Hütten im Winter (26): Untere Firstalm

impressionen aus spitzingsee

Das warme Tauwetter der letzten Tage hat die Möglichkeiten für eine winterliche Hütten-Tour reduziert. Wir suchen deshalb die Höhe und wählen den Spitzingsee als Ausgangspunkt. Unser heutiges Ziel ist die am Rand des Stümpfling-Sutten-Skigebiets liegende Untere Firstalm. Auf dem Firstalm-Rundweg geht es über die Obere Firstalm und den Spitzingsattel wieder zurück.

 

Die Anfahrt zum Spitzingsee ist zwischen den Orten Schliersee-Neuhaus (aus Richtung Miesbach kommend) und Aurach (aus Richtung Fischbachau bzw. Bayrischzell kommend) ausgeschildert. Gleich nach dem Spitzingsattel könnte man rechts in den zum Kurvenlift führenden Stümpflingweg abbiegen. Wir überlassen diese Parkmöglichkeit jedoch den Skifahrern, fahren weiter hinab zum Spitzingsee und parken am großen See-Parkplatz gegenüber der im Winter nicht betriebenen Taubenstein-Kabinenbahn (kostenpflichtig, 4 EUR Tagesgebühr).

 

Vom Parkplatz aus können wir nach Westen über den noch zugefrorenen See hinweg zur malerisch zwischen Stümpfling, Suttenstein, Bodenschneid und Brecherspitz eingebetteten Unteren Firstalm blicken. Links davon erheben sich Stolzenberg, Rotkopf und Roßkopf.

Wir starten auf rund 1.080m Seehöhe und wenden uns unterhalb des Parkplatzes nach rechts. Der stellenweise eisige Ufer-Rundweg leitet uns um die Nordspitze des Spitzingsee herum (dort mündet der vom Spitzingsattel herunter führende Pfad ein, auf dem wir später zurückkommen). An der Wegteilung, an der der entlang des Westufers Richtung Südspitze verlaufende Seeweg nach links abzweigt, wandern wir geradeaus weiter, queren zweimal die Langlaufloipe und erreichen nach bisher rund 20 Minuten Gehzeit den Parkplatz an der Talstation des Kurvenlifts.

An dessen oberen Ende beginnt der breite Kratzerweg, der bis zur Unteren Firstalm führt (mit 45 Minuten Gehzeit ausgeschildert). Der asphaltierte, knapp 2km lange Fahrweg wird im Winter in der Regel so geräumt, dass man mit dem Schlitten – auf eigene Gefahr – etwas über 200 Höhenmeter talwärts rodeln kann. Heute ist das zumindest im unteren Drittel nicht mehr möglich.

Wir folgen der im Wald stetig, aber nie steil ansteigenden Straße. Ab dem Berghaus Spitzingsee (Seminarzentrum) bzw. der Kratzerhütte (privates Ferienhaus), die wir bald passieren, gibt es auch wieder eine rodelbare Schneeauflage. Wenig später endet der bewaldete Abschnitt und wir blicken rechterhand hinauf zum 1.683m hohen Brecherspitz-Gipfel. Eine Kehre weiter kommt auch unser Einkehrziel ins Blickfeld. Der Fahrweg schlängelt sich durch den Firstgraben direkt darauf zu. Dahinter erstreckt sich der langgezogene Kamm der Bodenschneid, deren dachförmige Form dem Almgebiet den Namen gab. Linkerhand bevölkern die Skifahrer die von der Stümpfling-Sesselbahn (vom Spitzingsee) bzw. Sutten-Sesselbahn (vom Tegernsee) sowie weiteren Liften erschlossenen Pisten unterhalb von Stümpfling (1.506m) und Suttenstein (1.398m). Auch der Schulterblick zurück bietet ein lohnendes Bergpanorama. Ungefähr 1 Stunde nach dem Start erreichen wir nach familienfreundlichem, wenig anstrengenden Aufstieg die Hütten am Talboden der Firstalm.

Der Berggasthof Untere Firstalm liegt auf 1.318m und hat während des Ski-Winters täglich geöffnet (im Sommer ist am Dienstag Ruhetag, in der Übergangszeit kann es Betriebsferien geben). Die Hütte ist unter anderem durch den seit den 60er Jahren alljährlich stattfindenden Skifasching bekannt. Sie liegt direkt gegenüber des Nordhang-Schlepplifts. Der Ausblick von der großen, südseitigen Terrasse erfasst neben den nahen Skihängen und der Bodenschneid vor allem die Bergwelt östlich des Spitzingsee mit Jägerkamp, Wildem Fräulein, Rauhkopf, Taubenstein, Hochmiesing, Lempersberg und Rotwand.

