Almsommer-Tour (5): Wendelstein

impressionen aus bayrischzell

Der Wendelstein mit seiner markanten Gestalt und exponierten Lage ist wohl der bekannteste Berg der Bayerischen Voralpen. Für unseren heutigen Besuch wählen wir die „faule“ Variante, d.h. wir erklimmen den Wendelstein per Seilschwebebahn von Bayrischzell aus, erkunden den Gipfel- und Panoramapfad und wandern dann zu Fuß über die Zeller Scharte bergab zurück zur Talstation.

 

Den großen Parkplatz der Wendelsteinbahn erreicht man einfach über die Landstraße. Er liegt kurz vor Osterhofen linkerhand (aus Richtung Miesbach kommend) bzw. nach Osterhofen rechterhand (von Bayrischzell kommend). Die Parkgebühr beträgt 3 EUR, die wir beim Erwerb des Seilbahntickets erstattet bekommen. Alternativ gibt es hierher auch einen Anschluss über die Wendelstein-Bus-Ringlinie oder die Bayerische Oberlandbahn (BOB), die wenige Gehminuten entfernt am Bahnhof Osterhofen hält.

 

Die Bergfahrt mit der Wendelsteinbahn ist täglich ab 9.15 Uhr bis 17 Uhr im stündlichen Rhythmus bzw. nach Bedarf auch alle 30 bzw. 10 Minuten möglich (Einzelfahrt-Preis für einen Erwachsenen 14 EUR). Die 1970 erbaute Großkabinen-Pendelbahn mit einem Fassungsvermögen von 50 Personen je Gondel überwindet in rund 7 Minuten Fahrzeit eine Strecke von 3km und dabei 932m Höhenunterschied. Die Talstation liegt auf 799m Seehöhe, die einzige Stütze auf 1.295m und die Bergstation auf 1.731m. Viele weitere Details zum Bahnbetrieb (sowie Highlights und Veranstaltungen auf dem Wendelstein) findet man im Internet unter www.wendelsteinbahn.de.

Oben angekommen bietet sich ein herrlicher Panoramablick nach Süden (z.B. auf Seebergkopf, Hochmiesing und Aiplspitz). Auf dem Plateau befinden sich neben der Bergstation der Seilbahn vor allem folgende Sehenswürdigkeiten:


  • Wendelsteinhaus: Das im Jahr 1883 eröffnete erste Bergwirtshaus der Bayerischen Alpen bietet heute über 100 Sitzplätze im Panoramarestaurant, über 350 Sitzplätze (v.a. Selbstbedienung) auf der Bergterrasse sowie weitere Stuben und Nebenräume für Feiern und Veranstaltungen. Im Untergeschoss kann man eintrittsfrei die Ausstellung "100 Jahre Wendelsteinbahn" besuchen.
  • Gacher Blick: Auf der Aussichtskanzel auf einem vorgelagerten Felsen - nur wenige Meter vom Wendelsteinhaus entfernt – werden mit Panoramatafeln alle umliegenden Gebirgsketten und Bergspitzen erläutert. Sichtbar sind bei gutem Wetter zum Beispiel Wilder Kaiser, Rofangebirge, Karwendel- und Wettersteingebirge sowie die Zentralalpen mit Großglockner und Großvenediger.
  • Bayerischer Rundfunk: Das Gebäude beherbergt die Überwachungs- und Kontroll-zentrale für das gesamte Sendernetz des BR und versorgt von Deutschlands höchstgelegenem Grundnetzsender aus fast ganz Oberbayern mit Fernsehbildern und Hörfunkprogrammen.
  • Wendelsteinhöhle:  Der begehbare Teil eines großen Höhlensystems, das sich durch das Gipfelmassiv zieht, ist Deutschlands höchste Schauhöhle (Eintritt 2 EUR am Ticketautomaten).
  • Wendelsteinkircherl: Die 1889 auf der Schwaiger Wand erbaute Kirche gilt als höchstgelegene Kirche Deutschlands und ist beliebter Ort für Bergmessen und Hochzeiten.
  • Bergbahnhof für die elektrische Wendelstein-Zahnradbahn: Deutschlands erste Hochgebirgsbahn wurde 1910-1912 von Otto von Steinbeis realisiert und kann nach ihrer Modernisierung 1991 heute von der Talstation in Brannenburg mit ihrem Doppeltriebwagen pro Fahrt bis zu 200 Personen auf den Wendelstein befördern.

