Almsommer-Tour (56): "Kössener" Karkopf

impressionen aus kössen / tirol

Nachdem wir kürzlich den „Samerberger“ Karkopf zwischen Feichteck und Hochries auf unserem Tourenplan hatten, steht heute sein Tiroler Namensvetter auf dem Programm. Die sonnseitige Rundwanderung führt uns von Kössen über das Staffenbachtal mit der Bergwirtschaft Edernalm und die Karalm zum 1.507m hohen Gipfelpunkt. Über die Einkehrstation Naringalm geht es dann zurück ins Tal der Großache.

 

Bei der Anfahrt in den Tiroler Kaiserwinkl folgt man im Inntal – entweder aus Richtung Kufstein oder Oberaudorf kommend – immer der Bundesstraße nach Kössen. Wir passieren Niederndorf, Durchholzen und Walchsee. Auf dem Weg ins Kössener Ortszentrum orientieren wir uns am ersten und zweiten Kreisverkehr jeweils links in Richtung Schleching. Kurz vor Ortsende biegen wir links in den Mühlbachweg ab und überqueren die überdachte Staffenbrücke. Im Ortsteil Erlau befindet sich unmittelbar nach der Einmündung der Erlaustraße linkerhand der ausgeschilderte Wanderparkplatz. Dieser ist kostenpflichtig, man wirft die 3,00 EUR Tagesgebühr in ein Holzkasterl.

 

Wir starten auf rund 590m Seehöhe. Im Tal herrscht noch dichter Morgennebel. Vom Parkplatz aus gehen wir knapp einhundert Meter in Richtung Staffen. An der ersten Wegkreuzung orientieren wir uns nach links. Rechts würde man auf dem sogenannten Schmugglerweg via Entenlochklamm-Hängebrücke zur Wallfahrtsstätte Maria Klobenstein gelangen, die wir zu Beginn des Sommers bereits besucht haben. Geradeaus ginge es auf der Zufahrtsstraße weiter zum etwas höher gelegenen Edernalm- / Naringalm-Parkplatz (auf dieser Route kommen wir später zurück).

Ein asphaltiertes Sträßchen leitet uns einige Höhenmeter hinauf zu einem Bauernhof. Am Wegweiser zum Karkopf (angegebene Gehzeit: 3 Stunden 15 Minuten) biegen wir links ab und folgen einem Feldweg – an einer kleinen Kapelle vorbei – bis zum Staffnerhof (Appartementhaus / Gasthof), der vor allem für seine Snowtubing-Anlage im Winter bekannt ist. Dort treffen wir auch auf die nur von Berechtigten befahrbare Almstraße zum Berggasthof Edernalm, auf die wir nach links einschwenken. Der Schotterweg quert den Wiesenhang und führt uns nun deutlicher ansteigend den Staffenberg-Nordhang entlang der früheren Skipiste hinauf. Dabei passieren wir die Kronbichl-Almhütte, wenig später folgt rechterhand das Gebäude der Grünbacheralm. Auf Höhe der oberen Staffenberg-Schleppliftstation lichtet sich der Nebel und die in schöner Aussichtslage über dem Hochtal liegende Edernalm rückt ins Blickfeld. Circa 50 Minuten nach dem Start lassen wir auf knapp über 900m Seehöhe den Abzweiger zum Berggasthof (www.edernalm.at) linkerhand liegen. Bei unserer Almsommer-Tour auf die Wetterfahne, zu der wir nun ebenfalls wie zur Jausenhütte Naringalm rechterhand hinaufblicken können, sind wir auf dem Rückweg hier eingekehrt.

Wir wandern auf dem breiten Wirtschaftsweg geradeaus weiter, passieren in einer Kehre die Welzenalm und erreichen einige Minuten später auf einer Anhöhe (rund 920m) die nächste Wegteilung. Nach links führt ein Pfad über den Harausattel in Richtung Harauer Spitze bzw. Ottenalm. Wir folgen jedoch dem geschotterten Almweg (Wegweiser zum Karkopf) nach rechts, der nun gleichmäßig ansteigend oberhalb eines weiten, tief eingeschnittenen Grabens in nordwestlicher Richtung verläuft. Nach einem kurzen Waldstück marschieren wir an einer überhängenden Felswand (links) und der zum Staffenbach hin steil abfallenden Hangkante (rechts) vorbei. Am Ende der Staffenschlucht überquert der Weg unterhalb des 1.393m hohen Rescharkopfes an einem kleinen Wasserfall den Bach und vollzieht einen scharfen Rechtsknick. Er führt uns nun auf der anderen Grabenseite zwischen freien Almwiesen hinauf zur Unteren Notheggeralm (auf rund 1.100m). Rechterhand rücken nach bisherigen rund 1,5 Stunden Gehzeit die - seit einigen Tagen vom ersten Schnee bedeckten - Zacken des Wilden Kaisers ins Blickfeld.

