Almsommer-Tour (35): Taubenstein & Rauhkopf

impressionen aus spitzingsee

Unsere heutige Almsommer-Tour führt uns auf den 1.692m hohen Taubenstein, auf der Abstiegsroute nehmen wir auch den benachbarten Rauhkopf noch mit.

 

Unser Ausgangspunkt ist der Spitzingsee. Kurz nach Aurach (von Bayrischzell / Fischbachau kommend) bzw. Neuhaus (von Miesbach / Schliersee kommend) zweigt die Bergstraße zum Spitzigsattel ab. Dem Wegweiser zur Stümpflingbahn folgend durchfahren wir den Ort, umrunden die Südspitze des Spitzingsees und parken auf dem kostenpflichtigen Wanderparkplatz im Lyraweg (4 EUR Parkgebühr am Automaten).

 

Wir starten auf rund 1.090m Seehöhe und marschieren zunächst bis zum Wirtshaus "Alte Wurzhütte“ zurück. Nach der Brücke über den Spitzingsee-Abfluss wenden wir uns nach rechts und passieren die Schranke an der Valepper Straße. Kurz darauf biegen wir an einem Schilderbaum (der Taubenstein ist hier mit 1,5 Stunden Gehzeit angegeben) nach links auf eine asphaltierte Straße ab. Diese führt um den Schwarzenberg herum zur Schwarzenkopfhütte, einem Fortbildungs- und Seminarzentrum der Bayerischen Bereitschaftspolizei. Vom sachte ansteigenden, nur von Berechtigten befahrenen Versorgungsweg aus können wir rechterhand die Valepper Alm mit der bewirtschafteten Albert-Link-Hütte überblicken. Wir wandern an der Maxlrainer Bergwacht-Diensthütte vorbei, ignorieren wenig später die Abzweigung nach rechts in Richtung Rotwand und folgen weiter der nun steiler bergauf führenden Straße.

Etwa 45 Minuten nach dem Start passieren wir auf rund 1.300m Höhe die Gebäude des ehemaligen Berggasthofs Igler und der Unteren Maxlrainer Alm (beide in Privatbesitz). Am Horizont erkennen wir den Gipfelkamm zwischen Jägerkamp, Benzingspitz und Aiplspitz. Ab hier ist unsere heutige Wanderung als Rundtour angelegt. Am Wegweiser zur ganzjährig bewirtschafteten Oberen Maxlrainer Alm biegen wir von der Teerstraße nach rechts auf einen geschotterten Ziehweg ab und folgen diesem über wenige Kehren durch den Hochwald bergauf bis zur ehemaligen Schleppliftstation am Taubensteinhang.

Dort angekommen könnte man nun weglos über den freien, teils steilen Wiesenhang entlang der Lifttrasse bis zur Oberen Maxlrainer Alm bzw. zur Bergstation der Taubensteinbahn hinauf steigen. Wir wählen stattdessen den schmalen, streckenweise eingewachsenen Steig, der links davon serpentinenartig im Wald bergwärts führt. Auf halber Höhe lassen wir eine Abzweigung zur Schwarzenkopfhütte bzw. zum Spitzingsattel linkerhand liegen.

Nach insgesamt 1 Stunde 15 Minuten Gehzeit verlassen wir den Wald und marschieren auf die Skiliftstation bzw. die auf 1.520m gelegene Obere Maxlrainer Alm mit ihrem herrlichen Bergpanorama zu. Neben dem Blick auf den "herzförmigen" Schinder-Grat bilden bei schönem Wetter die Gipfel des Rofan und Karwendels eine eindrucksvolle Kulisse. Heute wird die Aussicht leider etwas durch die zeitweise dichte Wolkendecke getrübt. Die privat geführte, im Kern über 300 Jahre alte Almwirtschaft mit einladender Sonnenterrasse und Bade-Pool kennen wir schon von unserer Winterwanderung zur Oberen Maxlrainer Alm. Details zur Hütte, die nicht durch Fahrwege erschlossen und daher nur zu Fuß erreichbar ist, findet man im Internet unter www.obere-maxlraineralm.de.

