impressionen aus landl / tirol
Für heute wurden Rekordtemperaturen nahe 40 Grad Celsius für den Alpenrand angekündigt. Statt einer Bergtour steht deshalb die Durchwanderung einer wilden Bergschlucht auf dem Programm. Unser Ziel ist die Tiroler Glemmbachklamm, die wir von Jochberg bis Riedenberg stromaufwärts durchwandern wollen.
Erforderlich sind dafür: eine hohe Toleranz oder entsprechendes Spray gegen Stechmücken und Bremsen, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sowie wasserfestes (bzw. wasserverträgliches) Schuhwerk, das auch auf nassen Steinen griffig bleibt.
Der Einstieg in die Glemmbachklamm ist – außer von Jochberg - alternativ auch von Hinterthiersee (stromaufwärts) oder Riedenberg (stromabwärts) möglich. Sie ist nur bei niedrigem Wasserstand begehbar, bei Hochwasser oder drohender Gewittergefahr mit rasch steigendem Wasserpegel ist es zu gefährlich.
Den Ausgangspunkt unserer Tour erreichen wir, indem wir an der zentralen Brücke in der Tiroler Gemeinde Landl, zwischen der Landesgrenze (von Bayrischzell aus kommend) und Thiersee (von Kufstein aus kommend) in Richtung Jochberg abbiegen und der Ausschilderung weiter folgen. Auf der Straße geht es in Kehren etwa 100 Höhenmeter aufwärts. Da im Ortsteil Jochberg auf 810m nur eingeschränkte Parkmöglichkeiten bestehen, kann man auch in Landl starten, was rund 30 bis 45 Minuten zusätzliche Gehzeit erfordert.
Auf einer ansteigenden asphaltierten Anliegerstraße wandern wir nach den letzten Häusern des Ortes an einem malerisch gelegenen Bauernhof mit Kapelle vorbei. Links eröffnet sich ein herrlicher Blick hinüber nach Hinterthiersee. Nach rund 15 Minuten Gehzeit folgen wir der ausgeschilderten Abzweigung zur Glemmbachklamm nach links über eine Weide am Waldrand entlang. Der Weg verläuft ab hier stetig abwärts, an der Enderötzalm ist das Rauschen des Glemmbachs erstmals zu hören. Weiter geht es auf einem Forstweg, dann nach rechts durch den Wald und die letzten Meter hinunter zur Klamm auf einem gestuften Steig. Insgesamt sind wir bis hierher 30 Minuten gegangen.
Nach Erreichen der Klamm steht – quasi zum Testen der Wassertemperatur – gleich die erste Durchquerung des Glemmbachs an. Der malerische Klammweg verläuft mal rechts, mal links am Bach entlang. Mal wandern wir unten am Bach, mal auf einem Steig oberhalb der steilen Felsen. Man fühlt sich hier fast wie in eine andere Welt versetzt. Beeindruckend sind insbesondere das laute Rauschen des Bachs, die schroffen Klammwände (vor allem auf den ersten 1,5km), die großen zum Erfrischen einladenden Gumpen und das kristallklare kühle Bergwasser (mit pfeilschnellen kleinen Bachforellen).
Zahlreiche Querungen – es dürften 10 sein - sind zu bewältigen, davon nur eine über einen Holzsteg und ein bis zwei durch Balancieren über Steine. Insofern ist häufiger Durchwaten angesagt - teils in knöcheltiefen Furten, aber auch in reißenderem kniehohen Wasser.
An besonders steilen bzw. engen Stellen des Klammwegs sind Tritthilfen sowie Drahtseil-Sicherungen angebracht. Dabei wurde naturschonend vorgegangen, um die einzigartige Schönheit der ansonsten völlig unberührten Bergschlucht nicht zu beeinträchtigen. In insgesamt etwas über einer Stunde Gehzeit (ohne den Abstieg und noch folgenden Aufstieg) durchwandern wir so den 3km langen begehbaren Teil der Glemmbachklamm stromaufwärts.
Anschließend führt uns ein steiler Waldpfad in 15 Minuten bergauf bis wir auf einen Forstweg treffen. Diesem folgen wir in südwestlicher Richtung über den Weiler Rieden (ab hier auf Asphalt) in weiteren 15 Minuten zum Berggasthof Wastler. Dieser liegt auf 996m in einem idyllischen Hochtal und ist unsere heutige Einkehrstation. Näheres zum Gasthof kann man im Internet unter www.wastler.info oder in unserem Bericht über die Frühlingswanderung nach Riedenberg nachlesen.
Für den Rückweg wählen wir den abwechslungsreichen, oberhalb der Klamm verlaufenden Wanderweg nach Jochberg. Zwischen Larchberg und Glemmbachklamm geht es in Wellen teils bergab, teils wieder bergauf – per Saldo aber rund 200m abwärts. Mal an bunt blühenden Bergwiesen vorbei, mal im Wald. Streckenweise auf Asphalt, dann auf breitem Forstweg, schließlich schmalem Pfad, danach wieder Forstweg und zum Schluss auf dem Teerweg zurück zum Parkplatz. Das Rauschen der Klamm hören wir fast durchgehend, zu sehen bekommen wir sie aufgrund des dichten Waldes aber nicht mehr. Nach gut 1,5-stündigem Rückmarsch beenden wir unsere heutige Almsommer-Tour am Startpunkt in Jochberg.
Die Glemmbachklamm ist ein echtes Naturschauspiel und Ort zum Krafttanken für den trittsicheren und schwindelfreien Wanderer
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Günter Etschel │ ALMVOLK
Hinweis: Die Benutzung der beschriebenen Wege erfolgt stets auf eigene Gefahr.