Am Schilderbaum oberhalb des Gebäudes wenden wir uns nach links (geradeaus ginge es nach einer Schranke weiter in Richtung Naringalm, die wir heute erst auf dem Rückweg anpeilen). Wir folgen immer dem taleinwärts ansteigenden Versorgungsweg. Nach einer Rechtskehre öffnet sich am Sattel linkerhand der weitläufige Almkessel, in dem auf rund 1.270m die Hütten der Kössener Karalm liegen. Darüber thront unauffällig inmitten des sanft geschwungenen Gipfelkamms unser kreuzgeschmücktes Tagesziel, der Karkopf.

Auf Höhe des ersten Almgebäudes (hierher kehren wir später zurück, um dann die Route in Richtung Naringalm / Kössen einzuschlagen) bleiben wir links auf dem befestigten Weg und wandern - zwischen weidendem Vieh hindurch – weitgehend eben am Rand der Senke entlang. Rechterhand erhebt sich die mächtige Rudersburg mit ihren ringsum abweisenden Felswänden (Gipfelhöhe 1.434m). Von rechts mündet kurz darauf auch der Aufstiegspfad aus Schleching / Ettenhausen ein. An der folgenden Wegteilung orientieren wir uns nicht direkt auf das kleine Almdorf im Zentrum des Beckens zu, sondern marschieren halbrechts am Hang bzw. Waldrand aufwärts. Den Karkopf-Gipfel haben wir nun immer fest im Blick.

Nach einem Überstieg geht der breite Weg in einen schmalen, mit Holzpflöcken markierten Wiesenpfad über, der am Fuß der dicht bewaldeten Sandspitze (Gipfelhöhe 1.420m) ansteigt. Wir erreichen einen Geländerücken, auf dem wir nach links abzweigen (Beschilderung zum Breitenstein, geradeaus führt ein steiler Abkürzer über die verfallene Karlalm hinunter in Richtung Wuhrsteinalm). Dem deutlich erkennbaren Bergsteig folgend überwinden wir eine letzte Steilstufe und peilen direkt das Gipfelkreuz an. Ein Grenzstein markiert die über den Gipfel verlaufende Landesgrenze.

Rund 3 Stunden nach dem Start bzw. nach etwas mehr als 900 Höhenmetern blicken wir vom exponierten Aussichtsplatz mit Sitzbank auf 1.507m Seehöhe auf den nahen, sich auf bayerischer Seite erhebenden und nach Südosten hin schroff abfallenden Breitenstein (1.661m). Dieser ist über ein Joch mit der sich nördlich anschließenden „Pyramide“ des Geigelstein (1.808m) verbunden. In der Ferne ragt die felsige Kampenwand auf. Der Tiefblick erfasst das Tal der Tiroler Ache um Schleching und Ettenhausen. Im Südwesten erkennen wir auf tiroler Seite den Wandberg (1.454m) mit der Burgeralm darunter. Trotz zunehmender Eintrübung reicht die Sicht noch bis ins Unterinntal um Kufstein.

Leider hat sich gerade während unserer Gipfelrast der Himmel vollständig bedeckt, so dass wir bald wieder aufbrechen. Wer sich ungern in weglosem Terrain bewegt oder bei nassen Wetterverhältnissen unterwegs ist, sollte auf der beschilderten Aufstiegsroute zurück in den idyllischen, unter uns ruhenden Almkessel absteigen. Man könnte die Tour auch ausdehnen und sie via westlichem Verbindungskamm in Richtung Breitenstein (angegebene Gehzeit: 45 Minuten) fortsetzen. Wir entscheiden uns heute für die dritte Möglichkeit und überschreiten den Karkopf in südlicher Richtung. Der weg- und markierungslose Abstieg führt uns am waldflankierten Gipfelhang zunächst steil über grasiges Almgelände abwärts und dann entlang der breiten Kammhöhe nach Südosten. Dabei blicken wir wieder auf den „Koasa“ sowie rechterhand auf das Lochner Horn (1.448m), von dem uns ein tiefer Graben trennt. Schließlich schwenken wir nach links und steigen in direkter Linie über Weidegrund zum Karalm-Almboden ab, wo wir etwa 30 Minuten nach dem Gipfel auch wieder auf Wegspuren treffen.

