Hütten im Winter (57): Sillberghaus

impressionen aus bayrischzell

Ziel unseres heutigen Samstags-Spaziergangs ist das fast in Sichtweite auf rund 1.060m Höhe am Südhang des Sillbergs gelegene Sillberghaus, das prinzipiell ganzjährig vom Freitag bis Sonntag für Tagesgäste geöffnet hat. Da der 30- bis 45-minütige Normalaufstieg vom Sillberg-Parkplatz beim „schweren Gatter“ derzeit aufgrund von Lawinengefahr unterhalb der Sillbergwand gesperrt ist, starten wir am Wasserfall im Bayrischzeller Ursprungtal und wandern auf dem Versorgungsweg in ungefähr der doppelten Zeit hinauf zur urigen „Lodge“.

 

Unser Ausgangspunkt liegt etwas versteckt im Wald. Bei der Anfahrt orientiert man sich in Bayrischzell in Richtung bayerisch-tiroler Landesgrenze (Landl / Thiersee / Kufstein) und verlässt die Tiroler Straße circa 4km nach Ortsende auf Höhe des großen Langlaufzentrum-Parkplatzes an der Stocker-Diensthütte nach rechts. Wer aus der Gegenrichtung kommt, findet den meist auch im Winter für einige Fahrzeuge geräumten Parkplatz etwa 3km nach dem Grenzübertritt auf der linken Seite.

 

Direkt am Parkplatz zweigt links vom Wasserfall auf ungefähr 830m Seehöhe der für den öffentlichen Verkehr gesperrte Schotterweg zum Sillberghaus ab. Zur Versorgung der Hütte wird er regelmäßig befahren und ist insofern auch bei hoher Schneedecke meist ohne Hilfsmittel gut begehbar (bei eisigen Verhältnissen sollte man ggf. Grödeln mitführen).

Der breite Weg zieht im lichten Mischwald stetig bergauf, vor dem Wildruhegebiet am Hausberg vollzieht er eine Kehre nach Norden. Nach fast 200 Höhenmetern können wir rechterhand über den Bachgraben im schneebedeckten Talgrund hinweg hinüber zu Sillbergalm und Sillberghaus an den bewaldeten Hängen des 1.348m hohen Sillbergs blicken. Der Weg führt zunächst weiter gemäßigt bergauf. Im Westen erhebt sich die Maroldschneid, Ausläufer der Auerspitz. Nach Überquerung des Sillbachs über eine Brücke (auf rund 1.120m Seehöhe, quasi der westliche Wendepunkt des V-förmigen Routenverlaufs) passieren wir die diversen Abzweiger der Sommer-Wanderwege ins Rotwandgebiet, wobei wir immer auf dem geräumten Hauptweg bleiben.

Nach rund 1 Stunde Gehzeit halten wir uns an einer Weggabelung rechts (geradeaus setzt sich der im Winter nicht präparierte Höhenweg weiter in Richtung Soinalm bzw. Bayrischzell fort). Wir marschieren nun bergab und bewegen uns nach Durchschreiten eines Waldstücks in weitgehend freiem Almgelände. Mit Blick auf unseren Hausberg, den großen Traithen (1.851m), leitet der Weg in wenigen Minuten ostwärts hinunter zur tief eingeschneiten Sillbergalm. Dahinter ist bereits das abgeschiedene, ursprünglich in den Dreißigerjahren als Jagdhaus erbaute Einkehrziel erkennbar, das wir knapp 1,5 Stunden nach dem Start erreichen.

Von Betriebsferien abgesehen hat das Sillberghaus für Tagesgäste ganzjährig am Wochenende (Freitag bis Sonntag) und an Feiertagen geöffnet, sofern die Hütte nicht für geschlossene Gesellschaften reserviert ist (ggf. Aushang am Parkplatz und Mitteilungen im Internet beachten !). Als „Almbad & Lodge“ ist die traditionsreiche Location – wie das Almbad Huberspitz in Hausham und das Dorfbad Tannermühl in Bayrischzell von Peter Kirchberger betrieben - auf private und geschäftliche Veranstaltungen wie Familienfeiern, Firmenjubiläen, Seminare und Workshops fokussiert. Das kulinarische Angebot basiert auf einer kleinen Auswahl frisch zubereiteter regionaler Speisen, nach Möglichkeit in Bio-Qualität. Die heutigen Tagesgerichte sind: Kürbis- und Kartoffelsuppe, Käsespätzle sowie Hirschgulasch. Zum Kaffee gibt es Apfelkuchen. Bestellt wird am Haus-Tresen.

Das Sillberghaus verfügt über drei Stuben mit bis zu 65 Sitzplätzen und eine große südseitig ausgerichtete Terrasse mit Liegestühlen, die bei entsprechendem Wetter zum Sonnenbaden einladen. Auf rund 1.060m Höhe blicken wir auf die massiven Gipfelpartien von Trainsjoch, Ascherjoch und Saurüssel sowie Schönfeldjoch und Wildenkarjoch auf der anderen Talseite. Das Naturschwimmbad ist unter einer dicken Schneedecke verborgen. Für Übernachtungen ist das Sillberghaus mit seinen 30 Betten nur komplett buchbar. Details dazu gibt es auf der Homepage unter www.sillberghaus.de bzw. www.almbad.de.

Da der am Sillberghaus abzweigende, direkt und etwas steiler hinab ins Ursprungtal verlaufende Wirtschaftsweg - wie schon erwähnt - aufgrund der derzeit bestehenden Lawinengefahr gesperrt ist, wandern wir auf der Aufstiegsroute in etwa 1 Stunde 15 Minuten zurück zum Ausgangspunkt am Sillbach-Wasserfall. Dabei rückt nochmals der bayerisch-tiroler Grenzberg Trainsjoch stärker ins Blickfeld. Insgesamt benötigten wir heute knapp 3 Stunden (ohne Berücksichtigung der Einkehrzeit) für fast 9km Wegstrecke mit rund 380 Metern Höhendifferenz.

Ein ruhiger Wochenend-Spaziergang abseits der üblichen Winterwanderrouten !

 

Günter Etschel ALMVOLK

 

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Die Berichte sind jedoch grundsätzlich subjektiver Natur und explizit auch nicht als Wanderführer gedacht. Gehzeiten und Schwierigkeiten sind individuell unterschiedlich, Bedingungen vor Ort wie Wegverhältnisse, Beschilderungen oder Hütten-Öffnungszeiten können sich jederzeit ändern. Eine eigenständige Tour-Vorbereitung und Beurteilung von Routen, Wetterverhältnissen und möglichen Gefahren sind unverzichtbare Voraussetzungen für jede Unternehmung in alpinem Gelände. Dazu zählen auch das vorherige Studium von Informations- und Kartenmaterial, das Mitführen einschlägiger Ausrüstung sowie die realistische Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit. Dies gilt umso mehr bei Streckenverläufen abseits markierter Wanderwege oder gesicherter Steige.

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