Herbstwanderung (31): Steiner-Hochalm

impressionen vom hintersteiner see / tirol

Die herbstliche Kulisse im Tiroler Naturschutzgebiet Wilder Kaiser motiviert uns heute zu einer etwas längeren Anfahrt zum Hintersteiner See zwischen Kufstein und Scheffau. Die gewählte Rundtour führt uns von der St. Leonhard-Kapelle hinauf zur Steiner-Hochalm, über den Wilder-Kaiser-Steig weiter zur Walleralm, hinab zum See und von dort zurück zum Ausgangspunkt.

 

Die Auffahrt zum Hintersteiner See, einem malerisch am Fuß des Wilden Kaisers gelegenen Gebirgssee, erfolgt über Scheffau. In Kufstein orientieren wir uns im Kreisverkehr nach der Innbrücke und im Anschluß auf der Bundesstraße immer in Richtung St. Johann / Felbertauern, bis auf Höhe von Scheffau schließlich ein Schild nach links zum Hintersteiner See weist. Wir fahren durch das Ortszentrum von Scheffau und folgen der teils schmalen, kurvenreichen Straße rund 4km bergauf. Etwa 1km vor dem Hintersteiner See zweigt an der St. Leonhard-Kapelle gegenüber dem Berggasthof Bärnstatt nach rechts die Einfahrt zum kostenpflichtigen Waldparkplatz „Bärnstatt“ ab. Die Tagesgebühr beträgt 3 Euro.

 

Wir starten auf 920m Höhe. Die Gehzeit zur Steiner-Hochalm ist am Parkplatz mit 1 Stunde angegeben. Ein breiter Forstweg führt uns in bewaldetem Gelände bergwärts. Nach zwei Gabelungen, an denen wir immer uns immer in Richtung der durchgehend beschilderten Route zur Steiner-Hochalm orientieren, geht der Schotterweg in einen deutlich steiler ansteigenden Pfad über. Nach rund 40 Minuten Gehzeit passieren wir am Wegpunkt Schößerberg (1.123m) ein Holztor und befinden uns nun in offenerem Weidegelände. Rechterhand kommt der Fahrweg von der Steiner-Niederalm herauf. Wir wenden uns nach links und folgen dem Versorgungsweg, der uns in angenehmer Steigung über einige Kehren hoch zu den Hütten der Steiner-Hochalm leitet.

Nach etwa 1 Stunde Gehzeit haben wir die rund 350 Höhenmeter zur urigen Alm, die idyllisch auf einem Plateau unterhalb der Felswände des Wilden Kaisers liegt, zurückgelegt. Die Steiner-Hochalm ist meist auch im Herbst noch bewirtschaftet, allerdings gibt es nur Getränke. Auf 1.263m genießen wir einen beeindruckenden Tiefblick auf den Talboden um Scheffau und den Hintersteiner See. Das Bergpanorama umfasst Pölven, Kitzbüheler Horn und Hohe Salve. Im Hintergrund glitzern die schneebedeckten Gipfel der Zillertaler Alpen.

Für uns ist die Steiner-Hochalm heute nur eine Durchgangsstation. Rechts hinter der Hütte kann man weiter zur Kaiser-Hochalm (1 Stunde 15 Minuten Gehzeit) wandern. Wir setzen unsere Tour allerdings geradeaus via Wilder-Kaiser-Steig (in älteren Karten als Jagersteig bezeichnet, auf den Wegweisern teils mit WKS abgekürzt) in Richtung Walleralm fort.

Der abwechslungsreiche Abschnitt des Wilder-Kaiser-Steigs führt in ständigem Auf und Ab – per Saldo aber auf nahezu gleichbleibender Höhe - am südlichen Bergrücken unterhalb von Scheffauer (2.111m) und Zettenkaiser (1.968m) entlang. Streckenweise ist der gut markierte Steig, der meist im mehr oder weniger lichten Berg-Mischwald verläuft, steinig oder verwurzelt. Bei Nässe kann es recht rutschig sein. Ein Mindestmaß an Trittsicherheit ist gefordert, ausgesetzte Abschnitte gibt es aber nicht. Besondere Vorsicht ist vor allem im Bereich mehrerer Geröllfelder geboten, die man quert. Lichtungen bieten linkerhand die Aussichtsmöglichkeit hinunter auf den türkisfarben zwischen den Bäumen hindurch schimmernden Hintersteiner See. Daneben bieten sich bei schönem Wetter wie heute auch tolle Fernblicke auf die Kitzbüheler Bergwelt und darüber hinaus. Streckenweise wandern wir an Felswänden zu unserer Rechten vorbei, die senkrecht in den Himmel ragen.

Rund 1,5 Stunden nach der Steiner-Hochalm verlassen wir den Bergwald und erreichen das baumfreie, aber bucklige Hochplateau der Walleralm.

Der Pfad führt uns in wenigen Minuten hinunter zur Jausenstation Walleralm, dem höchstgelegenen Gebäude einer kleinen Hüttensiedlung. Sie liegt auf 1.172m Seehöhe und war bereits Ziel unserer Frühlingswanderung vom Hintersteiner See zur Walleralm.

Die – je nach Wetter- und Schneelage - von April bis November ohne Ruhetag geöffnete Almwirtschaft bietet in ihrer gemütlichen Stube und auf der Sonnenterrasse typische tiroler Hüttengerichte (es gilt Selbstbedienung). Auf der Karte stehen neben einer Brettljause und Graukäse unter anderem Gulaschsuppe, Speckknödelsuppe, Pressknödel und Kasspatz'n. Dazu gibt es hausgemachte Kuchen und Strudel. Almkäse und verschiedene Schnäpse aus eigener Erzeugung können zum Mitnehmen erworben werden. Auf Anfrage kann man auf der Walleralm auch übernachten. Details bietet die Hütten-Homepage walleralm.at.