Heute ist sie für uns nur Durchgangsstation zum Taubenstein, dessen markanter, nach Westen hin schroff abfallender felsiger Gipfelaufbau bereits gut erkennbar ist. In 15 Minuten steigen wir die letzten Höhenmeter in offenem Almwiesen-Gelände hoch zur Bergstation der Kabinenbahn am Nordrücken des Taubensteins auf 1.613m. Wer den 1,5-stündigen Aufstieg scheut, kann sich während der Sommersaison vom Spitzingsee aus auch der bequemen Alternative bedienen (Betriebszeiten und weitere Details auf www.alpenbahnen-spitzingsee.de).

Wir halten uns nur kurz auf dem Plateau der Bergstation (mit einem kleinen Kinderspielplatz und dem bewirtschafteten Gipfelstüberl, Informationen dazu unter: www.essendorfers.de) auf und orientieren uns dann in Richtung des ausgeschilderten Taubenstein-Gipfel. Der anfangs breite Pfad geht kurz nach einem Waldstück in einen felsigen Steig über. Dieser leitet uns durch Latschen hinauf zum Taubensteinsattel auf der Ostseite. Nach einer Kante stoßen wir auf 1.660m Seehöhe in flacherem Gelände auf einen gespaltenen Boulderfelsen. Rechts davon beginnt die am deutlichsten ausgeprägte Gipfelroute. Das letzte Stück hinauf zum Kreuz besteht aus einer mit Drahtseil gesicherten schrofigen (Kletter-) Passage in einer Rinne, die Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erfordert. Rund 20 Minuten nach der Bergstation haben wir unser erstes Tagesziel erreicht.

Am Gipfelkreuz auf 1.692m angekommen können wir – soweit es die teils dunstigen Wetterverhältnisse heute zulassen - die Fernsicht in alle Himmelsrichtungen genießen. Im Süden liegt der Schinder mit seinem bekannten Kar. Im Westen dominiert die langgezogene Bergkette zwischen Stolzenberg und Bodenschneid mit den Firstalmen darunter. Im Nordwesten blicken wir in den Schönfeldkessel mit seinen idyllischen Almen und der Schönfeldhütte. Darüber thronen Wildes Fräulein, Jägerkamp und Benzingspitz. Der Blick schweift weiter über Aiplspitz, Wendelstein, Hochmiesing und Rotwand. Am Gratzug zur Rotwand fällt vor allem der Lempersberg mit seinem abgerundeten Grasrücken auf.

Im Gipfelbereich ist erhöhte Vorsicht geboten, da die Felswände – vom Normalanstieg abgesehen - nach allen Seiten nahezu senkrecht abfallen. Es sind einige Routen als Aufstiegsmöglichkeit für Kletterer vorhanden. An schönen Tagen, insbesondere an Wochenenden und während der Ferienzeit, muss man aufgrund der nahen Bergbahn mit einem erhöhten Aufkommen an "Gipfelstürmern" rechnen.

Wir verlassen den exponierten Gipfelblock auf der Aufstiegsroute. Dabei blicken wir hinunter zum Taubensteinhaus, unserer heutigen Einkehrstation. Vom Taubensteinsattel geht es zurück zur Bergstation, dort wenden wir uns nach rechts und steigen wenige Meter hinunter zur tiefsten Stelle der Einsattelung zwischen Taubenstein und Rauhkopf. Am Hinweisschild zum Taubensteinhaus biegen wir erneut rechts ab und marschieren auf einem mäßig abfallenden Pfad circa 400 Meter direkt auf die Bergwirtschaft zu (Gehzeit ab Gipfel rund 30 Minuten).

Das Taubensteinhaus ist eine 1936 erbaute DAV-Hütte (Sektion Bergbund München). Sie ist auf 1.567m Höhe gelegen, umgeben von Aiplspitz, Hochmiesing, Rotwand und Taubenstein, die zu den prominentesten Gipfeln des Mangfallgebirges zählen. Die Gebäude der Kleintiefentaler Alm liegen in Sichtweite. Bis auf kurze Pausen im Frühjahr und November/Dezember ist das Taubensteinhaus beinahe ganzjährig ohne Ruhetag bewirtschaftet. Geboten wird eine regionale Hüttenküche, auf der Karte stehen neben verschiedenen Salaten, Suppen und Brotzeiten zum Beispiel Speckknödel, Fleischpflanzerl, Leberkäse, Reiberdatschi, Kasspatzn und Kaiserschmarrn. Dazu kommt ein Tagesangebot an Kuchen und Strudeln.

