Hütten im Winter (34): Gh. Neuhaus - via Hechtsee

impressionen aus kufstein / tirol

Zum Auftakt der diesjährigen winterlichen Hüttentouren unternehmen wir eine grenznahe Wanderung mit geringer Höhendifferenz. Unser Ziel ist der oberhalb von Kufstein liegende Gasthof Neuhaus. Auf dem Weg dorthin umrunden wir den Hechtsee. Bei überschaubarer Schneelage kann man auch den Thierberg mit seiner Kapelle, Einsiedelei und Burgruine noch „erklimmen“. Die gewählte Route deckt sich dann weitgehend mit unserer Frühlingswanderung zum Thierberg.

 

Ausgangspunkt ist der gebührenfreie Ausweichparkplatz an der Thiersee-Landesstraße zwischen Thiersee und Kufstein, etwa auf Höhe des Fußwegs zum Klettergarten bzw. Pfrillsee. Bei der Anfahrt aus Bayrischzell via Ursprungpass (Grenze), Landl und Thiersee erreichen wir diesen wenige Kehren unterhalb der Marblinger Höhe (Sattel auf rund 800m).

 

Direkt am Parkplatz mündet die asphaltierte, für den öffentlichen Verkehr gesperrte Zufahrt zum privaten Lehenhof ein. In dieser Richtung, aus der wir später von unserer Rundtour zurückkehren, wäre das Gasthaus Neuhaus in rund 20 Minuten, der Hechtsee in etwa 50 Minuten Gehzeit erreichbar.

Etwas oberhalb des Parkplatzes führt auf rund 650m Seehöhe rechterhand ein beschrankter Forstweg sachte abfallend den bewaldeten Hang hinunter. Wir folgen dem Wegweiser in Richtung Hechtsee / Längsee. Letzteren passieren wir nach wenigen Minuten. Der idyllisch auf 636m Höhe im Wald gelegene, rund 4,6 Hektar große und bis zu 20m tiefe Bergsee ist von einem dicht bewachsenen Uferbereich mit zum Teil steiler Böschung umgeben.

Kurz nach dem Längsee ignorieren wir einen Abzweig nach rechts. Die nun bis zum Hechtsee stetig abwärts führende Route – zunächst auf einem breiten Schotterweg, der weiter unten an einer Weggabelung geradeaus in einen verengten Wanderpfad übergeht - verläuft entlang des lauschig plätschernden Hechtbachs. Wir durchschreiten eine Abholzung und stoßen etwa 20 Minuten nach dem Start auf die Einmündung des Hechtbachs in den Hechtsee (542m). Hinter dessen Südostspitze zeichnen sich die Felsenzacken des Kaisergebirges am Horizont ab, Richtung Nordosten blickt man bis zum Spitzstein.

Mit rund 28 Hektar Fläche und bis zu 56m Tiefe ist der Hechtsee der größte und tiefste der vier um den Thierberg gelegenen Naturseen (Pfrillsee, Längsee, Hechtsee und Egelsee). Man kann ihn auf einem befestigten, weitgehend steigungsfreien und viel begangenen Uferweg umrunden. Dieser wird auch im Winter regelmäßig geräumt. Momentan ist die Schneeauflage – zumindest auf der sonnenverwöhnten Seite - schon wieder fast vollständig verschwunden. Wir biegen links ab und bleiben immer auf dem Ufer-Rundweg. Am nordöstlichen Ende wird neben dem Zustieg aus Kiefersfelden (Treppenpfad) Tiefenwasser in den Kieferbach abgeleitet, wodurch intensiver Schwefelgeruch entsteht. Die bayerisch-tiroler Grenze verläuft in unmittelbarer Nähe. Wir wandern weiter entlang des östlichen Hechtsee-Ufers. An dessen südöstlicher Spitze passieren wir nach bisher rund 1 Stunde Gehzeit das Landhaus „Seerose“ und das Naturschwimmbad „Seearena“ mit großem Parkplatz und Zufahrtsmöglichkeit aus Kufstein. Der zum Strandbad gehörende Restaurantbetrieb hat ganzjährig geöffnet (www.hechtsee.at). Beim Blick über den See rückt nun auch das Gebiet um den schneebedeckten Traithen und felsigen Brünnstein ins Sichtfeld.

Anstatt den See komplett zu umrunden biegen wir kurz nach dem Parkplatz vom Uferweg nach links in Richtung Thierberg ab. Der im Mischwald bergauf führende Serpentinensteig ist auch im Winter meist gut begehbar. Trittspuren leiten uns bis zu einem Wasserreservoir. Hier könnte man geradeaus dem nach einer Schranke und einem großen Anwesen (Aigenhof) beginnenden Teerweg bis zum Gasthof Neuhaus folgen (rund 25 Minuten Gehzeit) und vor der Einkehr über den Kreuzweg in weiteren rund 20 Minuten zur Thierberg-Kapelle hinauf marschieren.

Angesichts der moderaten Schneeverhältnisse entscheiden wir uns für den direkten Aufstieg zur Kapelle. Ein schmaler, nach rechts abzweigender Bergpfad führt uns gut beschildert entlang der bewaldeten Hänge bis zu einer Lichtung mit einem alleinstehenden Jagdhaus. An der folgenden Wegkreuzung biegen wir nach links auf den rund 15-minütigen „Gipfelsteig“ zur Thierberg-Kapelle ab, die über uns auf der Waldhügelkuppe thront (nach rechts führt ein Forstweg zurück zum Längsee, geradeaus beschränkt der Lehenhof – zu dem der Zutritt verboten ist - den Weiterweg). Der sich im Zick-Zack den steilen Waldhang hinauf schlängelnde Steig erfordert ein Mindestmaß an Trittsicherheit, bei vereisten Bodenverhältnissen sind im Auf- und Abstieg ggf. Grödel und Wanderstöcke zu empfehlen. Nach insgesamt etwa 1 Stunde 45 Minuten Gehzeit erreichen wir die Thierberg-Kapelle (721m).

