Hütten im Winter (36): Taubenseehütte

impressionen aus kössen / Tirol

Nach zwei Winterwanderungen zu Gastwirtschaften am oberen Rand des Inntals nehmen wir uns heute wieder eine klassische Berghütte vor. Unser Tagesziel ist die auf 1.165m Seehöhe nahe der bayerisch-tiroler Landesgrenze in den südlichen Chiemgauer Alpen gelegene Taubenseehütte, zu der wir von Kössen-Mühlberg aus aufsteigen. Die Jausenstation wird im Winter in der Regel nur am Wochenende bewirtschaftet, hat während der Weihnachts- und Faschingsferien aber meist durchgehend geöffnet.

 

Bei der Anfahrt in den Tiroler Kaiserwinkl folgt man im Inntal – entweder aus Richtung Kufstein oder Oberaudorf kommend – immer der Bundesstraße nach Kössen. Wir passieren Niederndorf, Durchholzen und Walchsee. In Kössen orientieren wir uns am ersten Kreisverkehr nach links (Richtung Schleching) und am zweiten geradeaus (Richtung Dorf). Im Kössener Ortszentrum biegen wir nach dem Gemeindeamt links in den Mühlbergweg ab. Die schmale Asphaltstraße leitet uns in Kehren insgesamt fast 4km den Mühlberg hinauf. Nachdem wir eine erste Parkmöglichkeit (an der Hohen Brücke) linkerhand liegen gelassen haben, erreichen wir oberhalb des Gehöfts Ruppen den kleinen, in einer Linkskurve angelegten Wanderparkplatz Gugg. Dieser bietet bei normaler Schneeräumung im Winter kostenfreie Stellplätze für rund 6 Fahrzeuge. Sind diese besetzt, fährt man einige hundert Meter weiter bis zum Schafflerhof, der kurz vor der Jausenstation Mühlbergalm auf der rechten Straßenseite liegt. Hinter dem Gebäude befindet sich ein beschilderter, deutlich größerer Parkplatz. Dieser ist gebührenpflichtig (2 EUR am Kassenautomaten).

 

Wir parken heute gleich am Parkplatz Gugg auf rund 820m (von dem aus auch ein Sommer-Wanderweg via Ochsenalm, Dichtleralm und Hirzinghütte bzw. alternativ Sauermöseralm zur Taubenseehütte führt) und marschieren knapp 10 Minuten entlang der wenig befahrenen Straße in Richtung Schafflerhof. Linkerhand überblicken wir Kössen. Darüber erheben sich das Unterberghorn sowie Wilder und Zahmer Kaiser samt ihrer nördlichen Vorberge. Von links kommt auch der Aufstiegsweg von Kössen via Hohe Brücke herauf. Im Westen erkennen wir Harauer Spitze, Wetterfahne, Rudersburg und Kössener Karkopf.

Auf Höhe des Schafflerhofs biegen wir rechts ab und wandern am Parkplatz (linkerhand) und einem steinernen Trog (rechterhand) vorbei bergwärts. Nach wenigen Höhenmetern teilt sich der Weg. Nach links zweigt der breite Hauptweg zur Taubenseehütte ab, der im Winter zur Hüttenversorgung mit dem Schneemobil befahren wird und daher meist bestens präpariert und begehbar ist (angegebene Gehzeit: 1 Stunde 15 Minuten). Geradeaus führt eine weitere Route in rund 1,5 Stunden über die Rinderbrach- und Frankenalm zum Einkehrziel. Beide Varianten treffen bei der Hirzinghütte wieder aufeinander, wo der Schlußanstieg zur Taubenseehütte mit einigen steileren Passagen beginnt.

Angesichts der moderaten Schneelage und vorhandenen Trittspuren entscheiden wir uns heute für eine Rundtour und wählen den etwas längeren Aufstiegsweg. Dieser führt uns zunächst im Bergwald aufwärts, bevor wir unterhalb der Rinderbrachalm wieder freies Gelände erreichen. Die Pfadspuren queren den Hang direkt hinauf zum winterlich ruhenden Almgebäude (950m, im Sommer kann man hier Getränke und eine Brotzeit bekommen).

Auf Höhe des Almgebäudes schwenkt der weiter bergauf führende Pfad zunächst nach links, vollzieht dann eine weite Rechtskurve und trifft wenig später auf einen breiten Almweg. Mit herrlicher Aussicht auf die umliegende Bergwelt, insbesondere das dominierende Kaisergebirge, wenden wir uns nach links in Richtung Frankenalm. Nach kurzem Anstieg geht es hinab in eine Senke. Wir passieren die ebenfalls nur während der Sommersaison bewirtschaftete Frankenalm (rund 1.000m) und überqueren den Mühlberger Bach über ein Holzbrückerl. Unmittelbar danach schwenkt der Pfad nach links und führt stetig ansteigend am Waldrand entlang westwärts. Nach Überwindung einer kleinen Felsstufe erreichen wir den breiten Verbindungsweg zwischen Dichtleralm und der privaten Hirzinghütte. Letztere können wir linkerhand bereits erkennen.

Etwa 1 Stunde nach dem Start biegen wir an der Wegkreuzung vor dem Almgebäude rechts ab. Der Schlußanstieg auf dem breiten Karrenweg hinauf zur Taubenseehütte verläuft in kleinen Kehren im Bergwald. Abschnittsweise ist es durchaus steil, so dass im Winter je nach Bodenverhältnissen Grödel oder Wanderstöcke zu empfehlen sind. Nach bisher rund 1,5 Stunden Gehzeit erreichen wir die auf 1.165m Seehöhe im Gebiet der Schafflerkar-Alm auf einem breiten Sattel gelegene Taubenseehütte.

