Herbstwanderung (27): Kleiner Traithen

impressionen vom sudelfeld

Kürzlich haben wir dem Großen Traithen vom Ursprungtal aus einen Besuch abgestattet und dabei den Abstecher zum Kleinen Traithen-Gipfel ausgelassen. Dies wollen wir heute nachholen, Ausgangspunkt ist diesmal die Rosengasse am südöstlichen Ende des Wander- und Skigebiets Sudelfeld.

 

Bei der Anfahrt aus Bayrischzell passieren wir den Sudelfeldpass und biegen am unteren Sudelfeld von der Deutschen Alpenstraße rechts in Richtung Grafenherberg bzw. Rosengasse, die bereits auf Oberaudorfer Gemeindegebiet liegt, ab. Nach etwa 2km lässt man den Abzweig zur Walleralm bzw. Speckalm rechts liegen und fährt linkshaltend weiter zur Rosengasse. Wer aus Brannenburg kommt, biegt circa 1,3km nach der Abzweigung Tatzlwurm / Oberaudorf links ab und folgt der schmalen, aber gut ausgebauten Straße weitere rund 3km in Serpentinen aufwärts. Unterhalb und auf Höhe des Berggasthofs Rosengasse stehen Parkplätze zur Verfügung. Die Tagesparkgebühr von 3,00 Euro (passend am Automaten zu entrichten) bekommt man bei einer Einkehr im Gasthaus erstattet.

 

Wir starten auf rund 1.100m Seehöhe und folgen dem asphaltierten Versorgungsweg, der vom Berggasthof – an einer kleinen Almkapelle vorbei – in 15 Minuten hinauf zur Rosengassen-Alm (1.200m) führt. Den Abzweiger nach rechts in Richtung Grafenherberg / oberes Sudelfeld ignorieren wir. Aus dieser Richtung kommen wir am Ende unserer heutigen Rundtour zurück. Nach dem letzten Gebäude der Rosengassen-Alm (Kranzlerhütte) leitet uns ein Almweg über Weidegelände nach links. Dort könnte man nach rechts dem beschilderten Pfad zum Kleinen Traithen folgen, der am Rande der Jägerwand direkt hoch in den Traithenkessel und von dort via Fellalm-Sattel zum Tagesziel führt (veranschlagte Gehzeit 2 Stunden). Wir entscheiden uns aber für die ausgedehntere Runde über die Seeonalm und den östlichen Traithensattel und orientieren uns deshalb zunächst geradeaus in Richtung Brünnstein bzw. Brünnsteinhaus.

Auf einem Stein- und Wurzelsteig, der bei Nässe rutschig sein kann, geht es nun steiler über eine Fläche mit kürzlich erfolgtem Holzeinschlag und dann im Zick-Zack durch den Bergwald hinauf. An einem Überstieg kommen wir wieder in offenes Weidegelände. Über Almwiesen und durch kurze Waldstücke verläuft die nächste Etappe nun sachter ansteigend, jedoch mit vielen matschigen Passagen (teilweise mit Trittbrettern versehen).

Nach insgesamt etwas über 1 Stunde Gehzeit verlassen wir die Route zum Brünnstein(haus). Wir biegen rechts ab und steigen wenige Höhenmeter hinauf zur idyllischen Seeon-Alm, die auf 1.386 m Seehöhe in einer Mulde mit kleinem Almsee liegt. Vom Gebäude aus blickt man auf den Steilner Grat, der sich vom Steilner Joch hinunter in Richtung Himmelmoos-Alm zieht.

An der Seeon-Alm orientieren wir uns nach rechts und folgen dem Wegweiser in Richtung Fellalm-Sattel / Kleiner Traithen. Der streckenweise nur schwer erkennbare Pfad führt durch einen herbstlich leuchtenden Lärchenwald und dann über einen steinigen, steiler ansteigenden Grashang hoch zum östlichen Traithensattel (Äserer). Auf 1.555m Seehöhe können wir nach bisher 2 Stunden Gehzeit über die Schulter zurück auf die Seeon-Alm, die dahinter liegenden Erhebungen Brünnsteinschanze, Rotwandlspitz und Brünnstein sowie das Kaisergebirge blicken. Nach links führt ein Steig hoch zum Steilner Joch (1.747m, oft auch als Steintraithen bezeichnet). Vor uns liegt der Traithenkassel, dahinter der Fellalm-Sattel und unser Tagesziel. Über dem Kessel thronen Unterberger Joch (1.828m) und Großer Traithen (1.852m) mit ihrem beeindruckenden Verbindungskamm. Den Gratweg kennen wir von unserer Almsommer-Tour zum Großen Traithen.

Wir folgen dem lehmigen Pfad hinunter in die Senke. Auf 1.500m kommt rechterhand der Steig von der Rosengassen-Alm herauf (rund 45 Minuten Gehzeit). Wir blicken wir über das obere Sudelfeld hinweg bis zum Wendelstein.

