Frühlingswanderung (23): Erzherzog-Johann-Klause - via Ackernalm

impressionen aus landl / tirol

Unser heutiger Frühlingsausflug ist eine Forststraßen-Wanderung von der Tiroler Ackernalm zur Erzherzog-Johann-Klause, die früher ein wichtiger Standort für die Holztrift im Brandenberger Tal war. Die Ackernalm liegt mit 1.340m Seehöhe deutlich über unserem Tagesziel (814m), so dass es auf dem Hinweg stetig abwärts und erst auf dem Rückweg aufwärts geht. Die Route ist auch eine beliebte Mountainbike-Strecke, so dass unterwegs entsprechende Aufmerksamkeit gefordert ist.

 

Von Bayrischzell aus überqueren wir bei der Anfahrt in Richtung Thiersee die Landesgrenze am Ursprungpass. Etwa 2,5km weiter (kurz vor der Ortschaft Landl) zweigt rechts die beschrankte Mautstraße zur Ackernalm ab. Wer aus Richtung Kufstein via Thiersee / Landl kommt, biegt am Hinweisschild entsprechend links ab. Vor der Auffahrt sind am Automaten 4,00 EUR in Münzen zu entrichten. Die schmale, etwa 6km lange Almstraße führt uns an den Häusern der Stallenalm vorbei und mit durchschnittlich 16% Steigung direkt hoch nach Ackern. Geparkt werden kann gebührenfrei am Wanderparkplatz links hinter dem Berggasthof Ackernalm.

 

Auf der Ackernalm geht es heute ruhig zu, sie wird wahrscheinlich erst in ein bis zwei Wochen wieder vom Weidevieh bevölkert. Diesmal führt uns der Weg nicht bergwärts wie bei unserer letztjährigen Almsommer-Tour zum Hinteren Sonnwendjoch. Stattdessen folgen wir dem geschotterten Forstweg am unteren Parkplatzende abwärts (Wegweiser Richtung Erzherzog-Johann-Klause / Kaiserhaus). Am bewaldeten Nordhang des Schmaleggerjochs gelangen wir in einigen Serpentinen zum Marchbach, überqueren diesen und wandern auf seiner rechten Seite nun immer talwärts. Das Rauschen des Bachs ist fast durchgehend zu hören.

An einer Weggabelung ignorieren wir den rechts abzweigenden Weg Richtung Reichensteinalm / Valepp, etwas später einen weiteren in Richtung Valepp. Nach einer Linkskehre überschreiten wir den Marchbach erneut über eine Brücke. Wir folgen weiter dem Forstweg und treffen bald auf die Brandenberger Ache. Diese speist sich aus dem Zusammenschluß von Roter und Weißer Valepp an der Landesgrenze zwischen Bayern und Tirol nahe dem Forsthaus Valepp. In ihrem breiten Flussbett fließt das geschützte Tiroler Naturdenkmal weiter Richtung Inntal. Nach links könnte man hier zur Rumpfalm (984m) abbiegen, wir marschieren aber geradeaus weiter.

Nach etwa 2 Stunden Gehzeit erreichen wir das alte Klauswerk der Erzherzog-Johann-Klause, die in einem Gebirgstal zwischen den Brandenberger Alpen im Süden und den Schlierseer Bergen im Norden liegt.

 

In der früheren alpenländischen Holzwirtschaft verstand man unter einer Klause ein hohes hölzernes Fluss-Wehr mit großen Schleusentoren, an dem das Wasser gestaut wurde, das man für die sogenannte Holztrift benötigte. Waren genügend Wassermassen angestaut und die gefällten Holzstämme transportbereit im See, so wurde die Schleuse geöffnet und das Wasser mit dem Holz schoß durch das Flussbett Richtung Tal. Im Gegensatz zur Flößerei trieben die Stämme dabei lose und ungebündelt stromabwärts. Die Holztrift war lange ein wirtschaftlich lohnendes, aber auch gefährliches Geschäft. Verfingen sich die Stämme in den engen Felsenschluchten, durch die der Fluss sich seinen Weg bahnte, mussten sie durch die Holzknechte von Hand wieder gelöst werden.