Von der Walleralm aus könnte man die Tour noch auf das Hochegg (1.470m, etwas über 1 Stunde Gehzeit) bzw. weiter zur Kaindlhütte (rund 1,5 Stunden Gehzeit) fortsetzen, die wir kürzlich vom Kufsteiner Brentenjoch aus besucht haben. Wir belassen es heute nach der Einkehrpause beim kreuzgeschmückten Walleralm-Hügel, den 1.206m hohen Kreuzbichl in unmittelbarer Nähe. Er bietet trotz der vergleichsweise geringen Höhe eine hervorragende Aussicht auf die Kitzbüheler und Zillertaler Alpen, aber auch ins Söllleukental und Unterinntal, auf den Pendling (mit Pendling-Haus), weiter zu Wendelstein und Brünnstein sowie auf den Zahmen Kaiser mit Naunspitze und Petersköpfl. Hinter der Walleralm liegt der bewaldete Vorgipfel Zettenkaiserkopf (1.609m), flankiert vom Felsenmassiv des Wilden Kaisers.

Über die Almwiese steigen wir vom Kreuzbichl in wenigen Minuten hinunter zu den unteren Hütten der Walleralm. Auf dem geschotterten Wirtschaftsweg marschieren wir talwärts, vorbei an der privaten Greilhütte und der ebenfalls bewirtschafteten Stöfflhütte (1.150m). Die urige, mehr als 350 Jahre alte Jausenstation beherbergt während der Sommersaison auch eine Almkäserei.

Nach einer langen Linkskurve lassen wir den am Larchbichl (1.190m) abzweigenden Steig zum Seestüberl an der östlichen Spitze des Hintersteiner Sees linkerhand liegen. Wir bleiben auf dem breiten, in Serpentinen bergab führenden Fahrweg und folgen diesem immer in Richtung Pension Maier. Kurz nach der Hölzentalalm (995m) orientieren wir uns am entsprechenden Wegweiser nach links. Es folgt eine kurze ansteigende Passage in bewaldetem Gelände. Rechterhand zweigen mehrmals Wege in Richtung Kufstein / Eiberg ab. Nach etwa 1-stündigem Abstieg wandern wir auf rund 920m am Wegpunkt Schiestl zwischen mehreren Anwesen hindurch. Hier gibt es auch Parkmöglichkeiten für diejenigen Wanderer, die den direkten, familienfreundlichen und grundsätzlich auch kinderwagen-tauglichen Aufstiegsweg zur Walleralm bevorzugen.

Auf Höhe der Pension Maier, einem Bio-Bauernhof mit ganzjährig geöffneter Gastwirtschaft, blicken wir auf das westliche Ende des Hintersteiner Sees. Das rund 55 Hektar große Gewässer wird vor allem durch unterirdische Quellen gespeist, die maximale Tiefe liegt bei 35 Metern. Um den zwischen den bewaldeten Kuppen Greiderkogel (999m), Achleitnerkogel (1.229m) und Schafberg (1.086m) auf 882m Seehöhe eingebetteten Bergsee führt ein circa 4km langer Rundwanderweg.

Die Route am Nordufer verläuft ohne wesentlichen Höhenunterschied auf der (wenig befahrenen) Asphaltstraße bis zum See-Anfang mit großem (ebenfalls kostenpflichtigen) Parkplatz, Seebad und dem Cafe / Restaurant Seestüberl. Auf ihr passiert man eine weitere Jausenstation, den Goingstätt-Hof. Der am westlichen Seespitz rechts abbiegende und am gegenüberliegenden bewaldeten Südufer entlang führende Kiesweg ist dagegen autofrei und von Aufwärts- und Abwärts-Passagen geprägt.

Wir entscheiden uns für die erste, sonnigere Variante und wandern in rund 30 Minuten auf der Uferstraße von der Pension Maier zum Hintersteiner Seestüberl. Die imposanten Felsen-Zacken des Wilden Kaisers spiegeln sich malerisch im kristallklaren und ruhigen Wasser. Die herrliche Landschaft um den See bildet nicht umsonst eine beliebte Kulisse für Heimatfilme und TV-Serien wie den “Bergdoktor”. Mehrere Stellen mit direktem Zugang zum fischreichen See ermöglichen eine Erfrischung. Wir passieren die östliche See-Spitze mit dem Abfluss in die Weißache und marschieren – zunächst bis zum Mühlholz-Marterl nochmals ansteigend, dann flach am Grüblerhof vorbei – auf der Teerstraße bis zum Parkplatz Bärnstatt (Gehzeit rund 10 Minuten). Vor der Heimfahrt lassen wir uns am Ausgangspunkt eine Besichtigung der St. Leonhard-Kapelle nicht entgehen.

Insgesamt waren wir auf unserer heutigen Wilder-Kaiser-Tour via Steiner-Hochalm und Walleralm rund 5 Stunden (mit Einkehr) unterwegs.

Panoramareiche Rundtour mit herbstlichem Wilder-Kaiser-Steig und urigen Almwirtschaften !

 

Günter Etschel ALMVOLK

Hinweis: Die Benutzung der beschriebenen Wege erfolgt stets auf eigene Gefahr.