Herbstwanderung (37): Zirben-Höhenweg

impressionen vom ausflug nach innsbruck / tirol

Zum Auftakt der diesjährigen Herbstwanderungen verlassen wir unser heimatliches „Revier“ im Umkreis von etwa 50km um Bayrischzell für die Begehung des sogenannten Zirbenwegs.

Der 1968 angelegte und inzwischen überregional bekannte Panorama-Wanderweg zwischen der Bergstation der Patscherkofelbahn (oberhalb von Innsbruck) und der Glungezerbahn (oberhalb von Tulfes) führt in rund 2.000m Seehöhe durch einen der größten und ältesten geschlossenen Zirbenwälder Europas. Das früher auch „Zirmberg“ genannte Gebiet ist seit 1942 als Naturschutzzone ausgewiesen.

 

Die Zirbe, auch als Zirbelkiefer oder Arve bezeichnet, ist als Hochgebirgsbaum vor allem in Höhenlagen zwischen 1.500m und 2.400m verbreitet. Die „Königin der Alpen“ ist langsamwüchsig, äußerst widerstandsfähig und kann über 1.000 Jahre alt werden. Schon seit Jahrhunderten wird die Zirbe, die als einziges Hartholz unter den Nadelbäumen gilt, von Menschen als Möbel- oder Schnitzholz verarbeitet. Aufgrund der enthaltenen ätherischen Öle verströmt frisch geschlagenes Zirbenholz einen ganz besonders aromatischen Wald-Duft, den man teils noch nach Jahrzehnten wahrnehmen kann. Dem kostbaren alpinen Zirbenholz wird zudem eine antibakterielle und beruhigende Wirkung zugeschrieben. Deshalb wurde und wird es gerne für verschiedenste Gebrauchs- und Dekogegenstände im Haushalt wie Betten und Wiegen, Stubentäfelungen, Kleidertruhen sowie Brotaufbewahrungskästen und Obstschalen für Lebensmittel verwendet. Mit Zirbenspäne füllt man wohltuende Kissen. Nadeln, Zapfen und Samen werden beispielsweise für die Produktion von Ölen, Salben und Spirituosen wie Zirbenlikör oder Zirbenschnaps eingesetzt. Auch unsere ALMVOLK-Buttermodeln haben wir aus Zirbenholz schnitzen lassen.

 

Der Zirbenweg verläuft stets entlang der oberen Waldgrenze des beeindruckenden, teilweise jahrhundertealten Baumbestandes, der andernorts selten geworden ist. Im Herbst vermischt sich inmitten der felsigen, ursprünglichen Hochgebirgslandschaft das Grün von Zirben und Latschen besonders schön mit den bunt gefärbten Lärchen, rostroten Alpenrosen sowie Heidelbeer- und Preiselbeersträuchern. Für die Begehung haben wir uns bewusst einen Oktober-Tag ausgesucht. Neben der einmaligen Herbststimmung, die einen nun erwartet, geht es hier jetzt deutlich ruhiger zu als während der „Hauptsaison“. Die Glungezerbahn hat Ende September bereits ihren Sommerbetrieb eingestellt und die Patscherkofelbahn steht kurz davor. Auch die Buslinie, die regelmäßig zwischen den beiden Talorten verkehrt und die mit dem „Zirbenweg-Rundwanderticket“ genutzt werden kann, ist nur noch eingeschränkt aktiv. Dies heißt aber auch, dass wir die knapp 8km lange Strecke, die Teil des Tiroler „Adlerweges“ ist, heute hin und zurück marschieren, wofür jeweils rund 2,5 Stunden Gehzeit einzuplanen sind.

 

Wir starten an der Talstation der Patscherkofelbahn in Innsbruck-Igls. Aus Richtung Kufstein via Inntal-Autobahn kommend orientieren wir uns bei der Anfahrt nach der Ausfahrt Innsbruck-Mitte nach Igls. Über die Ortschaften Vill und Igls gelangen wir zum Parkplatz der Pendelbahn. Die Patscherkofelbahn ist während der Sommersaison täglich von 9 bis 17 Uhr in Betrieb, der Erwachsenen-Normaltarif für eine Berg- und Talfahrt beträgt 21,50 Euro. Am 22. Oktober 2017 schließt die 1928 als damals längste Drahtseilbahn Österreichs erbaute und anlässlich der Olympischen Spiele 1964 umfassend renovierte Aufstiegshilfe endgültig ihre Pforten. Nach fast 90 Jahren wird sie aus Altersgründen durch einen Neubau, der zu Beginn der kommenden Skisaison bereits betriebsbereit sein soll, ersetzt. Alle wichtigen Informationen dazu bietet die Homepage  www.patscherkofelbahnen.at.

 

Die Gondeln der Patscherkofelbahn befördern uns trotz Umsteigens an der Mittelstation (1.136m) in kurzer Zeit von der Talstation (903m) zur Bergstation des Innsbrucker Hausbergs auf 1.952m Seehöhe. Hier folgen wir der durchgängig beschilderten Route des Zirbenwegs in Richtung Tulfeinalm, die praktisch nicht zu verfehlen ist. Auf dem gut ausgebauten und viel begangenen Wanderweg, der angesichts zahlreicher Steine und Felsen trotzdem ein Mindestmaß an Trittsicherheit erfordert, geht es nach einem kurzen Anstieg zu Beginn (bis zur privaten Grünbodenhütte) in meist nur leichtem Auf-und-Ab auf der Höhe dahin. Bis zum Ziel bzw. Wendepunkt ist insgesamt nur eine Differenz von rund 200 Höhenmetern im Aufstieg und etwa 100 Höhenmetern im Abstieg zu überwinden. Fast während der gesamten familienfreundlichen und sonnenverwöhnten Wanderung eröffnet sich uns eine atemberaubende Aussicht auf das mittlere Inntal zwischen Telfs und Wörgl. Auf der gegenüberliegenden Seite des Talbodens erhebt sich die imposante Nordkette, der Beginn des Karwendelgebirges.

