Frühlingswanderung (30): Lochner Horn

impressionen aus walchsee / Tirol

Für eine Panorama-Wanderung über dem Walchsee haben wir uns heute eine Tour auf das 1.448m hohe Lochner Horn ausgesucht. Der sonnenverwöhnte Gipfel in den Chiemgauer Alpen ist meist schon früh im Jahr schneefrei und lockt mit einer weitgehend unverstellten und weitreichenden Aussicht. Unser Ausgangspunkt ist der Walchseer Ortsteil Winkl auf rund 690m Seehöhe.

 

Bei der Anfahrt in den Tiroler Kaiserwinkl folgt man im Inntal – entweder aus Richtung Kufstein oder Oberaudorf kommend - der Bundesstraße nach Kössen. Über Niederndorf, Sebi und Durchholzen führt uns diese bis nach Walchsee. In der Ortsmitte von Walchsee biegen wir nach links in die Hausbergstraße ab, der wir rund 1km bis zu einem Sportgelände folgen. Rechts davon befindet sich am Waldrand ein großer, kostenpflichtiger Wanderparkplatz. Am Parkautomaten sind 3,00 EUR Tagesgebühr zu entrichten.

 

Am oberen Ende des Parkplatzes, von wo aus wir unser Tagesziel sowie Teile des bewaldeten Aufstiegswegs schon einsehen können, marschieren wir zunächst entlang der Asphaltstraße nach Nordosten. Die nach rechts abzweigende Forststraße zu den Jausenstationen Riederalm bzw. Ottenalm ignorieren wir. Dem Straßenverlauf folgend überqueren wir den Rahmbach und wandern zwischen den Häusern von „Oberwinkl“ hindurch, wobei wir uns links halten. Unser Zwischenziel, die bewirtschaftete Wandberghütte oberhalb der Burgeralm, ist hier mit 2,5 Stunden Gehzeit ausgeschildert. In der gleichen Zeit könnte man auch unser Tagesziel, das Lochner Horn, auf der direkten Route erreichen, wenn man die Rundtour anders herum angeht.

Am Ortsende passieren wir am rechten Ufer des Kohlenrieder Bachs ein Viehgatter und treffen am Waldrand auf eine Wegverzweigung, die in beide Richtungen zum Lochner Horn weist. Von rechts (via Kohlenriedalm, Angeringalm) kommen wir heute zurück. Wir folgen stattdessen der Beschilderung zur Wandberghütte (via Wasserfall, Burgeralm) und marschieren geradeaus auf einem breiten Karrenweg entlang des vernehmlich dahin plätschernden Gebirgsbachs weiter.

Nach einigen Staustufen mit kleineren Wasserfällen und einer Brücke, die wir linkerhand liegen lassen, geht der bislang sachte ansteigende Weg nach etwa 15 Minuten Gehzeit in einen schmalen Steig über. Dieser schlängelt sich nun in engen Serpentinen den steilen Bergwald-Hang hinauf. Stellenweise ist der Steig mit Holzstufen ausgebaut. Bei Nässe ist aufgrund des teils lehmigen und mit Buchenlaub bedeckten Untergrunds erhöhte Vorsicht geboten. Wir gewinnen rasch an Höhe, bevor uns der Pfad nach links leitet und oberhalb des tief ins Gelände eingeschnittenen Kohlenrieder Bachgrabens weiter bergauf führt. Nach rund 45 Minuten Gehzeit erreichen wir auf etwa 915m Höhe den laut tosenden Lochner Wasserfall. Der Wasserlauf ergießt sich hier über Felsen hinweg aus großer Höhe in eine Gumpe und fließt dann talwärts.

Eine Holzbrücke mit Geländer führt uns auf die andere Seite des Kohlenrieder Bachs, wo sich der Steig fortsetzt. Nach einer erneut ansteigenden Passage stoßen wir circa 10 Minuten nach dem Wasserfall auf eine geschotterte Forststraße, der wir nach rechts folgen. Der breite Weg zieht sich nun angenehm in Kehren im lichter werdenden Bergwald aufwärts, rechterhand können wir hinüber zur auf einem Geländeabsatz liegenden Kohlenriedalm blicken. An einem Schilderbaum biegen wir vom Forstweg nach links auf einen schmalen Pfad ab. Dieser steigt zunächst etwas stärker an und führt dann in einem Rechtsbogen durch den Wald. Rechterhand fällt der Hang steil ab. Den Abzweig nach links, der Richtung Hitscheralm / Brennkopf führt, ignorieren wir. Wenig später überqueren wir ein rutschiges Bachbett und folgen weiter dem Waldsteig. Rechts unter uns verläuft nun erneut der Kohlenrieder Bach mit herrlichen Gumpen, die im Sommer zu einem erfrischenden Abstecher einladen. Auf Höhe des Bachbetts angekommen wendet sich der Pfad nochmals steil ansteigend nach links.

