Hütten im Winter (62): Aueralm (via Söllbachtal)

impressionen aus bad wiessee

Routen mit guten Bedingungen für eine winterliche Hüttentour werden angesichts des Tauwetters in den Tälern zunehmend rar. Dennoch werden wir heute am Tegernsee fündig. Von Bad Wiessee aus wandern wir über das Söllbachtal hinauf zur ganzjährig bewirtschafteten Aueralm. Die beliebte Ausflugshütte befindet sich in aussichtsreicher Lage unterhalb des Fockenstein auf 1.266m Höhe. Im Abstieg führt die Rundtour durch das wildromantische Zeiselbachtal zurück zum Ausgangspunkt.

 

Bei der Anfahrt orientieren wir uns in Gmund nach Bad Wiessee am Westufer des Tegernsees. Am südwestlichen Ortsrand biegen wir kurz nach der Maria-Himmelfahrt-Kirche von der Sanktjohanser Straße nach rechts in die Söllbachtalstraße ab und folgen dieser bis zu den ausgewiesenen Parkflächen am Söllbach (alternativ kann man sich vor der Einfahrt auch rechts in Richtung Hotel-Restaurant Sonnenbichl halten und den ebenfalls kostenpflichtigen Wanderparkplatz am Eingang des Zeiselbachtals nutzen). Die am Automaten zu entrichtende Parkgebühr – Wintertarif - beträgt 50 Cent je halbe Stunde, wobei die erste halbe Stunde frei ist (benötigt werden 3,50 bis 4,50 Euro je nach Einkehrzeit).

 

Wir starten am vorderen von zwei Parkplätzen auf rund 770m Seehöhe. Die Aueralm ist mit 1,5 Stunden Gehzeit ausgeschildert, bei winterlichen Bedingungen ist eine längere Dauer einzuplanen. Auf weitgehend abgetautem Asphalt marschieren wir entlang des Söllbachs sachte ansteigend taleinwärts. Einige Staustufen mit kleinen Wasserfällen sorgen für idyllisches Rauschen im engen und bewaldeten Bachgraben. Nach circa 15 Minuten passieren wir die schon länger geschlossene Gaststätte Söllbachklause (793m) und lassen an der folgenden Brücke auch die erste Abzweigung in Richtung Bauer in der Au (ebenfalls bis auf Weiteres geschlossene Gastwirtschaft) linkerhand liegen. Kurz darauf biegen wir nach rechts auf den beschrankten Forstweg zur Aueralm ab (geradeaus ginge es weiter entlang des Söllbachs bis zur Schwarzentenn-Alm, die wir kürzlich von Kreuth-Klamm aus besucht haben).

Die folgende Aufstiegsstrecke wird in einschlägigen Wanderführern als Naturrodelbahn ausgewiesen. Wahrscheinlich aufgrund des heftigen Schnee- und Windbruchs zu Beginn des Jahres, dessen Auswirkungen unterwegs deutlich zu sehen sind, ist sie derzeit aber nicht entsprechend präpariert. Die teils hohe Schneedecke ist momentan aber noch so kompakt, dass wir dem durch „Vorgeher“ gespurten Pfad auch ohne Hilfsmittel wie Schneeschuhe folgen können. Im Mischwald stapfen wir nun stärker ansteigend die Südostflanke des Söllbergs hinauf. Lichte Stellen mit Aussicht sind selten. Wegweiser sind keine zu erkennen, ohne Trittspuren wäre zumindest eine gewisse Ortskenntnis vonnöten. Die Route vollzieht einige Kehren, wobei wir immer wieder kleine Bachgräben queren, die den Hang durchziehen.

Nach rund 1 Stunde 15 Minuten Gehzeit haben wir nach Süden hin endlich freie Sicht und können Roß- und Buchstein (mit der winterlich ruhenden Tegernseer Hütte) erkennen. Kurz darauf blicken wir über die Söllbachaualm bzw. Scheibenaualm am Talboden hinweg auf die Massive von Hirschberg und Kampen. Der Pfad zieht weiter in angenehmer Steigung bergauf, von rechts mündet 15 Minuten später der Sommerweg vom Sonnenbichl via Wachselmooseck bzw. Wachselmoosalm ein. Wir halten uns an der Wegkreuzung links und durchschreiten einen Hochwald-Abschnitt. An dessen Ende treffen wir auf den alternativen Zustiegsweg durch das Zeiselbachtal (unsere spätere Abstiegsroute). In nun offenem Gelände folgen wir den Schneemobilspuren nach Westen. Während des Schlußanstiegs rückt jetzt auch die am Buchetskogel (1.271m) erbaute Aueralm ins Blickfeld, dahinter erhebt sich der 1.564m hohe felsige Fockenstein. Nach knapp 2-stündigem Aufstieg über rund 500 Höhenmeter erreichen wir unser heutiges Einkehrziel.

