Hütten im Winter (41): Schönangeralm

impressionen aus auffach / tirol

Auf der Suche nach winterlichen Verhältnissen nehmen wir heute eine etwas längere Anfahrt bis an die südwestliche Grenze unseres Aktionsradius von rund 50km um Bayrischzell in Kauf. Ziel der Hüttentour ist die Schönangeralm im hintersten Winkel des Tiroler Hochtals Wildschönau, von der aus ein idyllischer Winterwanderweg bis in den Talschluss führt.

 

Aus Richtung Kufstein kommend verlassen wir in Wörgl-Ost die Inntalautobahn (nach Innsbruck) und folgen der Beschilderung ins Ortszentrum von Wörgl. Dort zweigt von der Hauptdurchgangsstraße (Salzburger bzw. Innsbrucker Straße) die anfangs serpentinenartige Zufahrt in die Wildschönau ab. Über Niederau, Oberau und Mühltal gelangen wir nach Auffach. Wir passieren die Talstation der Schatzbergbahn und folgen nach dem Ortsende der asphaltierten, teils schmalen Almstraße zur Schönangeralm. Man könnte direkt bis zum auf 1.173m gelegenen Alpengasthaus fahren (je nach Wetterlage sind hierfür ggf. Schneeketten notwendig) und dort parken. Wir wählen als Ausgangspunkt stattdessen einen kleinen Wanderparkplatz, der kurz nach dem Weiler Schwarzenau / Melkstatt und rund 3km vor der Schönangeralm auf der rechten Straßenseite angelegt ist.

 

Wir starten auf rund 900m Seehöhe und wandern auf der gut geräumten, zunächst nur moderat ansteigenden Almstraße entlang der Wildschönauer Ache in Richtung Schönangeralm. Die Zufahrt zum Alpengasthaus wird auch von der Wildschönauer Bummelbahn (mehrmals pro Tag verkehrender „Zug auf Rädern“ - Fahrzeiten abrufbar unter www.bummelbahn.com) und Pferdekutschen genutzt.

Die erste Hälfte des geradlinigen Aufstiegswegs verläuft weitgehend in bewaldetem Terrain. Ab dem „Hirschzipfel“-Teich, an dem die 7km lange Langlaufloipe beginnt und auch ein weiterer Parkplatz zur Verfügung steht, wird das Gelände offener und aussichtsreicher. Die Straße quert die Ache und zieht nun geradewegs südlich hinauf zur Schönangeralm, wo sie am gebührenfreien Parkplatz endet. Rechterhand können wir auf die Bergkette um Lämpersberg, Großen Beil und Sonnjoch blicken (alle Gipfel sind zwischen 2.200m und 2.300m hoch und den Kitzbüheler Alpen zuzuordnen).

Rund 45 Minuten nach dem Start lassen wir die Einkehrstation zunächst linkerhand liegen und marschieren geradeaus in südlicher Richtung auf der Schönanger-Forststraße weiter. Der in den Talschluss bis kurz vor die Kundl-Alm führende Winterwanderweg wird regelmäßig planiert und ist ohne Hilfsmittel wie Schneeschuhe etc. begehbar. Nach kurzem Anstieg erreichen wir die malerisch auf einer kleinen Anhöhe gelegene Schönanger-Kapelle. Die 2014 errichtete Kapelle wurde aus Zirbenholz gezimmert, dessen angenehmen Duft man im Inneren deutlich wahrnimmt.

Streckenweise parallel zur Höhenloipe geht es anschließend am Almboden entlang der linken Bergflanke in gemächlicher Steigung weiter taleinwärts. Die tiefverschneiten Wiesen des Plateaus werden auf beiden Seiten von den höchsten Gipfeln der Wildschönau eingerahmt. Am Hang des Lämpersbergs erkennen wir rechterhand die Farnkaseralm (1.519m). In Sichtweite einer Gruppe winterlich ruhender Almhütten (Kundl-Alm) endet der präparierte Weg nach rund 2km auf etwa 1.300m Höhe. Wir stapfen noch ein Stück weiter in Richtung Talschluss, aber die durch Schneeschuhgänger und Skitourengeher gezogene Pfadspur trägt Fußgänger nur bedingt. Ungefähr 30 Minuten nach der Schönangeralm kehren wir um und wandern auf der sonnenverwöhnten Hinweg-Route retour zum Gasthof.