 

Angesichts der zahlreichen Anziehungspunkte und technischen Möglichkeiten, auf den Wendelstein zu kommen, muss bei schönem Ausflugswetter an Wochenenden und Feiertagen natürlich mit entsprechendem Besucheraufkommen gerechnet werden.

Wir konzentrieren uns heute auf den Gipfel- und Panoramaweg. Der Gipfelweg ist ein gesicherter Kunststeig, der sich in steilem Felsengelände serpentinenartig in Richtung Gipfel schlängelt. Auf 860m Länge geht es noch einmal 102m in die Höhe, wofür man etwa 20-30 Minuten benötigt.

Der Wendelstein-Gipfel auf 1.838m ist mit seinem Nahezu-360Grad-Panorama sicherlich einer der schönsten Aussichtspunkte der Bayerischen Alpen. Neben der Plattform sind Gipfelkreuz, Wendelinkapelle, das Observatorium mit seiner Kuppel (Universitäts-Sternwarte mit Spiegel-Teleskop) sowie der weithin erkennbare rot-weiße Sendemast und weitere Antennen des BR angesiedelt.

Weiter geht es auf dem Panoramaweg, einem felsigen Wandersteig, der kurz unterhalb des Gipfels abzweigt (Trittsicherheit und festes Schuhwerk erforderlich !). In 30 bis 45 Minuten (ab dem Gipfel) führt er uns durch Latschenfelder über den Ostgipfel mit seinem schönen Brotzeitplatz im Uhrzeigersinn um den Wendelstein herum zurück zur Bergstation.

Außer dem herrlichen Blick auf den Breitenstein sowie ins Leitzachtal und Voralpenland kann man von hier aus auch gut die Berg- und Talfahrt der Zahnradbahn beobachten. Viele Schautafeln entlang des GEO-Wanderlehrpfads schildern die Entstehung der Alpen, die sich am Wendelstein besonders gut nachvollziehen lässt (vom Korallenriff vor der Küste Afrikas zum Bergmassiv).

Die etwa 2,5-stündige Abstiegsroute zurück zur Talstation beginnt zwischen Wendelsteinkircherl und Höhle. Über Stufen und Felsenpfad geht es hinab zur Zeller Scharte auf rund 1.600m, einem Durchgang zwischen dem Wendelstein im Westen und dem Kesselberg im Osten.

Wir wandern entsprechend der Beschilderung nach rechts weiter, immer bergab über Almwiesen, an den Wendelsteinalmen, einer DAV-Selbstversorgerhütte und der Sigl Alm (privat) vorbei. Nach einigen Waldstücken und rund 2 Stunden Gehzeit seit dem Wendelsteinplateau erreichen wir Hochkreuth (980m) mit dem Bergcafe Siglhof, das wir bald im Rahmen einer anderen Almsommer-Tour besuchen wollen.

Von Hochkreuth geht es teils auf Teerstraße, teils auf Wiesenpfad hinunter nach Osterhofen. Im Ort halten wir uns rechts in Richtung Seilbahn-Talstation und passieren den Bahnhof sowie die daneben liegende Kneipp-Anlage, die zur Erfrischung einlädt. An der Bahnlinie entlang führt uns der Weg unter der Seilbahn hindurch direkt zum Ausgangspunkt der heutigen Tour. Auf dem Abstieg haben wir insgesamt 1.046 Höhenmeter zurückgelegt.

Bei schönem Wetter ist der Wendelstein mit seinem einmaligen Bergpanorama – egal ob vom Gacher Blick oder vom Gipfel – immer einen Aufstieg oder eine Auffahrt wert !


Günter Etschel ALMVOLK

Hinweis: Die Benutzung der beschriebenen Wege erfolgt stets auf eigene Gefahr.