Die Aueralm zählt sicherlich zu den bekanntesten Einkehr-Almen am Tegernsee. Die urige Hütte liegt auf 1.266m Seehöhe in malerischer, sonnenverwöhnter Hochplateau-Lage. Das grandiose Bergpanorama wird vom Auer- und Ochsenkamp, Hirschberg (mit dem Hirschberghaus), Roß- und Buchstein, Wallberg sowie Baumgartenschneid geprägt. In der gemütlichen, kachelofenbeheizten Almstube oder auf der nach Süden und Westen ausgerichteten Terrasse kann man sich neben frisch zubereiteten Tagesgerichten (heute beispielsweise Fleischpflanzerln) verschiedene bayerische Brotzeiten, Suppen und hausgemachten Kuchen schmecken lassen. Es gilt Selbstbedienung. Die Aueralm hat grundsätzlich ganzjährig geöffnet, Montag ist Ruhetag. Übernachtungsmöglichkeiten gibt es nicht. Aktuelle Informationen zur Bergwirtschaft bietet die Homepage www.aueralm.de.

Den Gipfelabstecher zum Fockenstein überlassen wir den Schneeschuhgehern. Wir marschieren nach der Einkehr in wenigen Minuten hinab zur Weggabelung am Waldrand. Unsere Rundtour setzt sich hier links über das Zeiselbachtal fort. Auf dem rund 4,5km langen Hauptweg zur Aueralm kann laut Kartenmaterial grundsätzlich ebenfalls gerodelt werden, auch wenn er im oberen Bereich im engen Taleinschnitt unterhalb des Sattelkopfes zum Teil schmal verläuft und erhöhte Aufmerksamkeit bezüglich aufsteigender Wanderer geboten ist. Im schattigen Wald geht es zunächst steil in nordöstlicher Richtung bergab, immer am noch tief eingeschneiten Zeiselbach entlang. Der mit dem Schneemobil zu Versorgungszwecken befahrene und daher regelmäßig planierte Weg ist heute gut begehbar, bei eisigen Bodenverhältnissen empfiehlt sich die Mitnahme von Grödeln.

Rund 30 Minuten nach dem Aufbruch an der Aueralm passieren wir die Zeiselbach-Winterstube. Das Gefälle nimmt nun deutlich ab. Der breite Forstweg ist geräumt bzw. stellenweise sogar schon schneefrei. Eine Abzweigung nach links auf die nicht gespurte Wiesseer Höhenstraße (via Breitenbachtal) wird ignoriert. Etwa 30 Minuten später endet der Schotterweg am Waldrand. Nach der Brücke über den Zeiselbach queren wir den dortigen Wanderparkplatz (865m) und folgen dem asphaltierten Sonnenbichlweg mit Blick auf den Tegernsee und dessen östliche Bergwelt bergab. Das Sonnenbichl-Areal samt Hotel-Restaurant und Pisten (Audi Skizentrum, kein öffentlicher Liftbetrieb) lassen wir rechterhand liegen. Kurz nach einem Wasserhochbehälter erreichen wir die Zufahrt zum Söllbachtal-Parkplatz. Nach knapp 1,5-stündigem Abstieg und insgesamt rund 3,5 Stunden Gehzeit (ohne Berücksichtigung der Einkehr) sind wir zurück am Ausgangspunkt.

Eine einladende Bergwirtschaft mit zwei gleichwertigen Zustiegsoptionen, die sich zu einer schönen Rundtour verbinden lassen !

 

Günter Etschel ALMVOLK

 

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Die Berichte sind jedoch grundsätzlich subjektiver Natur und explizit auch nicht als Wanderführer gedacht. Gehzeiten und Schwierigkeiten sind individuell unterschiedlich, Bedingungen vor Ort wie Wegverhältnisse, Beschilderungen oder Hütten-Öffnungszeiten können sich jederzeit ändern. Eine eigenständige Tour-Vorbereitung und Beurteilung von Routen, Wetterverhältnissen und möglichen Gefahren sind unverzichtbare Voraussetzungen für jede Unternehmung in alpinem Gelände. Dazu zählen auch das vorherige Studium von Informations- und Kartenmaterial, das Mitführen einschlägiger Ausrüstung sowie die realistische Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit. Dies gilt umso mehr bei Streckenverläufen abseits markierter Wanderwege oder gesicherter Steige.

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