Almsommer-Tour (44): Oberaudorfer Alm

impressionen aus kiefersfelden

Für eine kurze Runde am Vormittag bei wechselhaftem Wetter haben wir uns die Oberaudorfer Alm ausgesucht, zu der man vor allem vom Bayrischzeller Nesseltal, von Thiersee / Tirol, von Kiefersfelden oder von Oberaudorf aus hinauf wandern kann.

 

Wir starten heute im Hinteren Gießenbachtal. Bei der Anfahrt biegen wir in Kiefersfelden von der Rosenheimer Straße in der Ortsmitte in Richtung Schöffau ab (aus Kufstein kommend nach links, aus Oberaudorf kommend entsprechend nach rechts). Wir folgen der Thierseestraße rund 3km entlang des Kieferbachs bzw. der Wachtlexpress-Bahnlinie bis zur Abzweigung nach Breitenau, wo wir uns nach rechts orientieren (geradeaus ginge es weiter zum Parkplatz am Einstieg in die viel begangene Vordere Gießenbachklamm). Wir durchqueren den Weiler und folgen immer dem Verlauf der schmalen, wenig frequentierten Straße bergwärts. Auf Höhe der Zufahrt zur Schopperalm (nur für Berechtigte) halten wir uns rechts. Kurz darauf wechselt der Untergrund von Asphalt auf Schotter. Die Forststraße führt sachte ansteigend durch das dicht bewaldete Gießenbachtal, Abzweigungen in Richtung Mühlbach / Dörfl (via Karrertal) bzw. Rechenau lässt man rechterhand liegen. Schließlich erreichen wir am Ende des öffentlichen Fahrwegs den ausgeschilderten Wanderparkplatz „Hintere Gießenbachklamm“ (auf der linken Straßenseite, gebührenfrei).

 

Unser Ausgangspunkt liegt direkt am Gießenbach, der südlich des Unterberger Jochs / Großen Traithens entspringt. Auf circa 750m Seehöhe folgen wir zunächst der parallel zum hier noch breiten und flachen Bachbett verlaufenden Forststraße nach Nordwesten. Den zu Beginn linkerhand abzweigenden Wirtschaftsweg in Richtung Guggen-Kohlstatt ignorieren wir. Wir passieren eine Diensthütte der Forstverwaltung und marschieren moderat aufwärts. Das Bett des Gießenbachs ist weiter oben teils tief in die Felsenschlucht eingeschnitten, wo es Gumpen und tosende Wasserfälle ausbildet. Rechts vom Weg fällt der Hang stellenweise mehrere Meter fast senkrecht ab, links hängen einige Felsen über (Vorsicht Steinschlaggefahr!). Wir überqueren den wildromantischen Gebirgsbach über eine Holzbrücke. An der folgenden Gabelung am Wegpunkt „Stubleralm“ (790m) biegen wir nach rund 10 Minuten Gehzeit links ab und überschreiten erneut eine Holzbrücke. Dabei folgen wir dem Wegweiser zum Trainsjoch bzw. Brünnsteinhaus über die Oberaudorfer Alm (geradeaus ginge es auf der direkteren Route zum Brünnsteinhaus via Schmiedalm bzw. Naturfreundehaus zunächst weiter entlang des Gießenbachs taleinwärts).

Kurz nach der Abzweigung schwenken wir nach rechts auf einen Karrenweg ein, der ansteigend in den Mischwald führt. Der Aufstieg verläuft nun deutlich steiler. Auf dem holprigen und teils eingewachsenen Hauptweg bewegen wir uns in der „Roßleiten“ immer oberhalb des tiefen Grabens, in dem der Alpbach laut rauschend über einige Felsstufen hinweg talauswärts fließt. Nach rund 50 Minuten Gehzeit halten wir uns an einer Weggabelung auf rund 1.060m Höhe rechts, wobei man das Ziel auch über die linke Variante erreicht (Beschilderung zur Oberaudorfer Alm). Wir passieren einen Überstieg, vor uns öffnet sich das Almgelände. Ein Wiesenpfad führt uns nun sachte ansteigend oberhalb der malerisch in leichter Hanglage errichteten privaten Hütten hinauf zum höchstgelegenen Gebäude. Die Oberaudorfer Almen, über deren Lichte der Gebirgsstock des Trainsjochs thront, wurden bereits 1478 urkundlich erwähnt. Die tatsächlichen Anfänge liegen wahrscheinlich noch weiter zurück.