In den gemütlichen Stuben haben bis zu 100 Gäste Platz. Kulinarisch wird auf der Unteren Firstalm eine typische bayerische Hüttenküche mit wechselnden Tagesgerichten (zum Beispiel Schnitzel, Gamsragout, Rindsgulasch) sowie einer Auswahl an Suppen, Brotzeiten, Süßspeisen und hausgemachten Kuchen geboten. Es gilt Selbstbedienung. Übernachtungen sind nicht möglich. Zusätzliche Informationen und aktuelle Meldungen kann man auf der Homepage unter www.untere-firstalm.de nachlesen.

Nach der Einkehr könnte man auf dem Aufstiegsweg in rund 45 Minuten zurück zum Ausgangspunkt wandern. Wir folgen der Beschilderung des Firstalm-Rundwegs und orientieren uns zur nordöstlich von der Unteren Firstalm in Sichtweite gelegenen Oberen Firstalm. Diese befindet sich rund 50 Meter höher auf 1.369m und ist über einen auch im Winter meist gut ausgetretenen Pfad innerhalb von 15 Minuten erreichbar. Den Berggasthof hatten wir bereits mehrfach besucht, siehe dazu beispielsweise den Tourbericht von der Winterwanderung zur Oberen Firstalm (vom Spitzingsattel aus).

Auch die Obere Firstalm ist Startpunkt einer Natur-Rodelbahn. Die abends beleuchtbare Strecke ist die klassische Abfahrt am Spitzingsee. Schlitten kann man im Berggasthof gegen eine kleine Gebühr ausleihen. Die rund 2,5km lange Strecke hinunter zum Spitzingsattel auf der für den öffentlichen Verkehr gesperrten Fahrstraße (Trautweinweg) ist dank weitgehend schattigem Verlauf noch in einem vergleichsweise guten Zustand. Das Profil ist nicht besonders steil und weist viele lange Geraden sowie wenige enge Kurven auf. Aufmerksamkeit ist dennoch geboten, da die Abfahrt auf der besonders am Wochenende und an Feiertagen meist stärker frequentierten Aufstiegsroute erfolgt.

Anfangs verläuft der Weg noch in weitgehend freiem Gelände. Nach einem Flachstück und kurzem Gegenanstieg gibt eine Ampel die Abfahrt frei bzw. warnt die Rodler vor eventuell entgegenkommenden Versorgungsfahrzeugen. Wir tauchen nun in den lichten Bergwald ein, der die Aussicht einschränkt und uns bergab bis zum Spitzingsattel auf 1.127m Höhe begleitet. Hier markiert eine (gepolsterte) Schranke unmittelbar vor der Auffahrtsstraße zum Spitzingsee das Ende der Rodelstrecke. Der Abstieg zu Fuß nahm rund 30 Minuten in Anspruch, mit dem Rodel wären es für die knapp 250 Höhenmeter circa 10 Minuten gewesen.

Wir wenden uns nun nach rechts und marschieren auf einem teils ausgetretenen, teils geräumten Pfad in wenigen Minuten hinunter zur Nordspitze des Spitzingsee. Hier biegen wir nach links ab und folgen dem Uferweg bis zum Parkplatz. Rund 1 Stunde nach dem Aufbruch auf der Unteren Firstalm sind wir zurück am Ausgangspunkt und werfen einen abschließenden Blick auf unser Tagesziel. Insgesamt waren wir auf der Firstalm-Runde etwa 2 Stunden (ohne Einkehrpause) unterwegs.

Eine kurze Hüttenrunde mit schneesicheren Rodelbahnen am Rand des Skigebiets !

Günter Etschel ALMVOLK

 

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Die Berichte sind jedoch grundsätzlich subjektiver Natur und explizit auch nicht als Wanderführer gedacht. Gehzeiten und Schwierigkeiten sind individuell unterschiedlich, Bedingungen vor Ort wie Wegverhältnisse, Beschilderungen oder Hütten-Öffnungszeiten können sich jederzeit ändern. Eine eigenständige Tour-Vorbereitung und Beurteilung von Routen, Wetterverhältnissen und möglichen Gefahren sind unverzichtbare Voraussetzungen für jede Unternehmung in alpinem Gelände. Dazu zählen auch das vorherige Studium von Informations- und Kartenmaterial, das Mitführen einschlägiger Ausrüstung sowie die realistische Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit. Dies gilt umso mehr bei Streckenverläufen abseits markierter Wanderwege oder gesicherter Steige.

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