Nach etwa 1 Stunde 45 Minuten Gehzeit treten wir auf eine Lichtung und können über uns bereits die ersten Hütten der Burgeralm sowie die Wandberghütte erkennen. In der Gegenrichtung glitzern die noch schneebedeckten Felsenzacken des nahen Kaisergebirges und der fernen Hohen Tauern um die Wette. Wir orientieren uns entsprechend der Beschilderung nach rechts (links ginge es in Richtung Hitscheralm / Brennkopf), überqueren einen Bachlauf und erreichen nach Durchschreitung eines kurzen Waldgürtels endgültig freies Almgelände. Holzpflöcke weisen uns den Weg aus dem Graben nach links, in nahezu direkter Linie hinauf zur Burgeralm. Rechterhand blicken wir hinüber zu den Hütten der Wildauer und Lochner Alm, idyllisch inmitten der sanft geschwungenen Weidelandschaft gelegen. Der bisherige Aufstieg hat rund 2 Stunden 15 Minuten Gehzeit in Anspruch genommen.

Die Gebäude der Wandberg- bzw. Burgeralm, insbesondere die derzeit noch geschlossene Almkäserei und Jausenstation Burgerhütte, liegen auf rund 1.320m auf einem Wiesensattel unterhalb des 1.454m hohen Wandberg. Ab Mitte Mai bis voraussichtlich Anfang November kann man hier wieder auf eine zünftige Brotzeit einkehren (www.burgeralm.at).

Wir blicken hinauf zum Wandberg-Gipfelkreuz sowie zur etwas tiefer gelegenen Maria-Hilf-Kapelle. Den Aufstieg „sparen“ wir uns heute, da wir den Gipfel bereits bei unserer Winterwanderung zur Wandberghütte (von Rettenschöss-Feistenau aus) erklommen haben. Links davon ist vor der Kulisse des auf der gegenüber liegenden Talseite aufragenden Kaisergebirges der 1.353m hohe Brennkopf erkennbar.

Wir folgen nun dem rund 10-minütigen Almweg zur Wandberghütte, die wir immer im Blick haben. An der ersten Wegkreuzung biegen wir rechts ab und marschieren die letzten Meter hinauf zu unserer heutigen Einkehrstation (ausnahmsweise schon vor dem Gipfelziel).

 

Der private Gasthof mit Übernachtungsmöglichkeit (insgesamt 33 Betten) liegt am Waldrand, auf einer kleinen Bergnase in 1.350m Höhe unterhalb des Hochköpfl. Auf der Süd- und Westseite gibt es freie Sicht. Die Wandberghütte ist prinzipiell ganzjährig geöffnet, während der Wintersaison (Januar bis April) kann man von Freitag bis Sonntag einkehren. Auch für Feierlichkeiten aller Art stellt die Bergwirtschaft eine reizvolle Location dar. Die Küche bietet typische Tiroler Hausmannskost, neben Salaten, Suppen und Jausenplatten zum Beispiel Pressknödel, Schnitzel oder Kaiserschmarrn sowie Kuchen. Von der Terrasse aus blicken wir auf das Lochner Horn im Osten, das Kitzbüheler Horn, Teile des Wilden und Zahmen Kaisers samt vorgelagerter Bergwelt im Süden sowie natürlich den namensgebenden Wandberg im Westen. Bei guter Sicht zeigt sich in der Ferne sogar die Silhouette des Großglockners.

Nach der Einkehr orientieren wir uns unterhalb der Wandberghütte nach links in Richtung Lochner Horn. Der breite Wirtschaftsweg führt uns durch ein kleines Wäldchen und dann in sanftem Auf-und-Ab auf der Höhe im Rechtsbogen bis zu den malerisch gelegenen Hütten der Wildauer und Lochner Alm (rund 1.420m). Einen Abzweig zur Baumgartner Alm lassen wir linkerhand liegen. Auf dem sonnigen Gelände der weitläufigen Alm genießen wir das beeindruckende Rundum-Panorama, das vom Geigelstein und Breitenstein zur Linken bis zu den Randbergen des Inntals mit Kranzhorn und Spitzstein zur Rechten reicht.