Am östlichen Sattel des 2.246m hohen und den Tuxer Alpen zugeordneten Patscherkofel (wie unser heimischer Wendelstein am Gipfel mit einer auffälligen Sendeanlage bebaut) passieren wir auf rund 2.030m die etwas versteckte, ihre Einkehrgäste aber in zahlreichen Sprachen begrüßende Boscheben-Hütte mit Aussicht auf das Viggartal. Auf der Nordseite unterhalb der Viggar-, Neuner- und Sonnenspitze vorbei marschieren wir dann stets weiter in Richtung Tulfeinalm, deren Hinweisschilder die verbleibenden Strecken-Kilometer herunterzählen. Rechterhand blicken wir hinauf zu einigen einzeln aufragenden Felstürmen. Der meist breite, sich nur abschnittsweise verengende Pfad windet sich abwechslungsreich durch die teils überwachsenen Blockschuttfelder sowie an großflächigen Latschenfeldern, zahllosen Almrosen und den markanten Zirben vorbei ostwärts.

Die stärksten Zirben entlang der Route sind rund 250 Jahre alt, die älteste Zirbe im unterhalb des Wegverlaufs liegenden „Ampasser Kessel“ soll sogar mehr als 750 Jahre alt sein. Rastbänke laden immer wieder zum Verweilen ein, Schautafeln informieren über die Besonderheiten des Zirbenwaldes samt Hochgebirgsfauna und -flora. Auf rund 2.060m erreichen wir den höchsten Punkt des Zirbenwegs. Im weiteren Verlauf besteht auch die Option, rechterhand über den Glungezer-Höhenweg bis zum Glungezerhaus (2.610m) bzw. Glungezergipfel (2.677m) aufzusteigen und im Anschluß direkt zur Tulfeinalm abzusteigen, worauf wir aus Zeitgründen aber verzichten.

Fast 2,5 Stunden nach dem Aufbruch nähern wir uns dem östlichen Ende des Zirbenwegs. An sprudelnden Holztrögen kann man sich erfrischen. Eine Gedenktafel erinnert an den Seilbahnpionier und Touristiker Dr. Heinrich Klier, dem die Idee und Errichtung des Panoramawegs zu verdanken ist. Kurz vor Erreichen der Bergwirtschaft Tulfeinalm passieren wir noch die Tulfein-Kapelle, 1987 zu Ehren des „guten Hirten“ an einem schönen Aussichtsplatz erbaut.

 

Die auf 2.035m Seehöhe inmitten des naturbelassenen Glungezer-Skigebiets liegende Tulfeinalm ist eine gemütliche Hütte mit großer Sonnenterrasse, auf der man sich die angebotene Tiroler Hausmannskost mit beeindruckendem Weitblick auf die majestätische Karwendelkette und Tiefblick ins Inntal schmecken lassen kann. Geöffnet hat sie während der Sommersaison von Juni bis Ende Oktober.

Etwas oberhalb der Jausenalm befindet sich auf 2.055m Höhe die (Sommer-) Bergstation der Glungezerbahn, mit der man während der Betriebszeiten mit dem Sessellift via Mittelstation Halsmarter (1.560m) hinab ins Tal nach Tulfes (950m) schweben und den Bus-Transfer zurück nach Igls nehmen kann. Oder man wählt Tulfes gleich als alternativen Ausgangspunkt und begeht den Zirbenweg in entgegengesetzter Richtung. Über Details zu Fahrzeiten etc. kann man sich unter www.glungezerbahn.at informieren.

Für uns erübrigt sich angesichts des gewählten Oktober-Termins diese Möglichkeit, wir wandern in erneuten rund 2,5 Stunden auf der bereits bekannten Route zurück zur Bergstation unterhalb des kahlen Patscherkofel-Gipfels. Vor der abschließenden zweigeteilten Gondelfahrt ins Tal kann man sich noch im Hüttenrestaurant des „Schutzhauses“ (www.schutzhaus-patscherkofel.at) stärken.

Neben der Almrosenblüte im Frühsommer ist der Herbst die schönste Zeit für diese grandiose Panorama-Wanderung !

Günter Etschel ALMVOLK

 

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Die Berichte sind jedoch grundsätzlich subjektiver Natur und explizit auch nicht als Wanderführer gedacht. Gehzeiten und Schwierigkeiten sind individuell unterschiedlich, Bedingungen vor Ort wie Wegverhältnisse, Beschilderungen oder Hütten-Öffnungszeiten können sich jederzeit ändern. Eine eigenständige Tour-Vorbereitung und Beurteilung von Routen, Wetterverhältnissen und möglichen Gefahren sind unverzichtbare Voraussetzungen für jede Unternehmung in alpinem Gelände. Dazu zählen auch das vorherige Studium von Informations- und Kartenmaterial, das Mitführen einschlägiger Ausrüstung sowie die realistische Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit. Dies gilt umso mehr bei Streckenverläufen abseits markierter Wanderwege oder gesicherter Steige.

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