Vor der Einkehr stapfen wir noch in tiefem Schnee über einen Geländerücken in nordöstlicher Richtung hinunter zum circa 10 Minuten entfernten namensgebenden Taubensee. Dessen Fläche wird mittig vom bayerisch-tiroler Grenzverlauf geteilt. Der Name soll sich von dem umgangssprachlichen Begriff „Daubbn“ ableiten, einer regionalen Bezeichnung kleiner Steinkrebse, die hier vorkommen. Der idyllische Bergsee, auch das „blaue Auge des Chiemgaus“ genannt, liegt auf 1.140m inmitten eines Talkessels zwischen dem bewaldeten Höhenzug der Rauhen Nadel (1.266m) und dem Sonnwendköpfl (1.279m). Derzeit ist der zu- und abflussfreie See komplett zugefroren bzw. schneebedeckt und befindet sich zur Mittagszeit bereits weitgehend im Schatten. Nachdem wir ihn bereits bei unserer Frühlingswanderung zum Taubensee erkundet haben, kehren wir nach kurzem Verweilen zur Taubenseehütte zurück (Dauer des Abstechers insgesamt rund 25 Minuten).

Die seit 1904 bewirtschaftete Taubenseehütte gehört zum Gemeindegebiet von Kössen, wird von Touren- und Schneeschuhgehern aber auch von Schleching, Hinter- bzw. Oberwössen oder Reit im Winkl aus angepeilt. Aufgrund der aussichtsreichen Lage und Vielzahl an Aufstiegsmöglichkeiten ist die Jausenstation als Ausflugsziel ganzjährig sehr beliebt und gut frequentiert. Eine öffentliche Zufahrt oder Übernachtungsmöglichkeiten gibt es nicht.

In den gemütlichen Stuben kann man sich mit typischer Hüttenküche verpflegen. Auf der Speisekarte stehen neben Salaten und Brotzeiten beispielsweise Gerstl- und Pressknödelsuppe, Schnitzel, Leberkäse und Kaiserschmarrn. Dazu kommt eine Auswahl hausgemachter Kuchen. Auf der südseitigen Terrasse genießt man neben den kulinarischen Schmankerln ein phantastisches Panorama. In der Ferne sind bei klarer Sicht die Loferer Steinberge, die Hohen Tauern sowie die Kitzbüheler und Zillertaler Alpen erkennbar. Den Nahbereich dominieren Unterberghorn und Kaisergebirge. Der Kaiserwinkl um Kössen liegt einem zu Füßen.

Im Winter hat die Taubenseehütte in der Regel an den Wochenenden (Freitag bis Sonntag) und während der Weihnachts- und Faschingsferien geöffnet. Aktuelle Informationen zu Öffnungszeiten, besonderen Veranstaltungen sowie Reservierungsmöglichkeiten für Gruppen oder Festlichkeiten findet man auf der Hütten-Homepage www.taubensee.at.

Nach der Einkehr wandern wir auf dem stellenweise rutschigen Hüttenzustieg wieder hinab bis zur Hirzinghütte. An dieser halten wir uns diesmal rechts auf dem breiten Versorgungsweg in Richtung Mühlberg / Kössen. In offenem bzw. licht bewachsenem Gelände geht es bergab und nach einem Bachbrückerl an der privaten Ast-zu-Moosen-Hütte vorbei. Danach tauchen wir wieder in dichten Mischwald ein. Der Almweg vollzieht einige Kurven und läuft schließlich entlang eines Bachgrabens talwärts. Oberhalb des Schafflerhofs quert der Weg über Wiesengelände mit schöner Aussicht hinunter nach Kössen. An der folgenden Kreuzung, an der wir beim Aufstieg geradeaus gegangen sind, biegen wir nun rechts ab und nach dem Schafflerhof wieder links (rechts ginge es zur nahen Jausenstation Mühlbergalm). In wenigen Minuten marschieren wir entlang der Straße zurück zum Parkplatz. Nach etwas mehr als einstündigem Abstieg bzw. insgesamt rund 3 Stunden Gehzeit (ohne Einkehrpause) endet unsere heutige Hüttentour.

Trotz des steilen Schlußanstiegs eine familienfreundliche Winterwanderung zu einer zünftigen Tiroler Jausenstation samt herrlichem Berg- und Tal-Panorama !

Günter Etschel ALMVOLK

 

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Die Berichte sind jedoch grundsätzlich subjektiver Natur und explizit auch nicht als Wanderführer gedacht. Gehzeiten und Schwierigkeiten sind individuell unterschiedlich, Bedingungen vor Ort wie Wegverhältnisse, Beschilderungen oder Hütten-Öffnungszeiten können sich jederzeit ändern. Eine eigenständige Tour-Vorbereitung und Beurteilung von Routen, Wetterverhältnissen und möglichen Gefahren sind unverzichtbare Voraussetzungen für jede Unternehmung in alpinem Gelände. Dazu zählen auch das vorherige Studium von Informations- und Kartenmaterial, das Mitführen einschlägiger Ausrüstung sowie die realistische Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit. Dies gilt umso mehr bei Streckenverläufen abseits markierter Wanderwege oder gesicherter Steige.

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