Frühlingswanderung (14): Heuberg

impressionen aus nussdorf

Trotz dichter Wolkendecke zieht es uns heute auf den Heuberg. Zum einen, weil wir ihn bei ganz vielen Wanderungen auf beiden Seiten des Inntals immer wieder vor Augen hatten, zum anderen, weil sich der Gipfelbereich zur Krokusblüte im Frühling meist farbenfroh präsentiert.

Als Eckpfeiler der Chiemgauer Alpen und “Pforte” ins bayerisch-tiroler Inntal thront der Heuberg mit seiner – durch gleich mehrere Gipfel geprägten – kronenförmigen Struktur über dem Ort Nußdorf. Unser Tagesziel ist der namensgebende Mittelgipfel, eine aus dem Tal weithin sichtbare Graskuppe mit Gipfelkreuz auf 1.338m. Weitere Gipfelpunkte sind die Kindlwand (1.228m), die Wasserwand (1.367m) und der Kitzstein (1.398m).

 

Bei der Anfahrt aus Bayrischzell passieren wir auf der Deutschen Alpenstraße das Sudelfeld, bleiben an der Gabelung oberhalb des Tatzelwurms geradeaus auf der Mautstraße nach Brannenburg (3,00 EUR Gebühr, die Rückfahrt am gleichen Tag ist darin enthalten) und erreichen nach Überquerung des Inns schließlich unseren im Landkreis Rosenheim liegenden Ausgangspunkt Nußdorf. Via Inntalautobahn aus Richtung Rosenheim bzw. Kufstein kommend wählt man am besten die Ausfahrt Brannenburg / Nußdorf. Der gebührenfreie Heuberg-Wanderparkplatz am Steinbach ist im Ortszentrum gut ausgeschildert.

 

Wir starten unsere Heuberg-Rundtour auf 483m Seehöhe. Für den Aufstieg entscheiden wir uns für die anspruchsvollere Route über die Bichleralm, talwärts geht es dann über weite Strecken auf Fahrwegen via Einsiedelei Kirchwald zurück.

Vom Parkplatz aus folgen wir etwa 500m dem linkerhand des Steinbachs verlaufenden Mühltalweg stromaufwärts bis zur zweiten hölzernen Brücke. Gerdeaus ginge es durch das idyllische Mühltal weiter in Richtung Dandlberg-Alm. Wir überqueren hier jedoch den Bach zum Waldpark hin (Wegweiser “Kirchwald / Heuberg”) und gehen wenige Meter hinauf zu einer Teerstraße (Heubergweg), an der wir uns links orientieren. Auf Höhe der letzten Häuser der Ortschaft biegen wir am Schilderbaum rechts ab. Auf dem vor uns aus dem Wald einmündenden Kreuzweg kommen wir später zurück.

Der geschotterte Wanderweg führt uns zwischen Waldrand und Wiesen am Fuß des Heubergs entlang. Wir marschieren durch großflächige Bärlauch-Felder, die ihren markanten Geruch verströmen. Nach etwas über 20 Minuten Gehzeit stoßen wir auf die asphaltierte Heuberg-Forststraße, die wir nach wenigen Metern bereits wieder verlassen. Auf 520m Seehöhe biegen wir am Standort “Römerweg” rechts auf den Steig zum Heuberg ab.

Der nun fast bis zum Gipfel auf der westlichen Hangseite im Bergwald verlaufende Pfad steigt erst moderat, dann deutlich steiler an. Wir folgen immer den meist deutlichen Wegmarkierungen an Baumstämmen und Felsen und steigen im Zick-Zack bergauf. Zweimal kreuzen wir einen Forstweg. Teilweise ist der romantische Pfad von Buchenlaub bedeckt, an einigen Stellen ist es nach der Schneeschmelze etwas matschig (bei Nässe besteht erhöhte Rutschgefahr !). Weiter oben verläuft der unterhalb der Kindlwand nach rechts abdrehende Steig streckenweise auf Gestein, teils auch ausgesetzt. Eine kurze Passage ist mit Drahtseilen gesichert.

Nach fast 2 Stunden Gehzeit erreichen wir auf 1.120m das auf einem freien Geländeabsatz gelegene Gebäude der Bichleralm (private Jagdhütte). Normalerweise bietet sich hier ein herrlicher Blick zurück auf Nußdorf, ins Inntal sowie auf die Berge der Wendelstein-Region. Allerdings schränkt die dichte Dunstglocke die Aussicht heute stark ein, so dass wir nur kurz auf dem kleinen Plateau mit Aussichtsbankerl verweilen.

