Hütten im Winter (67): Feilalm

impressionen aus pertisau / Tirol

Bei unserer letzten Winterwanderung von Pertisau zur Gramai Alm haben wir sie schon über uns auf einem Geländeabsatz in 1.372m Höhe unterhalb des Feilkopf-Gipfels thronen sehen, heute ist sie das Tagesziel: die Feilalm. Beim Zustieg zur ganzjährig bewirtschafteten Hütte, deren Almweg im Winter auch zum Rodeln genutzt wird, ist allerdings unbedingt die Lawinen-Gefahrenlage am jeweiligen Tag zu beachten.

 

Unser Ausgangspunkt ist der große, gebührenpflichtige Wander- bzw. Loipenparkplatz am Eingang zu den Karwendeltälern. Aus dem Inntal kommend biegen wir nach der Serpentinen-Auffahrt von Wiesing nach Maurach links in Richtung Pertisau ab. Bei der Anfahrt aus dem Tegernseer Tal via Achenpass hält man sich hier entsprechend rechts. In Pertisau passieren wir das Achensee-Südwestufer, orientieren uns an der Beschilderung zur Karwendel-Bergbahn und folgen anschließend der Naturparkstraße geradeaus bis zum Parkplatz. Die am Automaten zu entrichtende Tagesgebühr beträgt 5,00 Euro.

 

Wir starten auf rund 980m Seehöhe. Die Feilalm – oft auch als Feilkopfalm bezeichnet - ist am Parkplatz mit 1 Stunde 45 Minuten Gehzeit ausgeschildert. Vor uns können wir den kreuzgeschmückten Feilkopf mit dem östlich darunter gelegenen Einkehrziel bereits erkennen. Der markante, bis auf die Spitze bewaldete Bergkegel ist 1.562m hoch.

Wir lassen den ersten Zugang ins Falzthurntal linkerhand liegen und marschieren auf dem gewalzten Winterwanderweg parallel zu der im Winter nur von Berechtigten befahrenen, allee-artigen Mautstraße nach Norden (Wegweiser in Richtung Gernalm / Pletzachalm). An der folgenden Wegverzweigung am Schnittpunkt von Falzthurntal und Gerntal wandern wir ohne merkliche Steigung geradeaus weiter. Kurz darauf erreichen wir bei der sogenannten Tunigenwiese die Stelle, an der sich Winter- und Sommerweg zur Feilalm trennen. Bei winterlichen Verhältnissen ist zu empfehlen, der Straße zunächst weiter taleinwärts zu folgen. Am Ende der großen Lichtung um die Pletzachalm biegt auf rund 1.080m Seehöhe dann linkerhand der Almweg ab, der bis zur Feilalm hinaufführt. Diese Route wählen auch diejenigen, die einen Schlitten mitführen.

Aufgrund der geringen Schneeauflage an den von der Sonne beschienenen Hängen und einer günstigen Tages-Prognose bezüglich der Lawinengefahr entscheiden wir uns heute für eine Rundwanderung mit dem direkter, steiler und schneller verlaufenden Waldsteig an der Südostflanke des Feilkopfes als Aufstiegsvariante. Über den breiten Winterwanderweg geht es dann zurück. Je nach Schneelage bzw. Bodenverhältnissen können bei dieser Routenwahl Aufstiegshilfen wie Schneeschuhe oder Grödel sinnvoll sein.

Nach etwas mehr als 1km bzw. rund 15 Minuten seit dem Start biegen wir an der großen Hinweistafel also nach links auf den mit 1 Stunde Gehzeit beschilderten Steig zur Feilalm ab. Durch zunächst dichten und später lichteren Wald geht es in gleichmäßiger Steigung bergauf. Der Pfad ist durch Vorgänger gut ausgetreten, aber stellenweise stark vereist. Wir queren einen Forstweg, bevor uns der Sommerweg im oberen Bereich einen herrlichen Ausblick ins Falzthurn- bzw. Gramaital gewährt. Dahinter ragen die mächtigen Felsmassive von Sonnjoch und Lamsenspitze auf.