Vor der Einkehr unternehmen wir noch einen kleinen Abstecher zu den Gebäuden der Schönanger-Schaukäserei, die nur wenige Meter entfernt liegen. Im Sommer wird hier die Milch von fast 300 Stück Vieh, die das 680 Hektar große Gemeinschaftsalm-Gebiet der Wildschönauer Bauern bevölkern, täglich zu verschiedenen, mehrfach mit Preisen ausgezeichneten Käsespezialitäten verarbeitet.

 

Das Alpengasthaus Schönangeralm ist auch dank seiner leichten Erreichbarkeit ein ganzjährig beliebtes Ausflugsziel. Während der Wintersaison hat es täglich von Dezember bis Ende März sowie im April zu Ostern geöffnet (Dienstag ist Ruhetag). Das kulinarische Angebot umfasst deftige Brotzeiten und Tiroler Hausmannskost, darunter beispielsweise Gerstlsuppe, Wildragout, Rindsgulasch, Schweinebraten, Gröstl, Kaspressknödel oder Kasspatz‘l. Für die Süßen gibt es Kaiserschmarrn, Palatschinken sowie hausgemachte Kuchen und Strudel. Dabei werden vorrangig heimische Produkte verarbeitet. Käse, Schinken und Kaminwurzen kann man auch zum Mitnehmen erwerben. Die Gerichte genießt man in den gemütlichen Almstuben oder auf der großen Sonnenterrasse (hier gilt Selbstbedienung !) mit beeindruckendem Ausblick auf das Bergpanorama der hinteren Wildschönau. Weitere Details und aktuelle Informationen zur Gastwirtschaft bietet die Homepage www.schoenangeralm.at.

Nachdem wir uns gestärkt und ausreichend Sonne „getankt“ haben, wandern wir auf der Zufahrtsstraße entlang des rauschenden Wildbachs – nun mit leichtem Gefälle abwärts – zurück zum Ausgangspunkt, den wir knapp 45 Minuten nach der Schönangeralm erreichen. Insgesamt waren wir auf der heutigen Tour etwa 2,5 Stunden (ohne Berücksichtigung der Einkehrpause) unterwegs.

Eine landschaftlich reizvolle Winterwanderung am Ende des Wildschönauer Hochtals !

Günter Etschel ALMVOLK

 

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Die im ALMVOLK Blog veröffentlichten Tourenberichte beschreiben unsere persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen, die wir nach bestem Wissen und mit größtmöglicher Sorgfalt aufbereiten. Wir freuen uns, wenn sie den Lesern als Motivation und Anregung für eigene Ausflüge in die bayerische und tiroler Bergwelt dienen.

Die Berichte sind jedoch grundsätzlich subjektiver Natur und explizit auch nicht als Wanderführer gedacht. Gehzeiten und Schwierigkeiten sind individuell unterschiedlich, Bedingungen vor Ort wie Wegverhältnisse, Beschilderungen oder Hütten-Öffnungszeiten können sich jederzeit ändern. Eine eigenständige Tour-Vorbereitung und Beurteilung von Routen, Wetterverhältnissen und möglichen Gefahren sind unverzichtbare Voraussetzungen für jede Unternehmung in alpinem Gelände. Dazu zählen auch das vorherige Studium von Informations- und Kartenmaterial, das Mitführen einschlägiger Ausrüstung sowie die realistische Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit. Dies gilt umso mehr bei Streckenverläufen abseits markierter Wanderwege oder gesicherter Steige.

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