Frühlingswanderung (21): Gamskogel & Hochegg

impressionen aus kufstein / tirol

Unsere heutige Frühlingswanderung führt uns wieder ins Naturschutzgebiet Kaisergebirge, das seit 1963 vor exzessiver Erschließung geschützt wird. Wir starten diesmal auf dem rund 1.250m hohen Brentenjoch oberhalb von Kufstein. Die Rundtour auf dem Hochplateau zwischen Brentenjoch und den Steinbergalmen am Wilden Kaiser ermöglicht uns auch Gipfelaufstiege zum Gamskogel und Hochegg.

 

Den etwa zweistündigen Aufstieg von Kufstein zum Brentenjoch ersetzen wir durch eine 25-Minuten-Fahrt mit dem Kaiserlift, da wir auf der Geh-Route schon mehrfach unterwegs waren (siehe dazu: Herbstwanderung auf den Stadtberg, Frühlingstour zur Duxer Alm).

Der im Winter geschlossene Kufsteiner Kaiserlift – nach einer Generalsanierung in 2015 neu eröffnet – ist von Anfang Mai bis Ende Oktober in Betrieb. Aus Bayrischzell kommend erreichen wir unsere Aufstiegshilfe, indem wir uns in Kufstein zunächst Richtung Zentrum orientieren und dann den Hinweisschildern zum Kaiserlift in Richtung östliches Ortsende (obere Sparchen) folgen. Direkt an der Talstation bietet ein kostenpflichtiger Parkplatz ausreichend Parkmöglichkeiten (Tagesticket 2,50 EUR).

Fahrkarten für die Einsersesselbahn können während des Liftbetriebs von 8.30 Uhr bis 16.30 Uhr direkt am Kaiserlift erworben werden. Eine Berg- und Talfahrt (Einzelperson) zur Bergstation Brentenjoch kostet 15 EUR. 10 EUR sind für die einfache Strecke bzw. für die Berg- und Talfahrt zur Mittelstation Duxer Alm zu entrichten. Ermäßigte Tarife gibt es für Kinder, Familien und Gruppen. Ausführliche Informationen zu den Tarifen und technischen Details der Bahn kann man im Internet unter www.kaiserlift.at nachlesen.

 

Die Fahrt beginnt auf 500m Seehöhe, führt über die Mittelstation Duxer Alm auf 894m (hier wird umgestiegen, direkt gegenüber liegt die gleichnamige Bergwirtschaft) und endet an der Bergstation Brentenjoch auf 1.256m. Kurz hinter dem Lift-Ausstieg können wir von der Aussichtsplattform auf dem Jahnhügel die schroffen Wände und Gipfelzacken des Wilden Kaisergebirges und unsere heutige Route über die Böden der Steinbergalm schon einmal überblicken. Der “Adlerblick” (1.273m) ist einer von fünf Bewusstseins- bzw. Kraftplätzen, die an ausgewählten Standorten um das Plateau errichtet wurden.

 

Wir marschieren nun auf einem breiten Forstweg um den Jahnhügel herum und nördlich hinab zum rund 50 Höhenmeter tiefer gelegenen Brentenjoch, wobei wir die Brentenjochalm (1.216m, ebenfalls mit Aussichtspunkt) passieren. Geradeaus ginge es hier auf dem Forstweg weiter bis zur Kaindlhütte, von dort kommen wir später auf unserer Rundtour zurück. Wir biegen nach rund 15 Minuten Gehzeit stattdessen am Wegweiser nach links auf einen schmalen Wanderpfad ab, der sich – weitgehend im lichten Bergwald – am Rücken des Gamsbergs hinauf zum Gipfel schlängelt. Die Gehzeit zum Gamskogel beträgt etwa 45 Minuten. Den Steig säumen zahlreiche, teils schon verblühte Schneerosen.

Das Holzkreuz des dem Wilden Kaiser vorgelagerten Gamskogels liegt wenige Meter unterhalb des eigentlichen Gipfels (1.449m). Auf dem kleinen, teils bewaldeten Plateau befindet sich auch eine spiralförmige Lärchenholz-Bank, von der sich Himmel und Wolken beobachten lassen.  Wir genießen den Tiefenblick auf den Inn, der zwischen dem bayerischen Wildbarren und dem tiroler Kranzhorn die Voralpen verläßt. Auch die Aussicht auf den Zahmen Kaiser mit der markanten Pyramidenspitze (1.999m) und dem darunter eingebetteten Kaisertal ist beeindruckend. Insbesondere die Ritzau-Alm, die Vorderkaiserfeldenhütte, die Antoniuskapelle und der Hinterkaiserhof sind gut zu erkennen. Feldberg und Stripsenkopf markieren den Übergang vom Zahmen Kaiser zum Wilden Kaiser.

Am Gipfel ist unser nächstes Zwischenziel, die Kaindlhütte, bereits ausgeschildert. Ein schmaler Steig – teils mit Treppenstufen versehen - führt rechterhand durch Latschen und in vielen kleinen Serpentinen bergab. Bei Nässe kann sich der kurze steile Abstieg rutschig präsentieren. Etwa 15 Minuten nach dem Gipfel verlassen wir den Bergwald an den Hängen von Gams- und Brandkogel und folgen dem Wanderpfad in moderatem Auf und Ab über freies Almgelände. In einer langgezogenen Rechtskehre ignorieren wir eine Abzweigung nach links in Richtung hinteres Kaisertal (Hinterbärenbad / Anton-Karg-Haus), in das man via “Bettlersteig” hinunter kommt.

