Almsommer-Tour (40): Frechjoch & Veitsberg

Impressionen aus landl / tirol

Wer via Ursprungsattel von Bayern nach Tirol fährt, dem fällt rechterhand nach dem Sonnwendkamm unweigerlich die langgezogene Veitsberg-Gruppe mit mehreren Gipfelpunkten auf. Bei unseren Touren zum Schmaleggerjoch & Thalerjoch (von der Ackernalm aus) bzw. auf den namensgebenden Veitsberg (via Veitsbergalm im Aufstieg und Riedebenalm im Abstieg) haben wir das Frechjoch, die mit 1.788m höchste Erhebung des Grats, bislang ausgelassen. Dies wollen wir heute bei unserer diesjährigen Almsommer-Auftaktwanderung nachholen. Die gewählte Route führt uns vom Längtal über Thörleralm und Thaleralm zum Frechjoch-Gipfel und via Veitsberg und Veitsbergalm (wie alle zuvor genannten Almen nicht bewirtschaftet !) wieder zurück. Wer längere Geh-Passagen auf Forststraßen scheut, für den sind die alternativen Routen über die Nordseite von Ackern aus besser geeignet, da der Großteil des südseitigen Aufstiegs über befestigte Almwege erfolgt.

 

Unser Startpunkt ist der Wanderparkplatz „Fürschlacht“ zwischen Landl und Riedenberg. Wir fahren von Bayrischzell über den Ursprungpass ins Tiroler Landl. An der Brücke in der Ortsmitte (am Hinweisschild zum Berggasthof Wastler) biegen wir rechts ab und folgen der oberhalb des Boxbachtals nach Riedenberg führenden Teerstraße. Aus Richtung Kufstein bzw. Thiersee kommend hält man sich an der Kreuzung in Landl entsprechend links. Nach rund 4km Bergauf-Strecke zweigt auf der Hochebene kurz vor Riedenberg ein Schotterweg rechtwinklig nach rechts ab (mit gelbem Wander-Wegweiser). Rund 150m weiter stößt man am Waldrand auf den gebührenfreien Parkplatz.

 

Der Ausgangspunkt der heutigen Tour liegt auf 992m Seehöhe, so dass bis zum Gipfelziel gut 800 Höhenmeter (zuzüglich einiger Gegenanstiege) vor uns liegen. Auf das Frechjoch bzw. den direkt benachbarten Veitsberg führen von hier aus zwei Routen, die wir zu einer Rundtour verbinden.

Nach der Schranke orientieren wir uns nach links und folgen der Beschilderung zur Thaleralm (angegebene Gehzeit 2,5 Stunden). Auf dem von vorne einmündenden, von der Veitsbergalm herab kommenden Weg kehren wir später zum Parkplatz zurück. Die geschotterte Kienbrand-Forststraße verläuft entlang eines kleinen Bachlaufs durch das Längtal, einen Einschnitt zwischen den bewaldeten Erhebungen Kögerl und Nöck. Sie steigt nur sachte an. Eine Abzweigung nach links (Riedenberg / Gasthof Wastler, rund 10 Minuten Gehzeit) ignorieren wir genauso wie den kurz nach einer Brücke nach rechts hinauf zur Riedebenalm abzweigenden Waldsteig im Karnergraben.

Nach rund 15 Minuten Gehzeit teilt sich der Weg. Links ginge es weiter in Richtung Kaiserhaus, wir orientieren uns nach rechts. Die Thaleralm-Forststraße steigt nun zunehmend stärker an, linkerhand können wir einen Blick auf die Bergwelt zwischen Pendling und Zunterköpfl werfen. Rund 45 Minuten nach der Abzweigung erreichen wir das offene Weidegelände der Thörleralm (1.310m).

Wir setzen den Aufstieg auf dem Forstweg fort, der nun ein Stück eben und dann sogar in einen Graben hinein absteigend verläuft. An einigen Stellen können wir zwischen den Bäumen hindurch hinauf zum Veitsbergkamm blicken. Einen Übergang zur Riedebenalm (mit 30 Minuten Gehzeit ausgeschildert) lassen wir rechterhand liegen. In der Senke angekommen queren wir einen Bach und vollziehen eine scharfe Linkskehre. Auf der anderen Grabenseite steigt der Weg deutlich an, so dass wir die zuvor verlorenen Höhenmeter rasch wieder aufholen.

