pölcherschneid. Auch hier wählen wir den vom Aufstieg bekannten Weg und folgen immer der Beschilderung zurück zum Waldparkplatz Gammern (verbleibende Gehzeit: 2 Stunden). Über Pölcheralm, Wirts- und Genossenschaftsalm, Schweiberer-Alm sowie Wagneralm führen uns die Forstwege sachte bergab zum Ausgangspunkt.

Nach insgesamt rund 5-stündiger Tour (ohne Berücksichtigung der Gipfelrast) erreichen wir schließlich den Parkplatz. Wer die Tour mit einer (weiteren) Einkehr beschließen möchte, findet im nahen Berggasthof Duftbräu (www.duftbraeu.de) dazu die passende Gelegenheit.

Die Hochries bietet ein grandioses Tal- und Bergpanorama samt gemütlicher Gastronomie !

Günter Etschel ALMVOLK

 

Gefahrenhinweis und Haftungsausschluss:

Die im ALMVOLK Blog veröffentlichten Tourenberichte beschreiben unsere persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen, die wir nach bestem Wissen und mit größtmöglicher Sorgfalt aufbereiten. Wir freuen uns, wenn sie den Lesern als Motivation und Anregung für eigene Ausflüge in die bayerische und tiroler Bergwelt dienen.

Die Berichte sind jedoch grundsätzlich subjektiver Natur und explizit auch nicht als Wanderführer gedacht. Gehzeiten und Schwierigkeiten sind individuell unterschiedlich, Bedingungen vor Ort wie Wegverhältnisse, Beschilderungen oder Hütten-Öffnungszeiten können sich jederzeit ändern. Eine eigenständige Tour-Vorbereitung und Beurteilung von Routen, Wetterverhältnissen und möglichen Gefahren sind unverzichtbare Voraussetzungen für jede Unternehmung in alpinem Gelände. Dazu zählen auch das vorherige Studium von Informations- und Kartenmaterial, das Mitführen einschlägiger Ausrüstung sowie die realistische Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit. Dies gilt umso mehr bei Streckenverläufen abseits markierter Wanderwege oder gesicherter Steige.

Die Nutzung aller hier aufgeführten Informationen und das Begehen bzw. Befahren der beschriebenen Wege erfolgt deshalb stets auf eigene Gefahr und Verantwortung. Wir übernehmen keine Gewähr für die Aktualität, Korrektheit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Inhalte und Daten. Es wird - soweit gesetzlich zulässig - keinerlei Haftung (gleich aus welchem Rechtsgrund) für etwaige Unfälle oder Schäden übernommen, die auf fehlerhaften oder fehlenden Angaben in unseren Berichten beruhen könnten. Siehe dazu auch den allgemeinen Haftungsausschluss im Impressum. Sollten Sie in einem Beitrag Fehler entdecken oder ergänzende Anmerkungen haben, sind wir für Hinweise jederzeit dankbar !