Herbstwanderung (28): Feichteck

impressionen aus erl / tirol

Unsere heutige Herbstwanderung überschreitet wieder Grenzen. Wir starten im Tiroler Ort Erl, Ziel ist das 1.514m hohe Feichteck am Rand der Chiemgauer Alpen auf bayerischem Gebiet. Dabei verläuft die gewählte Rundtour auf drei kurzen Streckenabschnitten (zwischen Rabenegg-Alm und Schwarzrieshütte, zwischen Unterwiesen-Alm und Pölcheralm sowie zwischen Kasalm und Rabenegg-Alm) größtenteils weg- und markierungslos. Wer durchgehend beschilderte Wanderwege bevorzugt, kann alternative Routen zum Feichteck finden.

 

Erl im Inntal ist von Kufstein, Oberaudorf oder Brannenburg aus erreichbar. Aus Richtung Oberaudorf kommend überqueren wir den Inn und passieren kurz vor dem Erler Ortsteil „Dorf“ das bekannte Passionsspielhaus. An der Kirche biegen wir rechts ab und folgen nun immer der Beschilderung zum Kranzhorn-Parkplatz. Die streckenweise schmale und in Serpentinen ansteigende Straße führt uns mehrere Kilometer den Erler Berg hinauf. An zwei Abzweigungen halten wir uns jeweils links. Auf 947m Seehöhe bietet der im Geisgraben liegende kostenpflichtige Wanderparkplatz (2,00 EUR Tagesgebühr am Ticketautomaten) ausreichend Stellplätze.

 

An der Weggabelung unterhalb des Kranzhorn-Parkplatzes könnte man auch geradeaus auf einem nicht für den öffentlichen Verkehr freigegebenen Wirtschaftsweg durch das Trockenbachtal zu unserem Zwischenziel, der bewirtschafteten Schwarzrieshütte, wandern. Wir wählen heute aber die Route über die Rabenegg-Alm (auf einigen Wegweisern auch “Rabeneck” genannt).

Am oberen Ende des Parkplatzes folgen wir dem geschotterten Forstweg nach rechts in den Wald (Ausschilderung “Rabeneck / Pastau-Almen”), geradeaus würde man zur Kranzhorn-Alm bzw. zum Kranzhorn-Gipfel gelangen. Die erste Abzweigung nach rechts - eine Sackgasse zur Aschberg-Alm - lassen wir rechterhand liegen, an der zweiten biegen wir rechts ab. Geradeaus würde der Weg weiter zur Pastau-Alm führen, die wir bei einer unserer Frühlingstouren besucht haben. Auf dem stetig ansteigenden Fahrweg marschieren wir mehrere Kehren durch teils lichten, mit vielen Buchen besetzten Hochwald bergauf. Wir bleiben dabei immer auf dem Hauptweg.

Kurz vor der Rabenegg-Alm öffnet sich nach fast 1 Stunde Gehzeit das Gelände und wir blicken rechts hinüber zum Spitzstein (mit der Jausenstation Altkaseralm und der Nesselbrandalm), hoch über dem Trockenbachtal gelegen. Dieses können wir noch weit in Richtung Talschluss einsehen, auf der rechten Talseite sind die Hütten der Schwarzriesalm in den Hang gebettet. Linkerhand ist der Heuberg erkennbar, geradeaus thront unser heutiges Tagesziel.

Die Rabenegg-Alm liegt auf einer großen Lichtung auf rund 1.080m unterhalb des 1.326m hohen Pasterkopf mit seinem bewaldeten Gipfelbereich. Der Pasterkopf stand im letzten Herbst auf unserem Tourenprogramm.

Wir wandern am Almgebäude vorbei und über das wellige Weidegelände ostwärts bis zum Waldrand. Für den folgenden, etwa 15-minütigen Wegabschnitt zur Fürst-Alm muss man auf Markierungen achten, die an einigen Bäumen angebracht sind und darüber hinaus etwas Orientierungssinn einsetzen. Der im teils dichten Wald bergab verlaufende schmale Jägersteig wird offenbar selten genutzt und ist nur schwer erkennbar. Am Ende des Waldstücks erreichen wir schließlich die freien Weiden um die private Obere Fürst-Alm. Diese liegt auf 999m oberhalb des durch das Trockenbachtal zur Schwarzrieshütte führenden Fahrwegs. Über teilweise leicht morastigen Almgrund marschieren wir nun direkt auf die Schwarzrieshütte zu, wobei ein Weidezaun zu überwinden ist. Kurz vor der Jausenstation ist der Boden von zahlreichen Murmeltier-Bauen durchzogen, mit etwas Geduld bekommt man die scheuen Tiere auch zu sehen.

