Herbstwanderung (10): Jägerkamp

impressionen aus spitzingsee

Ziel unserer heutigen Herbsttour ist der Jägerkamp, der nordwestliche Gipfel des Rotwand-Massivs.

 

Talort ist Spitzingsee. Nach der zwischen Schliersee-Neuhaus und Aurach von der Bundesstraße abzweigenden Auffahrt zum Spitzingsattel fahren wir weiter zum großen (oberen) Parkplatz an der Talstation der Taubensteinbahn. Der bahneigene Parkplatz ist gebührenpflichtig (4 EUR).

 

Da wir heute schon spät dran sind, entscheiden wir uns kurzfristig dafür, den Aufstieg zum Taubenstein durch eine Fahrt mit der Taubenstein-Kabinenbahn abzukürzen, die noch im Sommer-Betrieb ist. Alle wichtigen Informationen wie Betriebszeiten, Fahrpreise etc. findet man im Internet unter www.alpenbahnen-spitzingsee.de.

Die Kabinenbahn bringt uns in kurzer Zeit von 1.089m auf 1.613m, wobei wir nicht nur die Aussicht auf den Spitzingsee mit der dahinter liegenden Bergwelt vom Stolzenberg bis zur Bodenschneid genießen können, sondern auch unsere Route zum Jägerkamp schon überblicken.

 

Die in der unmittelbaren Umgebung der Bergstation gelegenen Gipfel- (Taubenstein, 1.692m) und Hütten-Ziele (Obere Maxlrainer Alm, Taubensteinhaus) heben wir uns einmal für eine Aufstiegstour zu Fuß auf. Dafür planen wir auf dem Weg zum Jägerkamp noch kurze Abstecher zum Rauhkopf und zur Benzingspitz ein.

An der Taubenstein-Bergstation geht es zunächst hinunter in die Scharte am oberen Lochgraben und auf der gegenüber liegenden Seite auf einem steinigen Pfad westlich des Grats durch ein leicht bewaldetes Wegstück wieder rund 100 Höhenmeter hinauf. Wir überqueren noch einen Viehzaun und stehen nach etwa 15 Minuten Gehzeit am Gipfelkreuz des Rauhkopfs (1.689m). Im Nahbereich blicken wir auf Taubenstein, Rotwand und Hochmiesing.

Nun halten wir uns rechts und steigen auf dem ausgetretenen Wiesenpfad zum Rauhkopfsattel (1.510m) ab. Aus der Senke geht es dann wieder hinauf zur weithin sichtbaren Schnittlauchmoosalm (1.616m) und weiter zum darüber liegenden Verbindungsrücken zwischen Aiplspitz und Jägerkamp. Rechterhand blicken wir auf die nahen Gipfel von Tanzeck (1.703m) und Aiplspitz (1.759m), die zwar in wenigen Minuten erreichbar wären, heute aber auch gut besucht sind. Wir biegen an der Verzweigung stattdessen links ab und wandern – nun nur noch leicht ansteigend – direkt auf den ausgeschilderten Jägerkamp zu.

Durch eine Latschengasse steigen wir schließlich zum Kreuz auf dem Ostgipfel (1.746m) hinauf, das wir etwa 45 Minuten nach dem Rauhkopf erreichen. Das schöne Bergwetter ermöglicht uns einen herrlichen Tiefenblick auf die Jägerbauernalm, den Schliersee und in das Alpenvorland hinein. Das Bergpanorama am Jägerkamp reicht vom Breiten- und Wendelstein im Osten, zum hinteren Sonnwendjoch und Schinder im Süden sowie bis zu den Tegernseer Bergen im Westen.

Beim Abstieg vom Jägerkamp durchqueren wir zunächst die vom Aufstieg bekannte Latschengasse und bewegen uns dann am Grat entlang auf das links vom Wanderpfad erhöht gelegene Latschenfeld zu. Nur wenige Trittspuren markieren den Einstieg zur Benzingspitz, die mit 1.732m niedriger liegt als die Kamm-Nachbarn Jägerkamp und Aiplspitz und aufgrund ihrer geringen Ausprägung inmitten des dichten Latschenfelds von außen kaum sichtbar und auch nicht ausgeschildert ist. Rund 15 Minuten nach dem Aufbruch am Jägerkamp stehen wir am nächsten Gipfelkreuz und genießen die Ruhe auf der wenig besuchten Benzingspitz.


Zurück auf dem Aufstiegspfad (jetzt in Richtung Schnittlauchmosalm) zweigt auf dem Sattel rechts hinunter der beschilderte Steig zu den oberen Schönfeldalmen ab, die auf 1.451m im Kessel unterhalb des Jägerkamps und der Benzingspitz liegen. Wir passieren die Almgebäude und erreichen nach insgesamt rund 30-minütigem Abstieg unser heutiges Einkehrziel, die Schönfeldhütte.

Die auf 1.410m auf einer Hochalmfläche gelegene, 1949 erbaute Schönfeldhütte ist ein Haus des Deutschen Alpenvereins (Sektion München). Bewirtschaftet wird die Hütte vom Wirtepaar, das auch die Albert-Link-Hütte nahe des Spitzingsees betreibt.

In der gemütlichen Gaststube oder auf der großen Sonnenterrasse mit herrlichem Blick hinüber zum Taubenstein genießt man traditionelles Hüttenessen. Auf der Karte stehen zum Beispiel Kaspressknödelsuppe, Spinatknödel, Schinkennudeln, Wildfleischpflanzerln, Kaiserschmarrn und weitere hausgemachte Mehlspeisen. Eine besondere Spezialität sind Kesselgulasch oder Linseneintopf, die im selbstgebackenen Brottopf serviert werden. Produkte und Zutaten stammen soweit möglich aus der Region.

Die Schönfeldhütte, die nahezu das gesamte Jahr über geöffnet ist, bietet Übernachtungsgästen insgesamt 36 Schlafplätze, davon 26 in Mehrbettzimmern und 10 in einem Matratzenlager. Details gibt es auf der Homepage unter www.schoenfeldhuette.de.

Der etwa 1-stündige Abstieg zum Ausgangspunkt führt uns zunächst auf dem geschotterten bzw. asphaltierten Fahrweg an den Gebäuden der unteren Schönfeldalm samt Rauhkopfhütte und Stauweiher vorbei bis zur Schwarzenkopfhütte (Station der Bayerischen Polizei).

Nach einer kleinen Kapelle biegen wir rechts in Richtung Taubensteinbahn-Talstation ab und folgen dem Wanderweg talwärts, erst durch Waldstücke und dann streckenweise entlang der Seilbahnmasten. Insbesondere im Bereich der Skipiste ist der Pfad allerdings kaum markiert, steil und bei Nässe äußerst rutschig, so dass hier erhöhte Aufmerksamkeit gefordert ist.

Eine abwechslungsreiche 3-Gipfel-Tour mit Seilbahnunterstützung !


Günter Etschel ALMVOLK

Hinweis: Die Benutzung der beschriebenen Wege erfolgt stets auf eigene Gefahr.