Das Taubensteinhaus bietet auch Übernachtungsmöglichkeiten bei mehrtägigen Wandertouren im Spitzing-Rotwandgebiet. Hierfür stehen insgesamt 45 Schlafplätze in je zwei Mehrbettzimmern (6) und Schlaflagern (39) zur Verfügung. Zu Kontaktdaten und Details kann man sich auf der Homepage unter www.taubensteinhaus.de informieren.

Nach der Einkehr wandern wir vom Taubensteinhaus zurück zur Scharte unterhalb der Taubenstein-Bergstation. Man könnte nun auch geradeaus über den oberen Lochgraben wieder zum Spitzingsee hinunter wandern. Wir wenden uns heute aber nach rechts in Richtung Rauhkopf und folgen dem zunächst sachte, dann stärker ansteigenden Kammverlauf. Der steinige Pfad führt uns westlich des Grats durch einen leicht bewaldeten Abschnitt wieder rund 100 Höhenmeter hinauf. Wir überqueren einen Viehzaun, erklimmen eine Felsstufe und stehen rund 20 Minuten nach dem Aufbruch am Kreuz des etwas nach Osten vorgeschobenen Rauhkopf-Gipfels (1.689m). Die Aussicht ist ebenso weitreichend wie auf dem Taubenstein. Der Tiefblick fällt vor allem auf die Krottentaler Alm mit zwei Almgebäuden und dem Naturfreundehaus auf 1.435m.

Nach dem zweiten Gipfelerlebnis des Tages halten wir uns oberhalb eines Skilift-Häusl rechts und steigen auf dem ausgetretenen Wiesenpfad zum Rauhkopfsattel auf rund 1.500m ab. Dabei blicken wir auf die Schnittlauchmoosalm (1.616m), unterhalb des Tanzeck am Querkamm zwischen Jägerkamp und Aiplspitz gelegen. Rechterhand fällt die nordöstliche Flanke des Grats steil zur Krottentaler Alm hin ab. An der Wegverzweigung, an der von rechts der Alm-Steig herauf kommt, biegen wir nach links ab und marschieren an einem Weidezaun entlang das Bergwiesen- und Pistengelände hinab. Am untersten Gebäude der oberen Schönfeldalm treffen wir auf einen geschotterten Fahrweg, dem wir nach links folgen.

Vor dem finalen Abstieg ins Tal statten wir noch der Schönfeldhütte (1.410m) einen Besuch ab, wir erreichen sie rund 1 Stunde nach dem Rauhkopf-Gipfel. Das DAV-Haus ist ein beliebtes ganzjährig geöffnetes Einkehrziel (www.davplus.de/schoenfeldhuette). Wir waren zuletzt bei unserer Wintertour zur Schönfeldhütte bzw. der Herbstwanderung zum Jägerkamp hier.

Der etwa 1-stündige Abstieg zum Ausgangspunkt am Spitzingsee führt uns zunächst auf dem Fahrweg zwischen den Gebäuden der unteren Schönfeldalm hindurch. Zu diesen zählt auch die für ihre privaten Hüttenabende und Tourengeher-Stammtische bekannte Rauhkopfhütte (www.rauhkopfhütte.de). Am Rauhkopflift (1.375m) und einem Stauweiher vorbei sowie unter der Bergbahn hindurch geht es weiter talwärts bis zur Schwarzenkopfhütte (1.336m). Nach der kleinen Kapelle biegen wir links ab und folgen dem asphaltierten Schwarzenkopfweg durch ein kurzes Waldstück bergab bis zur Unteren Maxlrainer Alm. Ab hier ist uns die Streckenführung bereits vom Aufstieg bekannt.

Insgesamt dauerte unsere heutige Zwei-Gipfel-Tour oberhalb des Spitzingsees rund 6 Stunden (davon circa 5 Stunden reine Gehzeit).

Rundtour auf zwei “Bergbahngipfel” mit herrlichem Panorama und urigen Einkehrhütten !

 

Günter Etschel ALMVOLK

Hinweis: Die Benutzung der beschriebenen Wege erfolgt stets auf eigene Gefahr.