Am rechten Rand des ebenen Traithenkessels - Standort der früheren, inzwischen komplett verfallenen Fell-Alm – führt uns der Pfad zwischen Latschen hindurch nach Westen. Am Rücken der Jägerwand geht es über Wiesengelände nun wieder bergauf, wobei wir uns leicht rechts halten. Der markierte Weg zieht in einem langgezogenen Linksbogen – zum Teil über sumpfige Passagen - hoch zum Fellalm-Sattel (1.645m), den wir rund 45 Minuten nach dem östlichen Traithensattel erreichen. Dabei passieren wir auch den rechterhand vom Sudelfeld heraufkommenden Steig, über den wir nach dem Gipfelbesuch am Kleinen Traithen absteigen werden. Am Fellalm-Sattel blicken wir auf die Bergwelt jenseits des Ursprungtals mit Hinterem Sonnwendjoch, Kreuzberg, Auerspitz, Rotwand, Ruchenköpfen, Miesing und Seeberg.

Links vom Sattel erhebt sich der Große Traithen, rechts davon der deutlich unscheinbarere, noch rund 15 Gehminuten entfernte Kleine Traithen. Wir wenden uns nach rechts und marschieren oberhalb der urigen Fell-Alm, auf der man während der Sommersaison auch eine Brotzeit bekommen kann, über das weitläufige Wiesengelände auf unser Tagesziel zu. Durch licht bewaldetes Gelände und einige Latschen geht es die letzten von heute knapp 630 Höhenmetern hinauf zum Gipfelkreuz auf 1.722m, das wir nach insgesamt rund 3-stündigem Aufstieg erreichen.

Die Aussicht vom Kleinen Traithen mit seinem schmalen, langgezogenen Gipfelaufbau erfasst die gesamte Bergwelt links und rechts des Leitzachtals zwischen Aurach und Bayrischzell. Der inzwischen wolkenverhangene Wendelstein sowie Kesselwand, Lacherspitz, Wildalpjoch und Käserwand liegen gegenüber, darunter im Tal unser Heimatort Bayrischzell. Rechterhand schweift der Blick über das obere Sudelfeld mit dem Walleralm-Speichersee bis ins Arzmoos mit Schreckenkopf und Dümpfel. Auch unseren Ausgangspunkt Rosengasse können wir erkennen.

Vom Kleinen Traithen könnte man zum Vogelsang (1.563m) und Sudelfeldkopf (1.439m) sowie von dort über das weitläufige Weide- bzw. Pistengelände weiter zur Rosengasse absteigen. Allerdings ist der felsige, auf der Nordflanke des Kleinen Traithen durch Latschengassen hinunter zum Vogelsang führende Steig heute sehr feucht und extrem glitschig.

Wir wandern deshalb in rund 15 Minuten wieder hinunter zum Fellalm-Sattel, wo wir uns mit Blick auf den Traithenkessel am Drehkreuz nach links orientieren und in wenigen Minuten den “Durchschlupf” für Geübte zwischen Kleinem Traithen und Jägerwand in Richtung Sudelfeld erreichen (auch als “Stopselzieher” bekannt). Trittsicherheit und ein Mindestmaß an Kletterfertigkeit sind bei der Abstiegsroute vonnöten. Denn auch dieser Steig führt steil, anfangs auf lehmigem Untergrund, dann teils über felsige Stufen, die sich heute unangenehm rutschig präsentieren, bergab. Wir sind für die Latschen dankbar, die teilweise den Pfad flankieren und uns mehrfach Halt geben.

Schließlich schwenkt der Steig nach rund 100 Höhenmetern mitten im Hang nach links. Auf einem schmalen, aber gut erkennbaren Pfad queren wir – teils über Geröllfelder - unter den steilen Schrofen des Kleinen Traithen hindurch (hier besteht erhöhte Steinschlaggefahr!). Kurz vor einem Waldstück biegen wir rechts ab und wenden uns talwärts (geradeaus würde man zum oberen Sudelfeld mit Walleralm und Speckalm gelangen). Rund 1 Stunde nach dem Aufbruch am Gipfel leitet uns der – auf Wanderkarten nicht verzeichnete - Pfad durch ein idyllisches Kar und dann nach links bergab. Wir passieren ein Almgebäude und marschieren – parallel zum Versorgungsweg, der bis zum Berggasthof Rosengasse führt – markierungslos über Weidegelände bis zur oberhalb der Rosengasse liegenden Kapelle hinunter. Dort orientieren wir uns nach links und erreichen wenige Minuten später nach insgesamt 2-stündigem Abstieg den Ausgangspunkt unserer heutigen 5-Stunden-Tour.

Vor der Heimfahrt gönnen wir uns noch eine Stärkung auf der Terrasse des Berggasthofs, dessen Geschichte bis ins 17. Jahrhundert zurück reicht (von April bis November ist Montag Ruhetag, weitere Informationen gibt's im Internet unter www.berggasthof-rosengasse.de).

Eine wunderschöne Rundtour zum Panorama-Gipfel über dem Sudelfeld, die man am besten bei trockenen Wetter- und Bodenverhältnissen unternimmt !

 

Günter Etschel ALMVOLK

Hinweis: Die Benutzung der beschriebenen Wege erfolgt stets auf eigene Gefahr.