Nach gut 40-minütigem Aufstieg in westlicher Richtung treffen wir auf einen weiteren Forstweg, dem wir nun nach rechts folgen (Beschilderung zur Feilalm mit verbleibender Gehzeit von 20 Minuten). Dabei queren wir einen Lawinenstrich, der - bei entsprechenden Verhältnissen - besondere Aufmerksamkeit erfordert. In moderater Steigung vollziehen wir eine kurze Schleife nach Nordosten, bis wir auf die aus dem Pletzach- bzw. Gerntal heraufkommende Forststraße zur Feilalm treffen.

Auf präpariertem Untergrund geht es nun noch zwei Serpentinen aufwärts, bevor die Gebäude der kleinen Almsiedlung ins Blickfeld rücken. Hier am weniger bewaldeten Geländeabsatz öffnet sich nun auch der Blick hinab auf die Ortschaft Pertisau und den Achensee vor der Kulisse des Rofan-Gebirges. Nach bislang rund 1 Stunde 15 Minuten Gehzeit und fast 400 Höhenmetern haben wir das Tagesziel erreicht.

Die Bedingungen lassen es heute zu, dass wir vor der Einkehr auch dem knapp 200 Meter höher aufragenden Feilkopf-Gipfel einen Besuch abstatten. Wir folgen den Trittspuren entlang des Ziehwegs, der hinter der Bergwirtschaft weiter bergauf führt. Unterhalb der weitgehend baumfreien Gipfelpartie queren wir zunächst den Südhang, wobei wir eine Hütte mit erneut prächtiger Aussicht passieren. Wir überblicken den langen Taleinschnitt zwischen Falzturnalm und Gramai Alm, unserem letzten Hüttenziel. Auch ein Rudel Gämsen nutzt die sonnige Mittagszeit zum Äsen.

Am Sattel östlich des Feilkopfes angekommen können wir durch die Bäume die Gebäude der Gütenberg-Alm erkennen. Deren Übergang ignorieren wir jedoch und wenden uns stattdessen nach rechts. In leichter Steigung marschieren wir die letzten Meter über den sanften Bergrücken ostwärts hinauf zum Gipfelkreuz. Für den Aufstieg ab der Feilalm haben wir die ungefähr die dort angegebenen 30 Minuten benötigt.

Auf 1.562m Seehöhe laden einige Holzbankerln zum Verweilen und Genießen des fantastischen Panoramas ein. Trotz der vergleichsweise leichten Erreichbarkeit ist man im Winter am Feilkopf meist allein. Unter uns erkennen wir den Ausgangspunkt am Beginn der Karwendeltäler. Hinter Pertisau glänzt die von Seebergspitze, Ebner Joch und Bärenkopf eingerahmte Südspitze des Achensees mit der Ortschaft Maurach.

Nach ausgiebiger Gipfelrast marschieren wir vom Feilkopf – mit Blick auf die sich unmittelbar vor uns erhebenden Felswände der Bettlerkarspitze sowie auf Mondscheinspitze und Hohe Gans – zurück in den Sattel. Von dort geht es linkerhand auf dem Aufstiegsweg in etwas mehr als 20 Minuten wieder hinab zur Feilalm.

Auf einer Seehöhe von 1.372m als "Aussichtskanzel" am Feilkopf-Osthang gelegen gilt die Feilalm als eine der panoramareichsten Hütten in der Achensee-Region. Im Winter ist je nach Witterung von Dezember bis März täglich geöffnet, wobei an manchen Tagen der Zugang aufgrund von Lawinengefahr nicht möglich ist (neben dem allgemeinen Lawinenwarndienst sind entsprechende Hinweise auf der Homepage sowie Aushänge am Parkplatz bzw. den Abzweigungen zur Alm zu beachten !).