Von der mitteralterlichen Ritterburg auf dem Thierberg, ursprünglich um das Jahr 1280 von den Freundsbergern zum Schutz ihrer Besitzungen im Unterinntal erbaut und zeitweise auch in bayerischem Besitz, ist heute nur noch ein Teil der Ruine - vor allem die westliche Umfassungsmauer - zu sehen. Die sehenswerte Gnadenkapelle, in der während des Sommers regelmäßig Gottesdienste stattfinden, gilt als beliebter Wallfahrtsort. Im obersten Turmzimmer zwischen Kapelle und Einsiedelei ist eine große Krippe untergebracht. Weitere interessante Hintergrund-Informationen dazu bietet auch die Internetseite www.thierberg.at.

Der alte Burgfried wurde 2002 komplett restauriert und kann - gegen eine freiwillige Spende - täglich von 8 bis 18 Uhr besichtigt werden. Auf mehreren Ebenen beherbergt er eine Ausstellung zur Geschichte des Thierbergs sowie des Tiroler Freiheitskampfs. Von der Aussichtsplattform auf 748m Seehöhe aus hat man einen beeindruckenden Tiefblick auf das Inntal sowie Kufstein mit der markanten Festung. Der Rundblick erfasst im Nordosten Teile der Chiemgauer Alpen, gefolgt vom Zahmen und Wilden Kaiser im Südosten sowie die sich auf der anderen Innseite anschließende Gebirgswelt zwischen Pendling, Sonnwendkamm und Brünnstein. Im Nahbereich überblickt man den Kufsteiner Stadtberg mit der Bergstation am Brentenjoch und dem Weinbergerhaus. Unter uns ist der Gasthof Neuhaus erkennbar.

Von der Burgruine bzw. Kapelle aus wandern wir auf dem Kreuzweg in südlicher Richtung (Kufstein) bergab, wobei wir einen prächtigen Buchenwald durchschreiten. Auch dieser Pfad kann im Winter glatt und rutschig sein, streckenweise helfen Holzgeländer. An der Umzäunung um den Lehenhof - ebenso wie Burg-Areal und umliegende Wälder im Besitz der deutschen Industriellenfamilie Henkel - biegen wir nach links zum Gasthof Neuhaus ab. Geradeaus ginge es direkt zurück zum Parkplatz.

Nach rund 15-minütigem Abstieg vom Thierberg nähern wir uns dem ab dem Waldrand sichtbaren Gasthof Neuhaus von oben über einen breiten Wirtschaftsweg.

 

Der Gasthof Neuhaus, zu dem von Kufstein eine asphaltierte Auffahrt heraufführt, wurde um das Jahr 1890 erbaut. Das betagte Hauptgebäude erinnert mit seinen schönen Erkern eher an eine alte Villa. In der großen Jugendstil-Gaststube finden bis zu 45 Personen Platz. Das urige Jägerstüberl bietet Raum für circa 20 Gäste. Die für ihre Tiroler Hausmannskost, deftigen Mehlspeisen und selbstgebackenen Kuchen bekannte Wirtschaft hat heute geschlossen. Im Rückgebäude finden derzeit Renovierungsarbeiten statt, ein Schild verweist auf das Wochenende. Wir verschieben die Einkehr deshalb auf ein anderes Mal und genießen den Blick über die angereiften Baumwipfel hinweg hoch zum Thierberg-Aussichtsturm.

Ein Schilderbaum am Gasthof Neuhaus weist den Weg zurück zum Ausgangspunkt. Wir folgen zunächst dem Forstweg in Richtung Pfrillsee über freie Wiesen aufwärts. Auf dem Hügel des Lehenhof-Anwesens steht ein großes Holzkreuz. Wir halten uns an der Umzäunung links und biegen an der Haupteinfahrt zum Lehenhof erneut links ab. Entlang der asphaltierten Privatstraße geht es von hier in circa 10 Minuten zurück zum Parkplatz, den wir rund 20 Minuten nach dem Gasthaus erreichen. Insgesamt waren wir auf der heutigen Rundwanderung knapp 2,5 Stunden (reine Gehzeit) unterwegs.

Auf der Heimfahrt kann man von der Marblinger Höhe aus nochmals einen Blick zurück auf die über der bergigen Waldlandschaft thronenden Thierberg-Kapelle werfen.

Eine waldreiche Winterwanderung mit idyllischen Naturseen, bekannter Bergkapelle und herrlichen Ausblicken über das Kufsteiner Land !

Günter Etschel ALMVOLK

 

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Die Berichte sind jedoch grundsätzlich subjektiver Natur und explizit auch nicht als Wanderführer gedacht. Gehzeiten und Schwierigkeiten sind individuell unterschiedlich, Bedingungen vor Ort wie Wegverhältnisse, Beschilderungen oder Hütten-Öffnungszeiten können sich jederzeit ändern. Eine eigenständige Tour-Vorbereitung und Beurteilung von Routen, Wetterverhältnissen und möglichen Gefahren sind unverzichtbare Voraussetzungen für jede Unternehmung in alpinem Gelände. Dazu zählen auch das vorherige Studium von Informations- und Kartenmaterial, das Mitführen einschlägiger Ausrüstung sowie die realistische Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit. Dies gilt umso mehr bei Streckenverläufen abseits markierter Wanderwege oder gesicherter Steige.

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