Kurz darauf passieren wir ein Aussichtsbankerl mit Marterl, das zu einem besinnlichen Verweilen einlädt. Links von uns fällt das Almgelände teils steil ab. In der Mitte des tiefen Taleinschnitts fließt ein Gebirgsbach, der weiter oben kaskadenartige Wasserfälle ausbildet. Nach bisherigen rund 2 Stunden Gehzeit erreichen wir die Gebäude der unteren Thaleralm (1.434m). Auch hier gibt es einen Abzweiger nach rechts zur Riedebenalm.

Wir wandern geradeaus weiter, wechseln auf die andere Seite des Tales und folgen dem Schotterweg in Kehren bergauf (teilweise kann man diese auch über einen Almsteig abkürzen). Nach Südwesten gibt es einen Übergang in Richtung Stamperstallalm / Jöchl, den wir uns für eine andere Tour merken. Mehrmals gönnen wir uns den lohnenden Schulterblick zurück auf die Aufstiegsroute. Auf Höhe der oberen Thaleralm (1.582m) endet rund 30 Minuten später der befahrbare Almweg. Ein nach links abzweigender Pfad ermöglicht die Kammüberschreitung westlich des Thalerjochs in Richtung Fuchslochalm / Ackernalm. Wir peilen stattdessen die Thalerscharte östlich des Thalerjochs an und marschieren nach rechts bis zum Almgebäude. Auf dessen Rückseite führt ein anfangs kaum erkennbarer, aber mit einigen kurzen Holzpflöcken markierter Steig bergwärts. Über steile Bergwiesen und zwischen Latschen hindurch gelangen wir in rund 20 Minuten hinauf in den Sattel zwischen Thalerjoch und Frechjoch.

Auf etwa 1.690m Seehöhe bietet sich uns eine herrliche Aussicht auf das nördlich angrenzende und parallel verlaufende Massiv aus Hinterem Sonnwendjoch, Krenspitze, Wildenkarjoch und Schönfeldjoch. Davor sind in verschiedenen Höhenlagen Wildenkaralm, Frommalm und Ackernalm sowie direkt unter uns die Grabenbergalm erkennbar. Hinter dem Sonnwendkamm lugt der Wendelstein hervor. Westlich davon schließen sich unter anderem Traithen, Brünnnstein, Trainsjoch und Ascherjoch an.

Von der Thalerscharte aus könnte man in rund 15 Minuten links hinauf zum Thalerjoch-Gipfel (1.775m) steigen oder geradeaus den Grat überschreiten und zur Grabenbergalm bzw. Ackernalm absteigen, wie wir es bei unserer Tour zum Schmaleggerjoch & Thalerjoch getan haben. Wir wenden uns aber nach rechts, wo uns bereits das heutige Tagesziel zum Greifen nah erwartet (Beschilderung in Richtung Veitsberg).

Ein schmaler Pfad folgt dem Kammverlauf durch eine ausgeschnittene Latschengasse bergwärts, bevor er auf die Südflanke des Frechjochs ausweicht. Über Grashänge und an dichten Latschenfeldern vorbei schlängelt sich der Steig ostwärts. Kurz vor dem Abstieg in den Sattel zwischen dem Gipfelpaar Frechjoch und Veitsberg zweigt nach links der kurze Schlußanstieg zum höchsten Punkt mit dem 2014 errichteten Holzkreuz ab. Ein von Latschen begrenzter Wiesenstreifen weist den Weg. Etwas mehr als 3 Stunden nach dem Aufbruch erreichen wir den Frechjoch-Gipfel auf 1.788m Seehöhe.

Wie die gesamte Veitsberg-Gruppe zählt das Frechjoch zu den südlichsten Ausläufern der bayrischen Voralpen, obwohl es zur Gänze auf Tiroler Gebiet liegt. Im Osten dominiert der Nahblick auf den angrenzenden Veitsberg. Dahinter sind das Thierseer Tal, Sonnberg und Pendling sowie Zahmer und Wilder Kaiser erkennbar. Der Fernblick erfasst im Westen vor allem Guffert, Blauberge und Karwendel, im Süden reicht er bis zum Alpenhauptkamm.