Wir wandern auf dem geschotterten Almweg zwischen den urigen, (derzeit) nicht bewirtschafteten Hütten hindurch zur Wegverzweigung am Kesselrand, an der wir beim Aufstieg in Richtung Karkopf abgebogen sind. Auf der bereits bekannten Strecke geht es zurück zur ersten Hütte. An einem Weidetrog biegen wir halblinks vom breiten Wirtschaftsweg ab und orientieren uns in Richtung Naringalm (weiter links verläuft der beschilderte Wiesenpfad zur Rudersburg, die wir uns für eine andere Tour aufheben).

Ein Stichweg leitet uns am Waldrand einige Höhenmeter hinauf, wo sich linkerhand ein schmaler Pfad anschließt. Über eine Rodung und steindurchsetzten Weidegrund geht es bis zur Oberen Notheggeralm auf rund 1.300m. Ab hier folgen wir nun immer dem talwärts nach Kössen führenden Almweg. In dessen Verlauf ignorieren wir eine weitere Abzweigung zur Rudersburg nach links (angegebene Gehzeit: 45 Minuten) ebenso wie kurz darauf den spitzwinkligen Übergang zur Edernalm nach rechts. Rund 1,5 Stunden nach dem Aufbruch am Karkopf-Gipfel erreichen wir die bewirtschaftete Naringalm, wo zudem gerade die letzten Vorbereitungen für den morgigen Abtrieb des Weideviehs getroffen werden.

 

Die kürzlich um eine schöne Panorama-Terrasse erweiterte Hütte liegt auf 1.136m am südseitigen Wiesensteilhang. Eine öffentliche Zufahrtsmöglichkeit zur Naringalm besteht nicht. Die Jausenalm gehört zum Kössener Wegererhof und ist während der Weidesaison von Juni bis Oktober bei schönem Wetter geöffnet. Bei einer kleinen Auswahl deftiger Brotzeiten genießt man die Aussicht auf das weite Kössener Talbecken mit der Großache und das nahe Unterberghorn (1.773m). Wir können auch nochmals den ersten Streckenschnitt des Tages bis zur Edernalm nachvollziehen. Darüber erheben sich neben dem Kaisergebirge im Hintergrund die bewaldeten Berghänge von Staffenberg (1.070m), Riedlberg (1.136m) und Harauer Spitze (1.117m). Bei klarer Sicht kann man über das Kitzbüheler Horn hinweg auf die schneebedeckten Gipfel der Zentralalpen blicken.

Nach der Jause wandern wir auf dem geschotterten Naring-Almweg in zahlreichen Kehren talwärts zurück nach Kössen. Unterwegs lassen wir mehrere Abzweigungen zur 1.284m hohen Wetterfahne (direkter Bergsteig bei der Hütte bzw. später folgende Zustiege via Hinhageralm) linkerhand liegen. Das erste Drittel des Weges verläuft noch in weitgehend offenem Almgelände, anschließend tauchen wir in den schattigen, bereits herbstliche Färbung annehmenden Bergwald ein.

Knapp 1 Stunde nach der Naringalm passieren wir die Schranke auf Höhe des Naringalm- / Edernalm-Parkplatzes (auf rund 610m). Hier wenden wir uns nach links und marschieren in rund 15 Minuten entlang der wenig befahrenen Asphaltstraße zwischen einigen Häusern hindurch hinab zum Ausgangspunkt an der Staffenbrücke. Nach etwas mehr als 2,5-stündigem Abstieg (ohne Einkehrzeit) geht unsere Tour nach insgesamt rund 6 Stunden zu Ende.

Zum Abschluss der diesjährigen Sommertouren nochmals eine Wanderung in reizvoller Almlandschaft zu einem eher weniger bekannten Gipfel !

Günter Etschel ALMVOLK

 

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