Links von der Stoffalm-Hütte hat man auf einer kleinen Erhebung ein beeindruckendes Almkreuz errichtet. Von dort kann man bei klarer Sicht - die wir heute leider nicht haben - bis ins östlich bzw. südlich gelegene Inntal sowie auf Kaisergebirge und die Chiemgauer Alpen blicken. Nach insgesamt rund 1 Stunde Gehzeit und fast 400 Höhenmetern genießen wir auf circa 1.120m unsere mitgebrachte Brotzeit zumindest bei der wunderschönen Aussicht über die idyllische, vom blühenden Almrausch gefärbte Almkulisse.

Wer Lust, Kraft und Zeit hat, kann von der Oberaudorfer Alm in rund 2 Stunden zum Trainsjoch (Gipfelhöhe 1.708m) aufsteigen, über das die Bayerisch-Tiroler Grenze verläuft. Oder man setzt den Weg via Wirtsalm / Unterbergalm / Steilenalm in Richtung Brünnsteinhaus fort (ausgeschilderte Gehzeit 3,5 Stunden).

Wir belassen es bei der kurzen Rundtour und marschieren auf dem Almweg zunächst bergab zu einer kleinen Brücke über den hier noch zahmen Lauf des Alpbachs, der das Almgebiet praktisch teilt. Wir biegen allerdings nicht talwärts in unsere Aufstiegsroute ein, sondern folgen dem breiten Fahrweg nach rechts. Dieser führt zunächst im Gegenanstieg zu drei weiteren Hütten hinauf und dann in einer langgezogenen Linkskurve über freies Weidegelände bergab. Ein zweiter, nach rechts abzweigender Steig zum Trainsjoch wird ignoriert. Wir blicken über das Hintere Gießenbachtal hinweg hinüber zu Rotwandlspitz und Brünnstein, zum Großen und Kleinen Brünnberg sowie zur Himmelmoosalm und Herrnalm. An der alleinstehenden Baumerhütte tauchen wir nach knapp 20 Minuten Gehzeit wieder in den schattigen Bergwald ein.

Kurz darauf steigt der Schotterweg in einer Kehre in Richtung Guggen-Kohlstatt (Forsthütte) bzw. hinauf zum Reinhardsberg, von wo es auch einen grenzüberschreitenden Übergang nach Thiersee gibt, an. Hier verlassen wir die Forststraße – der man alternativ auch via Saugraben bis zum Ausgangspunkt folgen könnte - und biegen nach links auf einen schmaleren, lauschigen Waldpfad ab. Dieser führt uns stetig talwärts.

Rund 40 Minuten nach dem Aufbruch auf der Oberaudorfer Alm stoßen wir auf Höhe der schon bekannten Diensthütte wieder auf die Forststraße am Gießenbach. Hier kann man sich in der urigen Flusslandschaft noch eine abschließende Erfrischung gönnen, bevor es in wenigen Minuten zurück zum Parkplatz geht. Insgesamt waren wir auf der heutigen Almrunde mit Panorama-Rast rund 2 Stunden (reine Gehzeit: 1 Stunde im Aufstieg und 45 Minuten im Abstieg) unterwegs. Wer noch einkehren möchte, kann auf der Rückfahrt im Gießenbachtal anhalten und zu Fuß einen Abstecher zur familienfreundlichen Schopperalm (www.schopperalm-inntal.de) unternehmen.

Eine kurze, aber landschaftlich abwechslungsreiche Almwanderung, die auch mehrere Verlängerungs-Optionen bis hin zur Gipfeltour (z.B. Wirtshöhe, Kleiner Unterberg, Trainsjoch, Brünnstein, Brünnberg) bietet !

Günter Etschel ALMVOLK

 

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Die Berichte sind jedoch grundsätzlich subjektiver Natur und explizit auch nicht als Wanderführer gedacht. Gehzeiten und Schwierigkeiten sind individuell unterschiedlich, Bedingungen vor Ort wie Wegverhältnisse, Beschilderungen oder Hütten-Öffnungszeiten können sich jederzeit ändern. Eine eigenständige Tour-Vorbereitung und Beurteilung von Routen, Wetterverhältnissen und möglichen Gefahren sind unverzichtbare Voraussetzungen für jede Unternehmung in alpinem Gelände. Dazu zählen auch das vorherige Studium von Informations- und Kartenmaterial, das Mitführen einschlägiger Ausrüstung sowie die realistische Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit. Dies gilt umso mehr bei Streckenverläufen abseits markierter Wanderwege oder gesicherter Steige.

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