Hütten im Winter (44): Laglerhütte

impressionen aus nussdorf

Bei unserer gestrigen Winterwanderung zur Doagl-Alm haben wir aus der Entfernung zu den Daffnerwald-Almen am Heuberg hinüber geblickt. Eine der zwei dortigen Bergwirtschaften - die Laglerhütte - ist das Einkehrziel unserer heutigen Tour, zu der wir trotz -15 Grad Morgentemperatur aufbrechen. Talort ist Nußdorf im Inntal.

 

Aus Bayrischzell kommend passieren wir auf der Deutschen Alpenstraße das Sudelfeld und orientieren uns an der Weggabelung oberhalb des Tatzelwurms geradeaus. Wir fahren auf der Mautstraße durch das Förchenbachtal hinab bis nach Brannenburg (in der Mautgebühr von 3,00 EUR ist die Rückfahrt am gleichen Tag enthalten). Nach Überquerung des Inns erreichen wir schließlich unseren im Landkreis Rosenheim liegenden Ausgangspunkt Nußdorf. Via Inntalautobahn aus Richtung Rosenheim bzw. Kufstein anreisend wählt man am besten die Ausfahrt Brannenburg / Nußdorf. Der gebührenfreie Parkplatz am Steinbach für Heuberg- und Mühltal-Wanderer ist im Ortszentrum ausgeschildert.

 

Wir starten auf rund 480m Seehöhe und folgen circa einen halben Kilometer dem linkerhand des Steinbachs verlaufenden Mühltalweg stromaufwärts bis zur zweiten hölzernen Brücke. Die Daffnerwald-Almen sind hier mit 2 Stunden Gehzeit ausgeschildert. Wir überqueren den Bach zum Waldpark hin (Wegweiser “Kirchwald / Heuberg”) und marschieren wenige Meter hinauf zum Heubergweg, auf den wir nach links einschwenken. Auf Höhe der letzten Häuser der Ortschaft wählen wir nach bisher rund 15 Minuten Gehzeit den an einem Schilderbaum bergwärts in den Wald führenden Kreuzweg in Richtung Kirchwald (links ginge es weiter ins Mühltal, rechts zum Weiler Überfilzen).

Der nun deutlich ansteigende, teils mit Holzstufen ausgebaute Steig führt uns im Hochwald an mehreren Kreuzweg-Stationen vorbei. Bald treffen wir auf den breiten Fahrweg zu den Daffnerwald-Almen, dem wir nach links / bergauf folgen. Der anfangs noch asphaltierte, später geschotterte Almweg wird im Winter zur Versorgung der Bergwirtschaften regelmäßig geräumt und befahren, so dass er in aller Regel ohne Hilfsmittel wie Schneeschuhe o.ä. begehbar ist. Die nordseitige, schattige Strecke stellt auch eine beliebte Naturrodelbahn dar, die bei entsprechender Schneelage auf eigene Verantwortung befahren werden kann. Insofern sollte man beim Aufstieg auch auf eventuell entgegenkommende Rodler oder ggf. vereiste Abschnitte achten.

Wir passieren eine überdachte Wasserquelle und treffen nach rund 45 Minuten Gehzeit auf die linkerhand gelegene Einsiedelei im Kirchwald (692m), deren Besichtigung wir uns für den Rückweg aufheben. In der Folge schlängelt sich der Forstweg streckenweise steil im Wald bergauf. Von links münden die kürzeren Zustiege aus dem Samerberger Hochtal (Schweibern) ein, von denen einer talwärts ebenfalls zum Rodeln genutzt wird. Wir bleiben immer auf dem durchgehend beschilderten Hauptweg, passieren den Wegpunkt Mailach (976m) und erreichen wenige Kehren später nach insgesamt fast 2 Stunden Gehzeit die freie Hochebene der Daffnerwald-Almen. Hier ist man selten alleine, Schneeschuh-Spuren führen auch vom Wanderparkplatz Gammernwald nahe Duft (auf der direkten Verbindung oder via Euzenau) herauf.

Auf der am östlichen Heuberg-Rücken gelegenen und derzeit winterlich eingeschneiten Almfläche verteilen sich in rund 1.060m Höhe mehrere Hütten. Zwei davon sind – nahezu ganzjährig – bewirtschaftet und vielbesucht. Die Deindlalm (www.deindlalm.de, von Oktober bis April täglich außer Montag geöffnet) lassen wir heute rechterhand liegen. Unser Tagesziel ist die nur wenige hundert Meter entfernte, etwas höher angesiedelte Laglerhütte.