Rund 1,5 Stunden nach dem Start erreichen wir die auf 970m liegende Schwarzrieshütte, die als nördlichste Schutzhütte Tirols gilt. In der gemütlichen Gaststube bzw. auf der sonnigen Terrasse werden typische Hüttengerichte und selbstgebackener Kuchen angeboten. Zu den Klassikern auf der Speisekarte – darunter verschiedene Brotzeiten, Gulasch- und Fritattensuppe, Kaspressknödel-Suppe, Speckknödel und Spinatknödel sowie Leberkäse - kommen wechselnde saisonale Tagesgerichte. Die verwendeten Produkte und Zutaten stammen vorwiegend von regionalen Erzeugern. Die Schwarzrieshütte, die auch 16 Schlafplätze bietet, hat während der Sommersaison von Mittwoch bis Sonntag geöffnet (Ruhetag am Montag und Dienstag). Details kann man auf der Homepage unter www.schwarzries.at nachlesen.

Für uns ist die Schwarzrieshütte heute nur eine Durchgangsstation auf dem Weg zum Feichteck. Wir folgen dem Fahrweg hinunter zum Trockenbach. An der Wegkreuzung am Talboden orientieren wir uns nach links (rechts ginge es zurück zum Kranzhorn-Parkplatz). Wir folgen dem breiten, sachte zum Talschluss hin ansteigenden Schotterweg. Dieser verläuft immer parallel zum Bach, der zahlreiche Gumpen und an einer Stelle auch einen imposanten Wasserfall ausbildet. Wir passieren die Lahnalm und nähern uns 30 Gehminuten nach der Schwarzrieshütte der auf 1.088m liegenden Unterwiesen-Alm.

Da der Feichteck-Gipfel schon linkerhand über uns sichtbar ist, wenden wir uns vor dem ersten Hofgebäude nach links und queren den Wiesenhang bergwärts. An einem Jägerstand endet der befestigte Pfad. Über steile Grashänge und einen Bergwaldgürtel steigen wir nun weg- und markierungslos dem Gipfel entgegen. Dabei überschreiten wir in der sogennanten Karleite auch die österreichisch-deutsche Grenze. Schließlich stoßen wir auf einen Forstweg, dem wir in Serpentinen bergauf folgen.

Etwa 45 Minuten nach der Unterwiesen-Alm erreichen wir die Pölcheralm mit ihren teils von Klaubsteinmauern eingefassten Almgärten. Die Gebäude liegen in einer Hangmulde. Darüber bildet sich ein Kessel aus, der vom 1.496m hohen Karkopf (rechts) und vom Feichteck (links) umrahmt wird. Auf dem betonierten Almweg steigen wir in einem Rechtsbogen hinauf zur Pölcherschneid, dem grasigen Verbindungskamm zwischend den beiden Gipfeln. Auf 1.380m treffen wir auf den vom Wanderparkplatz Samerberg-Spatenau heraufkommenden Aufstiegsweg.

Auf der Pölcherschneid wenden wir uns nach links, passieren ein Gatter und biegen kurz darauf vom Forstweg nach rechts auf einen schmalen Waldpfad ab. Dieser führt uns in Serpentinen über farnbedeckte Böden etwas mehr als 130 Höhenmeter hinauf Richtung Gipfelkreuz. 30 Minuten nach der Pölcheralm bzw. knapp 3,5 Stunden nach dem Aufbruch am Erler Berg stehen wir auf dem 1.514m hohen Gipfel.

Das Feichteck ist der westliche Ausläufer des Hochrieskamms. Am höchsten Punkt bietet sich eine weitreichende Aussicht ins Voralpenland bzw. Chiemgau und auf die umliegende Bergwelt. Nach Osten hin blicken wir über den Karkopf hinweg zur 1.569m hohen und bei Gleitschirmfliegern als Startgelände beliebten Hochries (mit Hochrieshütte). Auch der sich nordöstlich des Spitzsteins bis zum Predigtstuhl erstreckende Bergkamm mit Klausenberg, Zinnenberg und Brandelberg ist gut überblickbar.