Unter den nahezu senkrecht in den Himmel ragenden Nordwänden des Wilden Kaisers - mit dem Sonneck (2.261m) sowie den sich anschließenden Gipfel-Zacken Hackenköpfe, Scheffauer und Zettenkaiser - wandern wir ohne größere Höhendifferenz immer in Richtung Kaindlhütte weiter. Rechterhand blicken wir über den Talkessel hinweg bis zur Bergstation am Brentenjoch.

Rund 45 Minuten später erreichen wir das Almkreuz oberhalb der Kaindlhütte (1.318m). Unser Blick schweift über die welligen Almböden der Steinbergalm, dem früheren Kufsteiner Skigebiet.

Wir steigen nun wenige Meter hinunter zur kleinen Almsiedlung mit der bewirtschafteten Kaindlhütte, mehreren Almgebäuden und der malerischen Kapelle.

Die über 100 Jahre alte Kaindlhütte liegt auf 1.293m am westlichen Fuß des Wilden Kaisers. Die urige Bergwirtschaft mit Sonnenterrasse ist sowohl ein beliebtes Tagesausflugsziel, als auch Stützpunkt für verschiedene Klettertouren. Einkehrern werden traditionelle Tiroler Brotzeiten mit Zutaten aus ökologischer und regionaler Herkunft angeboten. Auf der Tageskarte stehen beispielsweise Graukäse, Brettljause, Speck- und Kaspressknödelsuppe, Spinatknödel oder Kartoffelgulasch. Während der Sommersaison hat die Hütte täglich geöffnet.

Bis zu 40 Personen können in der Kaindlhütte übernachten – v.a. in Zwei- und Mehrbettzimmern sowie einem Lager. Weitere Details und Informationen auch zur Hüttengeschichte bietet die Homepage www.kaindlhuette.com.

Nach der Hütteneinkehr steigen wir noch zum Hochegg (auf einigen Wegweisern und Karten auch als "Hocheck" bezeichnet) hinauf. Dazu folgen wir nach der Kaindlhütte dem geschotterten Fahrweg nach rechts hinüber zu einem Geländerücken. Hier könnte man geradeaus via Adlerweg weiter zur Walleralm (rund 1 Stunde Gehzeit) und zum Hintersteiner See (rund 2 Stunden Gehzeit) auf Scheffauer Gemeindegebiet wandern.

Wir biegen jedoch nach links auf einen schmalen Steinpfad ab. Dieser führt uns auf teilweise noch mit kleinen Schneefeldern bedeckten Almwiesen hinauf zum Hochegg, einer 1.470m hohen Erhebung auf dem grasigen Grat zwischen Steinberg und Walleralm. Am Gipfelkreuz werden wir nach rund 30-minütigem Aufstieg mit einer erneut beeindruckenden Aussicht, diesmal auf das Inntal und die es umgebende Bergwelt, belohnt. Das Hochegg ist zudem mit einer windgeschützten Holz-Spirale für die Gipfelrast ausgestattet.

Vom Hochegg steigen wir in 20 Minuten wieder zur Kaindlhütte ab. An der Hütte vorbei folgen wir anschließend dem Fahrweg weiter talwärts. Am Wegweiser in Richtung Brentenjoch / Sesselbahn verlassen wir den Weg nach links und marschieren auf einem Almwiesen-Pfad an der privaten Steinberghütte vorbei in den Gaisbachgraben hinunter. Nach der Bachüberquerung auf einem Holzbrückerl stoßen wir wieder auf den breiten Forstweg, der nach links hinauf zum Brentenjoch führt. Rund 1 Stunde nach der Kaindlhütte – und insgesamt etwas über 4,5 Stunden nach unserem Aufbruch am Brentenjoch - sind wir wieder zurück an der Bergstation des Kaiserlifts.

Bevor wir wieder hinunter ins Tal nach Kufstein schweben, gönnen wir uns noch einen kurzen Abstecher zum Weinbergerhaus (oft auch als Brentenjoch-Hütte bezeichnet).

Das bewirtschaftete Weinbergerhaus liegt nur wenige Geh-Minuten entfernt auf 1.269m Seehöhe und ist während der Sommersaison täglich geöffnet. Die Schutzhütte auf dem Kufsteiner Stadtberg bietet in ihrer gemütlichen Gaststube und auf der sonnenverwöhnten Terrasse nicht nur eine gute tiroler Hüttenküche, sondern auch ein beeindruckendes Berg- und Tal-Panorama. Zum Abschluss können wir nochmals den Höhenzug des Wilden Kaiser in voller Pracht bewundern. Details zur Hütte (mit Übernachtungsmöglichkeiten etc.) findet man unter www.weinbergerhaus.at.

Ein alpines Naturerlebnis mit panoramareichen Aussichtsgipfeln und idyllischem Almdorf am Fuß des Wilden Kaiser !

 

Günter Etschel ALMVOLK

Hinweis: Die Benutzung der beschriebenen Wege erfolgt stets auf eigene Gefahr.