 

Die zum Nußdorfer Laglerhof (www.laglerhof-nussdorf.de) gehörende Bergwirtschaft hat während der Wintersaison von Donnerstag bis Sonntag sowie an Feier- und Ferientagen – wie dem heutigen Aschermittwoch – geöffnet. Die Laglerhütte verfügt über mehrere kleine Almstuben und eine große Terrasse mit herrlicher Aussicht auf die Chiemgauer Bergkette um Hochries, Karkopf, Feichteck, Brandelberg, Spitzstein und Pasterkopf. Im Südosten zeichnen sich die Gipfelzacken des Tiroler Kaisergebirges ab. Hinter dem Gebäude ragt oberhalb eines Waldstreifens die felsige, 1.367m hohe Wasserwand in den Himmel. Sie stellt einen von insgesamt vier Gipfelpunkten des kronenförmigen Heubergs dar. Die anderen sind der namensgebende Heuberg-Mittelgipfel (1.338m), die Kindlwand (1.228m) und der Kitzstein (1.398m). Während der Panorama-Rast kann man sich die angebotenen regionalen Hüttengerichte schmecken lassen, darunter z.B. verschiedene kalte Brotzeiten, Erbsen- und Gulaschsuppe, Speckknödel sowie Kuchen. Es gilt Selbstbedienung.

Nach Stärkung und Sonnenbad marschieren wir auf der Aufstiegsroute talwärts. Rodler finden eine über 4km lange und stetig abfallende Fahrstrecke vor, die sich nach zwei steilen Spitzkehren zu Beginn im Mittelteil etwas abflacht und später wieder stärkeres Gefälle aufweist.

Ungefähr 1 Stunde nach dem Aufbruch erreichen wir wieder die rechterhand gelegene Einsiedelei im Kirchwald, die als wohl letzte in Oberbayern noch von einem Eremiten bewohnt wird. Die dazugehörige spätbarocke Wallfahrtskirche “Mariä Heimsuchung” wurde ursprünglich im Jahr 1720 erbaut. In der Mitte des Hochaltars ist eine byzantinische Ikone in einen Strahlenkranz eingearbeitet. Dieses Gnadenbild hatte 1644 ein Pilger aus Rom mitgebracht, der sich etwa einhundert Meter unterhalb der heutigen Kirche eine Klause in einer Felsenhöhle errichtete. Der dort austretenden Wasserquelle wurde eine heilende Wirkung zugeschrieben. In früheren Zeiten diente die Einsiedelei auch als Schule für die Nußdorfer Kinder.

Im Anschluss an den besinnlichen Abstecher gönnen wir uns an der immer noch existierenden Quelle einen heilenden Schluck und setzen den Heimweg auf der Forststraße fort. Oberhalb von Nußdorf biegen wir nach rechts auf den bekannten Kreuzweg durch den Wald ab. An dessen Ende geht es nach kurzem Asphaltstück nun rechterhand zum Steinbach, wieder über die Brücke und am Bach entlang zurück zum Parkplatz. Nach etwa 1,5-stündigem Abstieg kommen wir am Ausgangspunkt an. Insgesamt waren wir auf der heutigen, sich über fast 600 Höhenmeter erstreckenden Hüttentour knapp 3,5 Stunden (ohne Einkehrpause und Kirchenbesichtigung) unterwegs.

Ob mit oder ohne Rodel im Gepäck – ein Besuch der Daffnerwald-Almen gehört auch im Winter zum „Pflichtprogramm“ !

Günter Etschel ALMVOLK

 

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Die Berichte sind jedoch grundsätzlich subjektiver Natur und explizit auch nicht als Wanderführer gedacht. Gehzeiten und Schwierigkeiten sind individuell unterschiedlich, Bedingungen vor Ort wie Wegverhältnisse, Beschilderungen oder Hütten-Öffnungszeiten können sich jederzeit ändern. Eine eigenständige Tour-Vorbereitung und Beurteilung von Routen, Wetterverhältnissen und möglichen Gefahren sind unverzichtbare Voraussetzungen für jede Unternehmung in alpinem Gelände. Dazu zählen auch das vorherige Studium von Informations- und Kartenmaterial, das Mitführen einschlägiger Ausrüstung sowie die realistische Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit. Dies gilt umso mehr bei Streckenverläufen abseits markierter Wanderwege oder gesicherter Steige.

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