Weiter westlich gibt es im Gipfelbereich des Feichteck einen weiteren Aussichtspunkt, von dem aus wir auf Kaisergebirge, Kranzhorn sowie über den Gammernwald hinweg auf den Heuberg mit seinen vier Gipfeln Kindlwand, Wasserwand, Heuberg und Kitzstein blicken. Auch die Daffnerwaldalm (mit Laglerhütte und Deindlalm) auf dessen ostseitigen Hochplateau ist erkennbar. Dahinter schließt sich jenseits des Inntals das Wendelsteingebiet an, dessen zahlreiche Erhebungen sich aufgrund der heute leider etwas diesigen Fernsicht nur schemenhaft abzeichnen.

Nachdem wir das Feichteck-Panorama ausgiebig genossen haben, steigen wir in Richtung der am sonnigen Südhang gelegenen Feichteck-Alm ab. Dabei durchschreiten wir kurz unter dem Gipfel großflächige Heidelbeerfelder. Der Pfad führt über Almgelände hinab zur Forststraße, die von der Pölcherschneid herunter kommt und uns in einer weiten Schleife direkt zur Feichteck-Alm führt.

Nach rund 20-minütigem Abstieg gönnen wir uns auf der Terrasse der Feichteck-Alm eine Stärkung für den Rückweg. Auf 1.310m Seehöhe blicken wir hinüber ins benachbarte Tirol. Die zum Samerberger Mayerhof gehörende Hütte ist während der Almsaison von Anfang Juni bis Anfang Oktober, bei schönem Wetter auch noch an den anschließenden Wochenenden bewirtschaftet. Es gibt einfache Brotzeiten (Speckbrot, Kasbrot, Würstel, Suppen), Kuchen und Getränke. Übernachtungen sind nicht möglich.

Im Anschluss setzen wir unseren Rückweg fort und folgen der anfangs asphaltierten, später geschotterten Straße, die östlich der Feichteck-Alm talwärts führt. An einem Wegdreieck zweigt nach links die Auffahrt zur Pölcheralm ab. Hier orientieren wir uns nach rechts und folgen nun immer der Beschilderung in Richtung Wagner-Alm. Im weiteren Wegverlauf passieren wir auf rund 1.150m die Wirtsalm, das Gebäude der Almgenossenschaft Samerberg und die Schneiberer-Alm. Rund 30 Minuten nach der Feichteck-Alm wandern wir an zwei Wegkreuzungen geradeaus in Richtung Kasalm (nach rechts würde man in wenigen Minuten zur bewirtschafteten Wagner-Alm bzw. zum Waldparkplatz Gammern gelangen).

Kurz danach biegen wir am Wegpunkt “Forststraße – Abzweigung Kasalm” auf 1.007m nach links zur Kasalm ab und wandern am Almkreuz vorbei. Auf Höhe der Hütte orientieren wir uns nach rechts (geradeaus führt der Weg in 20 Minuten zur Schwarzrieshütte). Hinter der Kasalm befindet sich am Waldrand ein Überstieg. Von dort führt ein moderat ansteigender Pfad, der weitgehend durch hohe Gräser zugewachsen und daher nur schwer erkennbar ist, zur Rabenegg-Alm. Unterwegs überschreitet man im Wald am sogenannten Fürsteck erneut die Landesgrenze, diesmal von Bayern nach Tirol.

Etwa 20 Minuten nach der Kasalm erreichen wir erneut das Weidegelände der Rabenegg-Alm, steigen einige Höhenmeter hinauf und blicken nochmals zurück zum Feichteck. Auf der vom Hinweg bekannten Route marschieren wir in 45 Minuten zurück zum Ausgangspunkt. Unser heutiger Ausflug endet nach insgesamt 6 Stunden (davon rund 2,5 Stunden Abstieg).

Im Frühling, wenn an den Südhängen des Feichteck die Krokusse blühen, kommen wir wieder und hängen dann Karkopf und Hochries auch noch dran !

 

Günter Etschel ALMVOLK

Hinweis: Die Benutzung der beschriebenen Wege erfolgt stets auf eigene Gefahr.