Die rustikale Bergwirtschaft verfügt über rund 40 Plätze, zusätzlich bietet die Sonnenterrasse an schönen und dann meist auch stärker frequentierten Tagen zusätzliche Sitzgelegenheiten. Die Gäste können sich typische Tiroler Hüttenküche schmecken lassen. Auf der Speisekarte stehen neben kalten Brotzeiten und Salaten beispielsweise Gulaschsuppe, Kaspressknödel oder Kaiserschmarrn.

Die Familie Knapp richtet auf der Feilalm auch Feierlichkeiten jeder Art aus. Detailinformationen zur beliebten Hütte findet man im Internet unter www.feilalm.at.

Nach der Einkehr wählen wir für den Abstieg den geschotterten Almweg, der neben Versorgungsfahrten zum Winterwandern und Rodeln präpariert wird. In nördlicher Richtung schlängelt sich dieser rund 300 Höhenmeter talwärts bis zur Wegkreuzung an der Pletzachalm. Nach der ersten großen Kehre tauchen wir in den Bergschatten ein. Die Strecke ist rodeltechnisch nicht zu anspruchsvoll, sie besitzt ein eher kurvenarmes Profil mit wechselnder Steilheit. Wie bei allen Naturbahnen gilt für Wanderer erhöhte Vorsicht bezüglich eisiger Stellen und abfahrender Rodler. An lichten Stellen können wir rechterhand hinab ins winterliche Pletzach- bzw. Gerntal blicken. Linkerhand zeigen sich am Hang immer wieder gefrorene Wasserfälle.

Rund 45 Minuten nach dem Aufbruch auf der Feilalm erreichen wir den Talboden. Hier verläuft das Loipennetz. Vor uns öffnet sich der weite, von Blaikenkopf, Rauenkopf, Juchtenkopf und Kelberg begrenzte Kessel um die Platzachalm. Von links mündet die schneebedeckte Gernstraße von der Gernalm her ein, geradeaus könnte man auf den Winterwanderweg durch das Gerntal wechseln. Wir bleiben auf der rechten Talseite und marschieren entlang der Straße in nahezu gerader Linie talauswärts. Für Rodler wird es ab hier deutlich flacher. Leicht abfallend geht es auf rund 1.040m Seehöhe am Abzweig zum nahen, ebenfalls im Winter geöffneten Almgasthof Pletzach (www.pletzach-alm.jimdosite.com) vorbei.

Circa 30 Minuten später passieren wir die bekannte Wegkreuzung an der Tunigenwiese. Von dort sind es nur noch wenige Gehminuten parallel zur Mautstraße bzw. Langlaufloipe retour zum Parkplatz. Nach etwa 1,5-stündigem Abstieg endet – mit nochmaligem Schulterblick hinauf zum Aussichtsberg - unsere heutige Hüttentour im Naturpark Karwendel. Insgesamt waren wir mit dem Abstecher zum Feilkopf-Gipfel – zusammen etwa 14km Streckenlänge - knapp 4 Stunden unterwegs (reine Gehzeit ohne Berücksichtigung von Gipfelrast und Einkehr).

Eine urige Hütte in exponierter Lage mit herrlichem Achensee-Panorama und Gipfeloption !

 

Günter Etschel ALMVOLK

 

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Die Berichte sind jedoch grundsätzlich subjektiver Natur und explizit auch nicht als Wanderführer gedacht. Gehzeiten und Schwierigkeiten sind individuell unterschiedlich, Bedingungen vor Ort wie Wegverhältnisse, Beschilderungen oder Hütten-Öffnungszeiten können sich jederzeit ändern. Eine eigenständige Tour-Vorbereitung und Beurteilung von Routen, Wetterverhältnissen und möglichen Gefahren sind unverzichtbare Voraussetzungen für jede Unternehmung in alpinem Gelände. Dazu zählen auch das vorherige Studium von Informations- und Kartenmaterial, das Mitführen einschlägiger Ausrüstung sowie die realistische Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit. Dies gilt umso mehr bei Streckenverläufen abseits markierter Wanderwege oder gesicherter Steige.

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