Nach der Gipfelrast steigen wir wieder die wenigen Meter des Abstechers weglos bis zum Wanderpfad hinunter und schwenken nach links. Mit Blick auf den Veitsberg führt uns der Pfad auf felsigem Untergrund hinab in die nur wenig eingesenkte Einsattelung zwischen Frechjoch und Veitsberg. Dort zweigt nach rechts die beschilderte Abstiegsroute nach Riedenberg via Riedebenalm ab, die wir bei unserem letzten Veitsberg-Besuch gewählt haben und auf der man ggf. auch eine Brotzeit bekommen kann. Wir marschieren heute geradeaus weiter und in leichter Steigung über den grasigen Rücken hinauf zum Veitsberg-Gipfel, der mit 1.787m nur einen Meter tiefer liegt als das Frechjoch. Rund 15 Minuten nach dem ersten Gipfel eröffnet sich uns auch auf dem zweiten ein ebenso grandioses Bergpanorama in alle Himmelsrichtungen. Insbesondere können wir nochmals zurück auf das Frechjoch und das dahinter liegende Thalerjoch blicken.

Auf unserer Rundtour überschreiten wir den Veitsberg in östlicher Richtung und verlassen den Gipfelbereich auf einem schmalen und steinigen Steig, der durch dichten Latschenbewuchs und über einige Felsstufen hinunter führt. Der sich anschließende – eher unausgeprägte, aber stellenweise markierte -  Wiesenpfad zweigt vom Ostkamm nach Süden ab und verläuft serpentinenartig über steile Weidehänge bergab. Diese Abstiegsroute erfordert ein Mindestmaß an Trittsicherheit und ist bei Nässe sicherlich nicht so angenehm wie heute zu begehen. Linkerhand blicken wir auf den Larchberg und rechterhand hinüber zur Riedebenalm, die idyllisch auf einem baumfreien Geländeabsatz in 1.420m Höhe liegt.

Wir durchschreiten ein kurzes Waldstück und erreichen rund 40 Minuten nach dem Aufbruch am Veitsberg die beiden Gebäude der privaten Veitsbergalm (1.260m). Hier kann man sich vor der abschließenden Etappe nochmals an Holztrögen erfrischen. Auf dem breiten und geschotterten Wirtschaftsweg marschieren wir nun in bewaldetem Gebiet immer talwärts. Die einzige Abzweigung (zur Grabenbergalm / Ackernalm), die wir kurz vor dem Parkplatz passieren, lassen wir linkerhand liegen. Rund 40 Minuten nach der Veitsbergalm bzw. etwas mehr als 1,5 Stunden nach dem Frechjoch sind wir zurück am Ausgangspunkt.

Insgesamt waren wir heute knapp 5 Stunden (reine Gehzeit exklusive zweifacher Gipfelrast) abseits der vielbegangenen Wanderrouten unterwegs. Wer nach der Tour noch einkehren möchte, kann dies gemütlich im nahen Berggasthof Wastler in Riedenberg (www.wastler.info) oder beim Krämerwirt im Ortszentrum von Landl (www.kraemerwirt.net) tun.

Ein stiller und panoramareicher Start in den Almsommer, bei dem wir unsere Gipfelbesuche am Veitsberg-Hauptkamm komplettieren konnten !

Günter Etschel ALMVOLK

 

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Die Berichte sind jedoch grundsätzlich subjektiver Natur und explizit auch nicht als Wanderführer gedacht. Gehzeiten und Schwierigkeiten sind individuell unterschiedlich, Bedingungen vor Ort wie Wegverhältnisse, Beschilderungen oder Hütten-Öffnungszeiten können sich jederzeit ändern. Eine eigenständige Tour-Vorbereitung und Beurteilung von Routen, Wetterverhältnissen und möglichen Gefahren sind unverzichtbare Voraussetzungen für jede Unternehmung in alpinem Gelände. Dazu zählen auch das vorherige Studium von Informations- und Kartenmaterial, das Mitführen einschlägiger Ausrüstung sowie die realistische Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit. Dies gilt umso mehr bei Streckenverläufen abseits markierter Wanderwege oder gesicherter Steige.

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