Auf dem ebenso aussichtsreichen Weiterweg zum Lochner Horn lassen wir die erste Abzweigung zur Kohlenriedalm (Forstweg) rechterhand liegen, ebenso die zweite Abbiegemöglichkeit (Wiesenpfad) kurz darauf. An letzterer können wir rechts hinunter zum Walchsee und zu unserem etwa 750 Höhenmeter tiefer liegenden Ausgangspunkt im Ortsteil Winkl blicken. Auf dieser Route steigen wir später ab. Wir befinden uns bereits am Rücken des Lochner Horns, zu unserem Tagesziel führt von hier aus ein rund 15-minütiger Stichweg. Der genaue Pfadverlauf ist angesichts der großflächigen Schneefelder, die sich auf der geschützten Nordseite noch gehalten haben, heute nicht erkennbar. Trotzdem ist das in südöstlicher Richtung liegende Lochner Horn kaum zu verfehlen. Wir wenden uns nach links und folgen dem breiten Verbindungsrücken. Einige Frühlingskrokusse säumen die Strecke. Nach Durchquerung einer kleinen Senke steigt man schließlich über freies Weidegelände den Gegenhang hinauf.

Rund 45 Minuten nach der Wandberghütte bzw. etwa 3 Stunden 15 Minuten nach dem Start (reine Gehzeit ohne Einkehrpause) haben wir unser Ziel erreicht. Das 1.448m hohe Lochner Horn ist eine unausgeprägte Gipfelkuppe. Ein Kreuz gibt es nicht, dafür markiert ein Holzpfosten den höchsten Punkt. Die großflächige Gipfelwiese ist teils von lichtem Wald umgeben. Die markante Pyramide des Geigelsteins prägt die Aussicht nach Norden, aber auch der Nahblick auf Unterberghorn und Kaisergebirge ist imposant. Teile des Mangfallgebirges inklusive Wendelstein sind schön zu überblicken und in der Ferne glitzern die schneebedeckten Zentralalpen-Gipfel. Der Tiefblick von diesem Logenplatz reicht weit in den Kaiserwinkl, auch die „Schwemm“ – das größte zusammenhängende Moorgebiet Nordtirols - westlich des Walchsees ist deutlich erkennbar.

Nach der Gipfelrast marschieren wir über den welligen Grasrücken zurück zur Abzweigung in Richtung Kohlenriedalm / Angeringalm / Walchsee. Wir biegen links ab und steigen über freie Weidehänge und das letzte Stück auf einem Schotterweg hinab zur Oberen Kohlenrieder Alm (auf ungefähr 1.280m). Hier geht es rechts an den Gebäuden vorbei und über einen Wiesenpfad weiter hinunter zur Unteren Kohlenrieder Alm.

Unterhalb der Bergstation einer ehemaligen Materialseilbahn quert der – anfangs stark vom Weidevieh ausgetretene und daher nur dank einiger rot-weißer Pflöcke erkennbare - Steig in Richtung Walchsee den steil abfallenden Grashang nach links und zieht sich dann in Serpentinen bergab. Wir tauchen wieder in den Bergwald ein, passieren einen Bachlauf mit kleinem Wasserfall (eine willkommene Erfrischungsmöglichkeit) und wandern unter einer überhängenden Felswand (Vorsicht Steinschlaggefahr !) hindurch.

Rund 1 Stunde 15 Minuten nach dem Aufbruch am Lochner Horn erreichen wir das offene, bucklige und bunt blühende Weidegelände um die Angeringalm (auf rund 900m) mit nochmals herrlichem Blick auf das Kaisergebirge. Unterhalb des Almgebäudes gäbe es auch einen Übergang nach rechts in Richtung Lochner Wasserfall (ausgeschilderte Gehzeit 25 Minuten). Uns führt der Pfad allerdings talwärts, linkerhand können wir hinüber zu Harauer Spitze, Harausattel, Ottenalm und Riederalm blicken, geradeaus bis zum Parkplatz am Talboden.

Anschließend folgen wir einem Querweg nach rechts bis zum Weiler Halbwart. Nach dem ersten Hof biegen wir an einem Wegweiser nach rechts in Richtung Walchsee ab und marschieren über Weidegelände und auf einem Wurzelpfad durch ein kurzes Waldstück die letzten Höhenmeter der heutigen Tour bergab. Wenig später stoßen wir auf die Einmündung am Kohlenrieder Bach, die wir beim Aufstieg rechterhand liegen gelassen haben und vollenden hier unsere Runde. Wir wenden uns nach links und gelangen auf dem bereits bekannten Weg durch die Siedlung innerhalb weniger Minuten zurück zum Ausgangspunkt.

Der Abstieg vom Lochner Horn hat rund 1 Stunde 45 Minuten gedauert, die gesamte Rundtour damit etwa 5 Stunden (ohne Berücksichtigung der Einkehrpause und Gipfelrast).

Die abwechslungsreiche Rundtour über das Lochner Horn hat viel Einprägsames zu bieten: einen rassigen Wasserfall, bilderbuchhafte Almlandschaften, Einkehrhütten mit fantastischem Bergpanorama und einen gutmütigen Gipfel !

Günter Etschel ALMVOLK

 

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