Links an der Hütte vorbei führt uns der Pfad weiter im nun lichteren Wald aufwärts bis zur Weggabelung am Kindlwand-Sattel (auf 1.157m). Geradeaus ist der Abstieg via Kirchwald nach Nußdorf ausgeschildert, den wir für den Rückweg wählen wollen, um die – gerade am Wochenende und an Feiertagen – stark frequentierte klassische Route über die Daffnerwald-Almen zu umgehen.

Wir biegen rechts in Richtung des noch rund 30 Minuten entfernten Heuberg-Gipfels ab. Auf einem über einige Felsstufen am Bergrücken zunächst steil ansteigenden und dann weitgehend mit mäßiger Steigung am Grat entlang führenden Wald- und Wiesenpfad erreichen wir nach insgesamt rund 3-stündigem Aufstieg schließlich unser Tagesziel.

Auf dem beliebten und aus mehreren Richtungen begehbaren Aussichtsberg ist man selten allein. In direkter Umgebung der Heuberg-Wiesenkuppe ragen auch noch die schroffen Felsengipfel der Wasserwand (der anspruchsvolle Klettersteig erfordert Trittsicherheit und Schwindelfreiheit) sowie des Kitzstein empor.

Die Grashänge um das edelweißgeschmückte hölzerne Gipfelkreuz auf 1.338m sind von zahlreichen lila und weißen Krokussen bewachsen, allerdings nicht so spektakulär wie erhofft – zum Teil durch den frühen Zeitpunkt kurz nach der Schneeschmelze bedingt, aber wahrscheinlich auch aufgrund des am heutigen Tag fehlenden Sonnenscheins.

Da wir auf unserer Route nicht an den Almwirtschaften Laglerhütte (www.laglerhof-nussdorf.de) und Deindlalm (www.deindlalm.de) - beide im Bereich der Daffnerwald-Alm auf 1.050m angesiedelt - vorbei kommen und eine Einkehr deshalb ausfällt, stärken wir uns aus dem Rucksack. Trotz eingeschränktem Panoramablick erkennen wir dabei Hochries, das nahe Kranzhorn sowie die Erhebungen des Mangfallgebirges auf der anderen Inn-Seite. Das Voralpenland können wir heute nur erahnen.

Nach der Gipfelrast wandern wir auf dem Gratweg zurück zur bereits bekannten Wegkreuzung unter der Kindlwand. Hier geht es nun rechts auf einem zunächst steilen Pfad bergab, der weiter unten in einen steinigen Karrenweg übergeht. Auf 976m Seehöhe queren wir nach rund 1 Stunde Gehzeit die Waldlichtung der Mailach-Alm (mit mehreren privaten Hütten). Anschließend wenden wir uns links und folgen stets der breiten, geschotterten bzw. asphaltierten Almstraße talwärts in Richtung Nußdorf / Kirchwald.

Rund 30 Minuten später treffen wir auf die rechts vom Weg gelegene, als letzte in Oberbayern noch bewohnte Einsiedelei Kirchwald (692m). Die dazugehörige spätbarocke Wallfahrtskirche “Mariä Heimsuchung” wurde ursprünglich im Jahr 1720 erbaut. In der Mitte des Hochaltars ist eine byzantinische Ikone in einen Strahlenkranz eingearbeitet. Dieses Gnadenbild hatte 1644 ein Pilger aus Rom mitgebracht, der sich etwa 100m unterhalb der heutigen Kirche eine Klause in einer Felsenhöhle errichtete. Der dort austretenden Wasserquelle wurde eine heilende Wirkung zugeschrieben. In früheren Zeiten diente die Einsiedelei auch als Schule für die Nußdorfer Kinder.

Nach der Kirchenbesichtigung gönnen wir uns an der immer noch existierenden Quelle einen heilenden Schluck und setzen den Heimweg auf der Forststraße fort. Kurz vor Nußdorf biegen wir an einem Wegweiser rechts ab und folgen dem ausgetretenen, sich in kleinen Kehren durch den Hochwald schlängelnden und über Holzstufen hinunter zum Heubergweg führenden Kreuzweg, an dessen Ende wir zu Beginn unserer Wanderung abgebogen sind.

Nun geht es rechterhand zum Mühlbach, wieder über die Brücke und am Bach entlang zurück zum Parkplatz, den wir rund 2 Stunden nach dem Aufbruch am Gipfel erreichen. Insgesamt hat die sich über rund 10km und 850 Höhenmeter erstreckende Frühlingstour zum Heuberg etwa 5 Stunden gedauert.

Unsere heutige Krokuswanderung hätte schöneres Wetter verdient gehabt. Wir nehmen uns den Heuberg nochmals im Sommer auf einer Route über die bewirtschafteten Almen vor !

 

Günter Etschel ALMVOLK

Hinweis: Die Benutzung der beschriebenen Wege erfolgt stets auf eigene Gefahr.