Vom 15. bis ins 20. Jahrhundert wurde auf diese Weise auf der Brandenberger Ache Holz aus den Bergwäldern in Richtung Tal transportiert. 1833 errichtete man als Ersatz für die frühere Kaiserklause bei Valepp die nach Johann von Österreich benannte Erzherzog-Johann-Klause. Sie war die größte und am längsten aktive Anlage dieser Art in Mitteleuropa. Nach dem Ausbau im Jahr 1953 betrug die Stauhöhe 14 Meter. Bis zu 40.000 Festmeter Holz wurden so jährlich zu Tal gebracht, bis die Trift 1966 eingestellt wurde. Das ehemalige Wirtschaftsgebäude funktionierte man zu einer Gaststätte um.

Wir überqueren die ehemalige Stauanlage auf einer überdachten Holzbrücke und legen die letzten Meter zu unserer Einkehrstation zurück. Die gleichnamige Gastwirtschaft liegt auf einem Geländesporn oberhalb der Erzherzog-Johann-Klause auf 814m Seehöhe.

Das sich im Eigentum der Österreichischen Bundesforste befindliche historische Anwesen genügt den Anforderungen für eine durchgängig betriebene Gastwirtschaft samt Übernachtungsmöglichkeiten nicht mehr. Aufgrund der hohen Beliebtheit bei Wanderern und Mountainbikern bewirtschaftet die Wirtsfamilie Ledermair das Haus von Mai bis September an Wochenenden und Feiertagen bei schönem Wetter trotzdem bis auf weiteres. Auf der Terrasse bzw. dem überdachten Freisitz kann man kleine Brotzeiten und Hüttengerichte wie Speckknödel- und Kaspressknödel-Suppe, Schnitzel oder Leberkäse genießen (Selbstbedienung). Die Gasthof-Homepage www.erzherzog-johann-klause.at bietet weitere Informationen, insbesondere auch zum aktuellen Betriebsstatus.

Nach der Einkehr lohnt es sich, auch der hinter dem Gasthaus gelegenen, 1835 errichteten und vollständig mit Holzschindeln verkleideten Hubertuskapelle noch einen Besuch abzustatten.

Zur Erzherzog-Johann-Klause kann man aus gleich drei Richtungen gelangen. Neben unserer Route von der Ackernalm führen Wanderwege aus der Valepp (Bayern) und von Brandenberg / Aschau / Pinegg über die südlich gelegene Kaiserklamm hierher. Der Weiterweg zur wildromantischen Kaiserklamm und zum Kaiserhaus (711m), der immer an der Brandenberger Ache entlang talwärts führt, hätte uns heute schon noch gereizt (rund 2 Stunden Gehzeit für die einfache Strecke). Doch angesichts hoher Temperaturen und etwas über 2 Stunden regulärem Rückweg zur Ackernalm, heben wir uns diesen Abschnitt für einen der nächsten Ausflüge auf. Bevor wir den etwa 500 Höhenmeter bergauf führenden Rückweg in Angriff nehmen, nutzen wir dafür noch eine leicht zugängliche Stelle unterhalb der Klause zu einer Erfrischung in der eiskalten Brandenberger Ache.

Anschließend wandern wir auf der vom Hinweg bekannten Route – jetzt gleichmäßig ansteigend - wieder zurück zu unserem Ausgangspunkt. Zahlreiche kleine Wasserfälle (Zuflüsse zum Marchbach) sorgen auf dem Forstweg für Abwechslung. Ohne Einkehr- und Badepause waren wir insgesamt rund 4,5 Stunden unterwegs.

Vor der Heimfahrt bietet es sich an, die Tour mit einem Besuch des bereits geöffneten Berggasthofs Ackernalm ausklingen zu lassen (Details gibt's im Internet unter www.ackernalm.at oder in unserem Almsommer-Bericht zur Ackernalm).

Eine leichte Forstweg-Wanderung zu einem Denkmal der Tiroler Holzwirtschaft !

 

Günter Etschel ALMVOLK

Hinweis: Die Benutzung der beschriebenen Wege erfolgt stets auf eigene Gefahr.